Am Vormittag hatte DER AKTIONÄR mit Verweis auf einen Bild-Artikel berichtet, dass Thyssenkrupp vor einer weitreichenden Transformation stehe. Der Industriekonzern solle in eine Finanzholding umgewandelt werden. In einer Pressemitteilung bestätigte das Unternehmen nun die Gerüchte. Man sorge so für mehr Flexibilität, Transparenz und Wert.
Thyssenkrupp steht vor der tiefgreifendsten Neuausrichtung seit Jahren: Der Konzern will sich zu einer strategischen Holding wandeln und seine Geschäftsbereiche Schritt für Schritt ausgliedern. Ziel ist es, Tochterfirmen wie Materials Services, Automotive Technology und Decarbon Technologies eigenständig an den Kapitalmarkt zu führen. Als Vorbild dient die bereits börsennotierte Wasserstofftochter Nucera.
CEO Miguel López sieht darin große Chancen: „Die Unabhängigkeit eröffnet Flexibilität, stärkt Investitionen und schafft mehr Transparenz für Anleger.“ Auch nach dem Börsengang will Thyssenkrupp mit Ausnahme des geplanten Stahl-Joint-Ventures mit EPG in der Regel die Mehrheit an den Einheiten behalten. Der schon länger im Raum stehende Börsengang von der U-Boot-Tochter Marine Systems soll noch 2025 über die Bühne gehen.
Klar ist: Der Umbau ist auch eine Antwort auf anhaltende strukturelle Probleme, darunter das träge Stahlgeschäft und die zu komplexe Konzernstruktur. Getrieben von der geplanten Abspaltung der Marinesparte, Hoffnung auf eine Transformation und der allgemein positiven Marktstimmung hatte sich die Aktien in den vergangenen Monaten bereits merklich von ihrem Mehrjahrestief gelöst. Am Montag honoriert der Markt nun das endgültige Ja zum Strategiewechsel: Das Papier legt am Nachmittag um rund sieben Prozent hinzu.
Thyssenkrupp wohl vor Personalabbau
Weitere Details, etwa zum geplanten Personalabbau an der Konzernspitze, nannte zwar Thyssenkrupp noch nicht. Die Umwandlung in eine Finanzholding hat aber sicherlich auch personelle Konsequenzen. In der Konzernzentrale sollen laut Bild am Sonntag nur noch rund 100 statt bislang etwa 500 Mitarbeitende beschäftigt sein. Verwaltungstätigkeiten sollen verstärkt von den eigenständigen Sparten übernommen werden.
Der Umbau zur Holding dürfte Thyssenkrupp für Investoren wie strategische Partner interessanter machen. Das zeigt sich bereits beim Kurssprung am Montag. Kommt das Unternehmen wie geplant mit seinen Abspaltungen voran, dürften langfristig noch höhere Kurse möglich sein. Die Aktie bleibt aus Sicht des AKTIONÄR ein Kauf. Anleger beachten den Stopp bei 7,20 Euro.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Thyssenkrupp.