Risk everything“ lautet das Motto des WM-Spots von Nike. Ein Fallrückzieher gehe zwar mit einer Wahrscheinlichkeit von 76 Prozent schief – doch er muss gewagt und gesprungen werden, so der Appell des Sportartikelriesen. Am Ende triumphieren dem Werbefilm zufolge überraschende, gewagte Aktionen von Stars wie Neymar über grauen Sicherheitsfußball. Risiken einzugehen ist in diesen Tagen sehr in. Auch Adidas wirbt weltweit mit dem Slogan „all in or nothing“.
Und tatsächlich: Im Sommer 2014 werden die Mutigen belohnt. Bei Temperaturen von über 30 Grad stürmen in Brasilien Teams wie das der Niederländer mit Hurra und drei Stürmern – und besiegen durch einen spektakulären Flugkopfball abwartende, kühl kalkulierende Spanier. „Das Team, das wirklich attackiert und Risiken eingeht, gewinnt“, stellt die französische Trainerlegende Gérard Houllier fest. Offensivfußball hat bereits zu doppelt so viel Toren geführt wie bei der WM vor vier Jahren.
Mut gewinnt – auch an der Börse
Risiko wird auch an der Börse honoriert. Zumal das Umfeld für Wachstumsaktien angesichts des galoppierenden Fortschrittes in Bereichen wie Mobile, Technologie oder erneuerbare Energien gut ist wie nie. Die Welt verändert sich rasant und gehört den Mutigen. Rückschläge sind dabei gerade bei höher bewerteten Titeln immer möglich. Doch Anleger, welche die Komfortzone verlassen und auf offensivere Titel setzen, haben die Chance auf deutlich höhere Gewinne.
Jemand, der täglich eine Extraportion Mut frühstückt, ist Elon Musk. Der Tesla-Chef traut sich zu, die Autoindustrie komplett umzukrempeln. Seine neueste Wette mit ungewissem Ausgang: Er gibt Tesla-Patente frei. Viel Mumm mussten auch seine Aktionäre mitbringen. Das Papier war auf KGV-Basis schon immer extrem teuer und riskant. Als Tesla in Ausgabe 33/2013 als eine der „heißesten Aktien der Welt“ vorgestellt wurde, lag das KGV bei über 100. Doch wer sich ein Herz gefasst hat und eingestiegen ist, hat in knapp einem Jahr rund 70 Prozent Kursplus erzielt.
DER AKTIONÄR stellt in der aktuellen Ausgabe 27/2014 erneut „heiße Aktien“ vor. Doch bei aller Risikofreude darf ein Schuss Vernunft nicht fehlen. „All in“, wie in der Werbung gefordert, sollte gerade bei volatilen Aktien vermieden werden. Selbst ein nach dem Motto „Tod oder Gladiolen“ agierender Trainier wie Van Gaal denkt beim stürmischen Angriffsfußball immer auch an die Abwehr. Stoppkurse und dem Risiko entsprechende Positionsgrößen erhöhen auf lange Sicht die Performance und den Spaß am Risiko.