Die Inflation in den USA befindet sich weiter auf dem Rückzug. Im Dezember stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,5 Prozent, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Im November hatte die Rate noch bei 7,1 Prozent gelegen. Das sagen führende Ökonomen zu den Daten.
Bernd Weidensteiner und Christoph Balz, beide Volkswirte bei der Commerzbank, sehen darin eine willkommene Nachricht für die Fed, dass die Inflationsrate wieder deutlich unter ihrem Gipfelpunkt liegt und sich vor allem weiter in die richtige Richtung bewegt. "Dies dürfte die Ansicht stützen, dass die Fed jetzt mit kleineren Zinsschritten auskommt", so die Experten.
Für die Fed sei dies wohl ohnehin nicht mehr die entscheidende Frage, ihr komme es jetzt eher auf den Zinsgipfel an und nicht, ob dieser eine Sitzung früher oder später erreicht wird. "Ob die Fed auf der Sitzung Anfang Februar noch einmal 50 Basispunkte nachlegt oder den Zinsschritt auf 25 Basispunkte verkürzt, hängt wohl auch vom Arbeitskostenindex ab", so Weidensteiner und Balz.
Laut Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank, werden die Inflationsraten über die kommenden Monate hinweg weiter fallen. "Es wird zunächst relativ zügig bis in den Bereich der vier Prozent gehen", prognostiziert der Experte.
"Vor allem der zu erwartende geringere Mietpreisanstieg wird die Inflationsraten erheblich nach unten drücken. Das Thema Inflation verliert also an Brisanz und die Fed kann damit weiter einen Gang zurückschalten", so Gitzel.
Auf der nächsten und übernächsten Zinssitzung werde die Fed die Zinsen "nur" noch um 25 Basispunkte anheben. "Auf der Zinssitzung Anfang Mai wird die Fed dann von weiteren Zinsanhebungen absehen", sagt Gitzel.
Für Dirk Chlench, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg, zeigt die Betrachtung einzelner Komponenten im US-Konsumentenpreisindex das aus den Vormonaten schon bekannte Muster. "Der Preisauftrieb für Güter lässt infolge des Überwindens der Lieferkettenschwierigkeiten spürbar nach, bei Dienstleistungen setzt er sich indes unvermindert fort."
Bernd Krampen, Volkswirt NordLB, sagte: "Mittlerweile scheinen sich also erfreulicherweise Anzeichen für eine gewisse Entspannung an der Preisfront zu manifestieren." Deshalb sollte die Fed bei der übernächsten FOMC-Sitzung am 22. März eine abwartende Haltung einnehmen.
Mit den Konsequenzen einer so restriktiven Geldpolitik werde sich die Notenbank aber ohnehin beschäftigen müssen: "Neben den unisono auf unter 50 Punkten abgetauchten ISM PMIs sowohl in der Industrie als auch im Service-Sektor zeigen zudem die Bereiche Immobilien, Einkommen und bereits Konsum klar rezessive Tendenzen auf", so Kampen. Das von der Fed angestrebte Soft Landing sei schon jetzt ein herausforderndes Ziel.
(mit Material von dpa-AFX)