Wenn der Dow Jones in den vergangenen Monaten einen schwachen Handelsstart erlebte, nutzten die Anleger die niedrigeren Kurse und schlugen zu. Doch am heutigen Montag ist die Situation etwas anders gelagert.
Vom Aufatmen nach der Evergrande-Krise kann auch in der zweiten Handelshälfte im heutigen US-Handel nicht die Rede sein. Denn am Nachmittag fiel der Dow Jones rund 2,5 Prozent auf 33.660 Punkte und notierte damit so tief wie zuletzt im Juni.
Experten, die jetzt zu einem Nachkauf raten gibt es dennoch. So schreibt Chief-Global-Market-Analyst Marko Kolanivic von JPMorgan in einer Nachricht an seine Klienten: „Der Ausverkauf, der über Nacht eskalierte, wird unserer Meinung nach hauptsächlich durch technische Verkaufsströme in einem Umfeld geringer Liquidität und der Überreaktion einiger Händler auf die bekannten Risiken angetrieben.“
Seine Kollegen von Morgan Stanley sehen hingegen ein Szenario am Markt als möglich, das zu einem breiteren Abverkauf an den Aktienmärkten von bis zu 20 Prozent führen könnte. Als Gründe nennen sie nicht nur Evergrande, Geldpolitik, Rohstoffpreise und Konjunkturprogramme, sondern auch die Tatsache, dass der Dow Jones schon lange keinen kräftigen Rücksetzer erlebt hatte.
Der Grund für dieses Worst-Case-Szenario: „Angesichts der außergewöhnlichen fiskalischen Anreize während der Corona-Rezession befürchten wir, dass die unvermeidliche Wachstumsverlangsamung viel schlimmer ausfallen wird als derzeit erwartet“, so Morgan Stanley.
Was war passiert?
Der angeschlagene chinesische Immobilienkonzern Evergrande muss frisches Geld auftreiben, um Banken, Zulieferer und Anleihegläubiger zu bezahlen. Anleger befürchten einen Zahlungsausfall. Die Probleme haben sich laut Beobachtern für Evergrande in den letzten Monaten verschärft, weil Peking strengere Regeln für den hoch verschuldeten Immobiliensektor des Landes durchsetzt.
Darüber hinaus befürchten die Anleger nicht nur eine baldige Abkehr von der lockeren US-Geldpolitik, sondern sehen sich auch mit Risiken konfrontiert, die sich aus der Ungewissheit über das Vier-Billionen-Dollar-Wirtschaftsprogramm von US-Präsident Joe Biden sowie aus der Notwendigkeit einer Anhebung oder Aussetzung der US-Schuldenobergrenze ergeben.
Mit Material von dpaAFX.