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05.01.2017 Marion Schlegel

Probiodrug: Hoffnung bei Alzheimer-Forschung

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Erst vor Kurzem musste die Branche einen herben Rückschlag verkraften. Der US-Konzern Eli Lilly hat eine schwere Niederlage auf der Suche nach einem Alzheimer-Heilmittel einstecken müssen. In einer Phase-3-Studie verfehlte Solanezumab den primären Endpunkt, wie Lilly mitteilte. Patienten, die damit behandelt wurden, hätten keine statistisch signifikante Verlangsamung beim Rückgang ihrer geistigen Fähigkeiten gezeigt. Die Aktie von Eli Lilly ging daraufhin deutlich in die Knie und brachte auch andere Werte, die im Alzheimer-Bereich forschen, kräftig unter Druck. Das Marktpotenzial für wirksame Alzheimer-Medikamente wird auf zweistellige Milliardenbeträge geschätzt.

Auch ein deutsches Unternehmen ist in der Alzheimer-Forschung aktiv und hat Interessantes in der Pipeline. DER AKTIONÄR hat mit Konrad Glund, Vorstand von Probiodrug, über die Entwicklungen am Markt und die Chancen des Unternehmens gesprochen.

DER AKTIONÄR: Herr Glund, wie sehen Sie die Entwicklungen im Alzheimermarkt – insbesondere nach der Enttäuschung bei Eli Lilly?

Konrad Glund: Eli Lilly’s Solanezumab verfehlte den primären Endpunkt, eine statistisch signifikante Verzögerung des kognitiven Verfalls, im sogenannten EXPEDITION-3-klinischen-Phase-3-Versuch; die Firma wird für Solanezumab keine Zulassung beantragen. Dieses Ergebnis war enttäuschend, aber aufgrund des molekularen Mechanismus von Solanezumab nicht gänzlich unerwartet. Es sind weitere Abeta Antikörper-Ansätze in klinischer Phase-3-Prüfung, die nach heutigem Kenntnisstand hoffnungsvoller aussehen, beispielsweise Aducanumab von Biogen und Crenezumab von Roche / Genentech. Während Solanezumab an monomeres, nicht-modifiziertes und lösliches Abeta bindet, bindet Aducanumab und Crenezumab unspezifisch an aggregiertes Abeta, sogenannte Abeta Oligomere. Die beginnende Abeta-Oligomerenbildung, die später dann zu den Ablagerungen als Plaques führt und auf eine im Alter sich ausbildende Imbalance von Abeta Synthese und Abbau zurückzuführen ist, gilt als ein Trigger zur Auslösung der Alzheimer’schen Erkrankung.

Neben den Abeta Antikörper-Ansätzen wie eben beschrieben sind BACE Inhibitoren, die die Synthese von Abeta herabsetzen, in fortgeschrittener klinischer Testung. Am weitesten entwickelt ist Verubecestat der Firma Merck & Co, wo erste Phase-3-Daten im zweiten Halbjahr 2017 präsentiert werden sollen. Zusammenfassend kann man sagen: Sowohl Antikörper als auch niedermolekulare BACE Inhibitoren, die an unterschiedlichen Stellen an Abeta angreifen und auf der sogenannten Abeta Hypothese beruhen, befinden sich in fortgeschrittener klinischer Entwicklung. Die fehlgeschlagene Entwicklung von Solanezumab signalisiert keinesfalls das Scheitern der Abeta-Hypothese, vielmehr müssen die Studien zu und Ergebnisse von spezifischeren Abeta-Ansätzen durchgeführt und abgewartet werden.

Was ist das Besondere an der Forschung von Probiodrug?

Probiodrug stellt in den Fokus seiner Forschungen ein modifiziertes Abeta, pyroglutamat-Abeta (pGlu-Abeta). Dieses wird nach der Synthese von Abeta (posttranslational) in der frühen Krankheitsphase durch das Enzym Glutaminylcyclase (QC) gebildet. pGlu-Abeta ist Trigger für die oben beschriebene Abeta-Oligomerenbildung, tritt nur unter pathologischen Bedingungen auf und ist damit involviert in Intiation und Progession der Erkrankung.

Probiodrug targetiert pGlu-Abeta mit zwei Ansätzen: Erstens: Verhinderung der Modifikationsreaktion durch Inhibierung von QC mit einem niedermolekularen Inhibitor. PQ912 ist der am weitesten entwickelte Kandidat, es ist ein „first in class molecule“ und gegenwärtig in einer Phase-2-Studie, Ergebnisse werden im Mai dieses Jahres erwartet. Zweitens: Spezifische Bindung eines Antikörpers an pGlu-Abeta mit nachfolgendem Abbau. PBD-C06 ist in präklinischer Entwicklung.

Mit PQ912 ist Probiodrug deutlich differenziert von allen anderen Ansätzen zur Entwicklung eines Medikamentes zur Behandlung der Alzheimer’schen Erkrankung. Typische Nebenwirkungen von Antikörper-Therapien wie Ödeme oder Mikroblutungen sind nicht zu erwarten. Die im Mai 2017 zu erwartenden Ergebnisse des laufenden Phase-2-Versuches sollen Rückschlüsse über Sicherheit und Verträglichkeit am Patienten sowie erste Hinweise auf Wirksamkeit liefern.

Vielen Dank für das Gespräch.

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