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12.05.2017 Florian Söllner

Kolumne: Game over für Solarworld – spielt Tesla-Chef Elon Musk ein ähnliches Spiel?

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Tesla

Wer bin ich? Und bin ich überhaupt ich selbst? René Descartes (1596-1650) vertrat die These: Ich denke, also existiere ich. Mittlerweile wissen wir: Das Gehirn ist eine Art große Biomaschine, welche (Stichwort Deep Learning) schon in großen Teilen nachgebaut werden kann – künstliche Intelligenz denkt selbst, kann aber von außen gesteuert werden. Tesla-Chef Elon Musk etwa ist überzeugt: Wir Menschen sind nur Spielfiguren in einem großen Spiel. „Die Wahrscheinlichkeit, dass wir in der Realität leben, ist eins zu einer Million“, so der sympathisch-verrückte Tesla-Gründer. Die Begründung: Vor 40 Jahren gab es auf Atari zwei Striche und einen Punkt. 2017 haben wir fotorealistische 3D-Simulationen mit Millionen, die gleichzeitig spielen. Und jetzt stellen Sie sich vor, es vergehen 10.000 Jahre – Realität und Spiel sind nicht mehr unterscheidbar. So wie jetzt schon bei Elon Musk: Die Risiken bei Tesla (Model 3 kommt ohne lange Beta-Tests) sind extrem hoch – wohl auch, weil er Tesla von Anfang an als eine Art Spiel begriffen hat. Fährt er die Firma gegen die Wand (wie einmal im Real Life einen 1-Million-Dollar-McLaren, als er Facebook-Investor Peter Thiel beeindrucken wollte), geht für ihn das Spiel mit anderen Firmen einfach weiter.

Elon Musk erinnert mich an Frank Asbeck. Nicht nur, weil Asbeck bei einem Telefoninterview mit mir gerne einmal den Motor seines Sportwagens aufheulen ließ. Asbeck war 2009 ein ähnlicher Medienliebling wie jetzt der Tesla-Chef und wurde von Zeitungen zum „Sonnengott“ ausgerufen – abgehoben wie eine Musk’sche Mars-Mission war der Versuch, 2008 Opel für bis zu eine Milliarde zu übernehmen. Ab 2012 war Asbeck dann nicht mehr telefonisch erreichbar, da DER AKTIONÄR zum (Leer-)Verkauf geraten hatte. Gestern der Tiefpunkt der Aktie: Solarworld meldete Insolvenz an.

So weit ist es bei Tesla freilich noch nicht. Doch ich sehe weitere Parallelen zwischen den beiden: Profiteur politischer Umweltförderungen, große bis abwegige Visionen, Vermengung von Familie und Aktionärsinteresse (Solarworld kaufte 2011 noch vor der Krise den Solarprojektierer Solarparc [Großaktionär Familie Asbeck], Musk 2016 die schwächelnde Solarcity seines Cousins), hohe Fertigungstiefe im Heimatland (wenig Outsourcing von Wafern beziehungsweise Batterien, was bei Marktänderungen zum Bumerang werden kann). Ich habe mich gerade auch mit dem Fondsmanager Christofer Rathke darüber unterhalten. Auch er sieht „Analogien“, hält Musk aufgrund seiner „selbstironischen Art“ aber für witziger und interessanter, „auch wenn er nicht alle Tassen im Schrank hat“.

Der PR-Effekt selbstbewusster Firmenlenker und gewagter Prognosen ist unbestritten und gerade in der Anfangszeit Garant für einen Erfolg. Doch werden die Auftritte schriller und die Visionen abwegiger, schrillen bei mir die Alarmglocken. Ich spreche fast täglich mit Vorständen von börsennotierten Unternehmen. Am liebsten sind mir dabei Charaktere, die nicht laut an die Türen von Journalisten trommeln, sondern eigentlich lieber ihre Technologie oder die Firma im Stillen vorantreiben würden. Zumal beim antizyklischen Ansatz des AKTIONÄR Hot Stock Report der Clou darin liegt, nicht in Aktien zu investieren, über die wegen eines „Lautsprechers“ als CEO schon die ganze Welt spricht, sondern in solche, deren Stärke erst beim zweiten Blick deutlich wird.

Frank Asbeck hat viel für die saubere Sonnenkraft in Deutschland getan und Elon Musk ist unschätzbar wichtig für den Durchbruch des Elektroautos. Beides sind Technologien, die ich liebe. Dennoch: Ein lauter Auftritt ist nicht immer ein Zeichen von Stärke, sondern oft der Versuch, operative Schwäche zu kaschieren. Stille Vorstände und Aktien-Geheimtipps sind aus Investorensicht auf lange Sicht viel wertvoller.

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