Hugo Boss hat solide Zahlen abgeliefert – zumindest auf den zweiten Blick. Im herausfordernden Marktumfeld erzielte das deutsche Bekleidungsunternehmen im dritten Quartal zwar vier Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr, doch die Kostendisziplin zahlte sich aus: Hugo Boss konnte die Gewinne leicht steigern.
Der Umsatz schrumpfte im dritten Quartal von 1,03 Milliarden Euro auf 989 Millionen Euro und blieb damit hinter dem Analystenkonsens zurück, der von 1,01 Milliarden Euro ausging. Belastet wurde das Quartal von einem eingetrübten Konsumklima sowie einem schwächeren US-Dollar. Um Währungseffekte bereinigt wäre der Umsatz nicht um vier, sondern um ein Prozent zurückgegangen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.
Dafür schneiderte Hugo Boss weiter an der Effizienz. Trotz Umsatzflaute konnte der Metzinger Modekonzern die Bruttomarge um einen Prozentpunkt auf 61,2 Prozent verbessern. Das operative Ergebnis blieb mit 95 Millionen Euro im Jahresvergleich stabil. Allerdings hatten die Analysten auch hier im Vorfeld mit 1,3 Millionen Euro mehr gerechnet. Mit einem Nettogewinn von 59 Millionen Euro schlug Hugo Boss die Erwartungen und legte im Vergleich zum Vorjahresquartal um sieben Prozent zu.
Beim Blick nach vorne übt sich CEO Daniel Grieder in Zurückhaltung: Umsatz und EBIT dürften 2025 jeweils am unteren Ende der Prognosespanne landen – also etwa 4,2 Milliarden Euro Umsatz und 380 Millionen operativer Gewinn. Ursprünglich war die Spanne bis 4,4 Milliarden Euro beziehungsweise 440 Millionen Euro offen.
So reagiert die Aktie
Die Reaktion am Markt fiel zunächst nüchtern aus – die Zahlen passten ins Bild. Nach einem Minus von zwei Prozent zum Handelsstart drehte der Kurs von Hugo Boss im Laufe des Vormittags leicht ins Plus und führte damit zwischenzeitlich den schwachen MDAX an. Im weiteren Tagesverlauf gab die Aktie ihre Gewinne jedoch wieder ab und rutschte bis zum Mittag rund vier Prozent ins Minus.
Charttechnisch bleibt die Lage daher angespannt: Durch einen großen Kursrutsch ist die Aktie zuletzt unter die 50-Tage-Linie und 200-Tage-Linie gefallen – ein klarer Dämpfer für die Bullen.
74-Prozent-Chance?
Die Analysten halten indes an ihren Ratings fest. Am optimistischsten zeigt sich Philipp Frey von Warburg Research: Der Branchenkenner bleibt nach den Zahlen bei seiner Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 67 Euro. Nach aktuellen Kursen entspricht dies einem Potenzial von rund 74 Prozent. Das dritte Quartal sei schwierig gewesen, doch beim Gewinn habe das Unternehmen die Erwartungen erfüllt.
Jefferies-Analyst Frederick Wild führt die Umsatzschwäche bei Hugo Boss auf das Timing der Auslieferungen zurück, sieht darin also kein strukturelles Problem. Sein Kursziel für die Halteposition liegt bei 41 Euro. Das Konsens-Kursziel der von Bloomberg erfassten Analysten liegt bei rund 44 Euro.
Hugo Boss bleibt operativ auf Kurs, doch an der Börse ist Geduld gefragt. Mit Blick auf das Chartbild zählt jetzt die 37-Euro-Marke. Hält der Kurs diese Unterstützung, könnte er sich rasch wieder in Richtung 45 Euro aufbügeln. Investierte Anleger bleiben an Bord.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Hugo Boss.
04.11.2025, 10:17