Das Jahr 2025 entpuppte sich als knallharte Lektion für Krypto-Optimisten und ihre Wall-Street-Gurus. Wo im Januar noch von astronomischen Kursgewinnen die Rede war, herrscht nun bittere Ernüchterung. Die Diskrepanz zwischen kühnen Vorhersagen und der eisigen Realität des Marktes könnte kaum größer sein.
Der Wendepunkt markiert den 10. Oktober. Ein „Flash Crash“ rasierte binnen Minuten 12.000 Dollar vom Bitcoin-Kurs – ein Minus von knapp zehn Prozent. Die Kettenreaktion war verheerend: Liquidationen im Volumen von 19 Milliarden Dollar binnen 24 Stunden, gefolgt von einer „Kaskaden-Warnung“ unter Händlern. Insgesamt lösten sich 500 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung in Luft auf.
Das Ergebnis: Bitcoin notiert aktuell mehr als 30 Prozent unter seinem Allzeithoch von 126.223 Dollar, das erst sechs Tage vor dem Crash markiert wurde. Das digitale Gold steuert damit auf den ersten Jahresverlust seit dem Krypto-Winter 2022 zu.
Fantasiezahlen
Rückblickend wirken die Prognosen vom Jahresanfang wie Satire. Samson Mow, CEO von Jan3, prophezeite einen „gewaltsamen“ Anstieg auf eine Million Dollar. Blockstream-Gründer Adam Back sekundierte mit einer Spanne von 500.000 bis einer Million Dollar, getrieben von institutioneller Gier. Auch Venture-Capitalist Chamath Palihapitiya rief 500.000 Dollar aus – mit Zieldatum Oktober. Sie alle lagen nicht nur daneben, sie lagen meilenweit daneben.
Doch nicht nur die Evangelisten irrten. Auch die vermeintlich nüchterne Finanzelite scheiterte spektakulär. JPMorgan erhöhte noch Anfang Oktober das Kursziel auf 165.000 Dollar, setzend auf den „Debasement Trade“ als Schutz vor Währungsabwertung. VanEck sah bereits im ersten Quartal ein Hoch von 180.000 Dollar, während Tom Lee von Fundstrat bis in den Herbst auf bis zu 250.000 Dollar beharrte.
Sture Bullen und späte Einsicht
Besonders resistent gegen die Realität zeigte sich Michael Saylor. Der Chairman von Strategy bekräftigte selbst nach dem Crash Ende Oktober seine Erwartung von 150.000 Dollar zum Jahresende.
Nur wenige zogen spät die Reißleine. Galaxy Digital CEO Mike Novogratz korrigierte sein 500.000-Dollar-Ziel im Oktober kleinlaut auf 120.000 Dollar. Standard Chartered folgte im Dezember und halbierte das Ziel radikal von 200.000 auf 100.000 Dollar.
Das Jahr 2025 lieferte somit einen deutlichen Dämpfer für die Krypto-Gemeinde. Die überzogenen Erwartungen, genährt von einer Mischung aus FOMO und mangelnder Risikobetrachtung, sind einer tiefen Ernüchterung gewichen. Statt neuer Rekorde bleibt die bittere Erkenntnis: Im Reich der Kryptowährungen ist der Weg von der Ankündigung zur Realität länger und steiniger, als die meisten zugeben wollen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.
30.12.2025, 14:57