Die beiden führenden Verkehrsflugzeug-Hersteller der Welt zeigen an der Börse aktuell gegenläufige Bewegungen. Obwohl Boeing die besten Auslieferungen seit 2018 verzeichnete, brach die Aktie am Donnerstag ein. Konkurrent Airbus hingegen markierte neue Rekordhöhen. Wie es in den kommenden Wochen weitergehen könnte.
Boeing hat im August 2025 insgesamt 57 Flugzeuge ausgeliefert und erzielte damit das beste August-Ergebnis seit 2018. Dennoch liegt der US-Hersteller weiterhin hinter seinem europäischen Konkurrenten Airbus zurück, der in diesem Monat 61 Jets auslieferte.
Laut dem Auftrags- und Auslieferungsbericht von Boeing handelte es sich bei den Auslieferungen im August 2025 hauptsächlich um die 737 Max sowie um die Modelle 777F, 787-9, 787-10, 767-2C und 737-700. Auch im Vormonat lag Boeing hinter Airbus zurück und lieferte im Juli 2025 nur 48 Flugzeuge aus, während Airbus 67 Jets an 41 Kunden auslieferte.
Die Auslieferungszahlen von Boeing sind nach wie vor von Produktionsproblemen betroffen, darunter die seit Anfang 2024 geltende Produktionsobergrenze der Federal Aviation Administration (FAA) von 38 Flugzeugen vom Typ 737 Max pro Monat.
Die FAA erklärte kürzlich, dass noch keine Entscheidung über die Aufhebung dieser Obergrenze getroffen wurde. FAA-Administrator Bryan Bedford erwähnte, dass derzeit noch szenariobasierte Tabletop-Übungen mit Boeing durchgeführt werden, um die Risikofaktoren zu bewerten, bevor Anpassungen der aktuellen Obergrenze vorgenommen werden.
Im Vergleich dazu lieferte Airbus im August 61 Flugzeuge an 39 Kunden aus, darunter sieben Großraum-Flugzeuge und 54 Schmalrumpfflugzeuge. Die Auslieferungen lagen zwar erneut unter dem von Airbus angestrebten Produktionsziel von 67 Flugzeugen pro Monat. Insgesamt hat Airbus damit im laufenden Jahr 434 Maschinen ausgeliefert.
Doch Airbus erhielt im August auch 99 Bruttobestellungen. Dies bedeutet einen deutlichen Anstieg gegenüber den sieben Bestellungen im Juli 2025. Airbus weist damit eine stärkere Verkaufsdynamik als Boeing aus, die im August 2025 lediglich 26 neue Bestellungen einstrichen.
Am Markt kamen die Airbus-Zahlen gut an. Zumal sich Airbus-CEO Guillaume Faury in einem Interview mit CNBC optimistisch äußerte, dass Airbus sein prognostiziertes Jahresziel von 820 ausgelieferten Flugzeugen in 2025 erreichen werde. Das Unternehmen habe auf verspätete Triebwerks-Lieferungen von CFM International und Pratt & Whitney gewartet. Diese werden nun zügig geliefert.
Die Airbus-Aktie markierte daraufhin am Donnerstag bei 195,26 Euro ein neues Allzeithoch. Am Freitag-Vormittag schwankt die Airbus-Aktie knapp unterhalb von 194 Euro.
Für gute Laune an der Börse sorgte zuletzt auch, dass Airbus ein Aktienrückkaufprogramm ankündigte. Bis zum 16. Januar 2026 sollen maximal 4.140.000 eigene Aktien gekauft werden. Airbus hat eine Investmentgesellschaft mit der Durchführung der ersten Tranche des Programms beauftragt, die einen Betrag von maximal 2.070.000 Aktien umfasst und am 8. September 2025 begann und spätestens am 31. Oktober 2025 endet.
Boeing hat seit Jahresbeginn bislang 385 Flugzeuge ausgeliefert. Trotz der anhaltenden Produktionsprobleme erhält auch Boeing weiterhin Aufträge. Im August 2025 erhielt Boeing insgesamt 26 neue Bestellungen: 14 für die 777X, fünf für die 787-9, fünf für die 737 MAX und zwei für die 787-10. Dies ist ein Rückgang gegenüber 31 Bestellungen im Juli 2025, wodurch sich die Gesamtzahl der Bruttobestellungen für das Jahr auf 725 Flugzeuge beläuft.
Die Boeing-Aktie geriet am Donnerstag kräftig unter Druck. Mit einem Tagesabschlag von über drei Prozent war der Wert Schlusslicht im Dow Jones. Dabei wurde sowohl der GD50 als auch ein kurzfristiger Aufwärtstrend nach unten verlassen.
Weitere Verzögerung bei Triple-Seven
Fundamentaler Grund für den Kursrückgang: Der US-Flugzeugbauer kann den Zeitplan für die Zertifizierung seines neuen Großraumjets 777-9 erneut nicht einhalten. Die ersten Maschinen des Typs könnten erst im kommenden Jahr ausgeliefert werden, sagte Boeing-Chef Kelly Ortberg. Dies wäre sechs Jahre später als beim Start des Programms im Jahr 2013 erwartet.
Derzeit hapert es bei der End-Zulassung. Zuletzt habe es laut Ortberg zwar keine neuen technischen Probleme gegeben. Aber selbst kleine Verzögerungen hätten große finanzielle Auswirkungen auf Boeing, das bereits mehrere Milliarden Dollar bei dem Programm verloren habe. Zudem stehe die Lieferkette bei allen Programmen unter dem Druck steigender Preise.
Auch wenn Boeing im August die besten Auslieferungen seit 2018 verzeichnete, und auf einen Auftragsbestand von 6.539 nicht ausgeführten Bestellungen kommt, bleiben sie immer noch hinter Airbus zurück. Bei den Europäern stehen mehr als 8.600 Orders in der Pipeline.
In den kommenden Wochen sollten beide Werte angesichts der vollen Auftragsbücher (und auch der Rüstungs-Fantasie) weiter aufwärts tendieren. DER AKTIONÄR ist insbesondere für Airbus weiterhin optimistisch und hat zuletzt ein Kursziel von 225 Euro ausgegeben.
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12.09.2025, 09:58