Die vietnamesische Billigfluggesellschaft VietjetAir, Ende 2007 gegründet, will weiter expandieren. Auf der Paris Air Show in Le Bourget unterschrieb man am Dienstag bei Airbus einen Großauftrag über 100 Passagierflugzeuge vom Typ A321neo. Ein anderer Billigflieger gibt jedoch in wenigen Wochen auf.
Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus hat am zweiten Tag der Paris Air Show einen weiteren Großauftrag an Land gezogen. Die vietnamesische Fluggesellschaft VietjetAir unterzeichnete am Dienstag in Le Bourget einen Vorvertrag über 100 Mittelstreckenjets in der Langversion A321neo, teilte der DAX-Konzern auf der Messe mit. Der Auftrag könne noch um weitere 50 Maschinen wachsen, hieß es weiter. Kommt der Auftrag endgültig zustande, dürfte der Wert im mittleren einstelligen Milliarden-Euro-Bereich liegen.
Bereits zum Messestart am gestrigen Montag hatte Airbus mit mehreren Großaufträgen gepunktet (DER AKTIONÄR berichtete). Und Vietjet hatte erst Ende Mai 20 Airbus-Großraumjets vom Typ A330neo geordert.
Beim Airbus-Konkurrenten Boeing blieb es auch am Dienstag zumindest bis zum Nachmittag ruhig. Schon am Montag hatte er keine Flugzeugbestellungen gemeldet. Boeing war zuletzt dazu übergegangen, Flugzeug-Bestellungen eher während politisch motivierten Besuchen bekannt zu geben.
Der Hersteller muss im übrigen nach Jahren der Krise verkraften, dass in der vergangenen Woche eine Boeing 787 von Air India mit 242 Menschen an Bord abgestürzt ist. Die Ursache des Unglücks wird noch gesucht. Die Führung des US-Konzerns bleibt der Luftfahrtmesse deshalb fern.
Die Aktie von Boeing startet mit kleinen Aufschlägen in den US-Handel, Airbus leidet im Handel via Xetra gegenüber Vortag mit einem leichten Abschlag auf etwa 161 Euro.
Eine andere Billigfluggesellschaft muss jedoch aufgeben. Die australische Fluggesellschaft Qantas hat angekündigt, ihre Billigtochter Jetstar Asia in Singapur zum 31. Juli einzustellen. Die Airline begründete den Schritt mit steigenden Kosten und zunehmender Konkurrenz in Südostasien. Laut Qantas wird Kapital in Höhe von umgerechnet rund 326 Millionen Euro für Investitionen in neue Flugzeuge frei.
Die vor 20 Jahren gegründete Airline Jetstar Asia betreibt derzeit 13 Airbus A320, die nun nach Australien und Neuseeland verlagert werden sollen. Die Tochter war laut Mutter Qantas zuletzt durch höhere Gebühren an Flughäfen, gestiegene Zulieferkosten und stärkeren Wettbewerb wirtschaftlich unter Druck geraten. Die Erträge hätten nicht mit den besser laufenden Kernmärkten der Gruppe mithalten können.
Qantas-Chefin Vanessa Hudson sagte, einige Lieferanten hätten ihre Preise um bis zu 200 Prozent erhöht, was die Kostenstruktur grundlegend verändert habe. Man investiere derzeit mehrere hundert Millionen Dollar in die bestehende Flotte und habe fast 200 neue Flugzeuge bestellt. Jetstar Asia wird für das laufende Geschäftsjahr mit einem operativen Verlust von rund 21 Millionen Euro erwartet.
Vor kurzem war auch die ungarische Billigfluggesellschaft Wizz Air in Turbulenzen geraten. Nach miesen Jahreszahlen per Ende März und einem miesen Ausblick auf die kommenden Monate ist die Aktie Anfang Juni an der Börse abgesackt. Und heute markiert der Wert an der Börse London bei 1.076 GBp ein neues Allzeittief.
Das Geschäft in der Luft ist nicht einfach. Fluggesellschaften sind gezwungen, neue effizientere Flugzeuge einzusetzen, um ihre Kosten im Zaum zu halten. Auch die Flugzeugbauer Airbus und Boeing leiden – hauptsächlich wegen der immer noch gestörten Lieferketten. Längerfristig werden jedoch sowohl AKTIONÄR-Favorit Airbus als auch Boeing ihre Abnehmer unter den Fluggesellschaften finden.
Enthält Material von dpa-AFX