Bei Hugo Boss brodelt es. Der britische Händler Frasers Group, größter Anteilseigner des Modekonzerns, stellt sich überraschend gegen Aufsichtsratschef Stephan Sturm. Das geht aus einer Pflichtmitteilung hervor – und sorgt für neue Spekulationen rund um die Zukunft des MDAX-Konzerns.
Laut einer offiziellen Mitteilung des Unternehmens unterstützt Frasers Group den aktuellen Aufsichtsratsvorsitzenden von Hugo Boss nicht mehr. Pikant: Sturm hatte den Investor zuvor informiert, dass er sein Amt ohne dessen Rückhalt nicht weiterführen wolle. Frasers kündigte an, notfalls aktiv in die Besetzung des Aufsichtsrats einzugreifen, um einen neuen Vorsitzenden zu installieren.
Offiziell hält Hugo Boss dagegen: Sturm stehe „fest zu seiner Verantwortung“ und wolle das Amt weiter ausüben. Doch die Dynamik zwischen Konzern und Großaktionär spricht eine andere Sprache.
Frasers hält knapp 25 Prozent direkt, inklusive Finanzinstrumenten sogar mehr als 30 Prozent. Würde der Investor diese Instrumente in Aktien wandeln, wäre eine Pflichtofferte die Folge. Diese Option steht nun wieder im Raum.
Zuletzt gab es Spannungen über die Ausschüttungspolitik. Frasers hält die Aktie für deutlich unterbewertet und sieht Dividendenausschüttungen kritisch – das Geld solle ins Wachstum fließen, nicht an die Aktionäre.
Laut dem Manager Magazin sollen zwei große chinesische Konsumgütergruppen ein Auge auf Hugo Boss geworfen haben. Namen werden nicht genannt, die Information heizt aber die Spekulationen über mögliche strategische Schritte weiter an.
Anfang November zeigte sich das Management zurückhaltender. Für 2025 erwartet Hugo Boss Erlöse von 4,2 bis 4,4 Milliarden Euro und ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern zwischen 380 und 440 Millionen Euro – jeweils eher am unteren Ende der Zielspanne. Gründe sind konjunkturelle Unsicherheiten und ungünstige Wechselkurse.
Am 3. Dezember folgt eine Investorenveranstaltung, auf der das Management seine Strategie aktualisieren will. Vor diesem Hintergrund erhält der aktuelle Machtkampf zusätzliche Brisanz.
Das Papier gehört am Montag zu den wenigen MDAX-Gewinnern und steigt kurz vor Handelsschluss um rund ein halbes Prozent. Im Jahresverlauf liegt sie jedoch rund 14 Prozent im Minus. Anleger reagieren damit nur verhalten auf die jüngsten Turbulenzen. Die Aktie wurde zuletzt ausgestoppt und ist daher aktuell keine AKTIONÄR-Empfehlung. Anleger beobachten den offenen Machtkampf vorerst lieber von der Seitenlinie.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Hugo Boss.
01.12.2025, 17:05