Seit dem Börsengang im September 2021 hat sich das Management von Porsche nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Die Aktie hat seit dem Hoch bei 120.35 Euro rund 60 Prozent verloren. Porsche-Chef Oliver Blume hat dem Sportwagenbauer eine strategische Radikalkur verordnet. Am Dienstag legt der Luxusauto-Hersteller Q1-Zahlen vor.
2025 sollen rund 800 Millionen Euro in die Entwicklung neuer Verbrenner und Hybridautos gesteckt werden. Grund: der ursprünglich geplante Elektrohochlauf stottert.
Vor allem in China laufen die Geschäfte nicht so wie geplant, unter anderem auch bei Elektroautos. Die wohlhabende Kundschaft in der Volksrepublik hält sich angesichts der Immobilienkrise und der generellen Wirtschaftslage bei Luxuskäufen schon länger zurück.

Das ist umso fraglicher, als nun US-Präsident Donald Trump die Einfuhr von Autos aus der EU mit weiteren Zöllen in Höhe von 25 Prozent belegt hat - auch Nordamerika ist ein wichtiger Markt des Porsche-Konzerns. Porsche hat keine Produktion in den USA und muss daher in Kauf nehmen, die Preise erhöhen zu müssen, soll das Renditeniveau gehalten werden. Zu einem Verkaufsschub wird das freilich nicht führen.
Analysten sind gespannt, wie das Management die Auswirkungen einschätzt. Der erst seit Kurzem amtierende neue Finanzchef Jochen Breckner sprach in dem Zusammenhang schon Mitte März von "schlaflosen Nächten".
Porsche hatte bereits mitgeteilt, dass die Auslieferungen weltweit in den ersten drei Monaten um acht Prozent auf 71.470 Autos gesunken sind. Immerhin lief der neue vollelektrische Kompakt-SUV Macan gut. Sehr schwach sah es weiter in China aus. In Nordamerika gab es hingegen einen ruckartigen Anstieg, unter anderem wegen eines schwachen Abschneidens ein Jahr zuvor infolge fehlender Teile. Womöglich spielten aber auch Vorzieheffekte wegen der angekündigten Zölle eine Rolle.

Bisher sind in den Unternehmensprognosen noch keine weitreichenden neuen Zölle berücksichtigt. CFO Breckner rechnete wegen der Kosten für Produkte und Umbau ohnehin mit schwächeren Werten als im Vorjahr. Der Umsatz dürfte sich zwar auf 39 bis 40 Milliarden Euro belaufen und damit nur geringfügig gegenüber den gut 40 Milliarden aus dem Vorjahr zurückgehen, weil mit einem weiteren Verkaufsrückgang von den 310.700 Autos aus dem Vorjahr zu rechnen ist. Bei der operativen Marge jedoch wird es mit erwarteten 10 bis 12 Prozent vom Umsatz nochmal deutlich weniger sein. Bereits vergangenes Jahr war sie um 3,9 Prozentpunkte auf 14,1 Prozent abgesackt.
Die langfristige Ambition von Porsche-Chef Blume sind eigentlich mehr als 20 Prozent. In der mittleren Frist hat Porsche die Erwartungen zuletzt auf 15 bis 17 Prozent gestutzt, wo vorher 17 bis 19 Prozent im Plan standen. Das dürfte auch erst zum Ende des Jahrzehnts hin klappen, sagte Breckner.

Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Analysten rechnen im Schnitt mit einem Umsatz von knapp neun Milliarden Euro. Das wäre ein Rückgang um lediglich 0,3 Prozent. Beim operativen Ergebnis gehen die Experten von durchschnittlich knapp 840 Millionen Euro aus. Das entspräche einem Minus von einem guten Drittel gegenüber dem Vorjahreszeitraum und einer Marge von etwa 9,4 Prozent (VJ: 14,2)
JPMorgan-Experte Jose Asumendi legt die Messlatte noch etwas tiefer. Er taxierte den Umsatz im ersten Quartal nach einer letzten Infoveranstaltung des Konzerns mit Analysten vor den Zahlen auf 8,2 Milliarden Euro und die Marge auf rund acht Prozent. Kompensationen für Zulieferer, Kosten für die CO2-Emissionsvermeidung und höhere Abschreibungen dürften ebenso belastet haben wie niedrigere Verkäufe, schrieb der Experte. Insofern sei ein lahmer Start ins Jahr zu erwarten.
Porsche AG geht mit der Restrukturierung in die richtige Richtung. Porsche muss allerdings den Absatzverfall im wichtigen chinesischen Markt schnellstmöglich stoppen. Das wird nicht einfach aufgrund der starken Konkurrenz der heimischen Hersteller, die mit einem erstklassigen Preis-Leistungs-Verhältnis punkten. Dennoch sollte n die negativen News im Kurs eingepreist sein. Der Weg zurück zum Erfolg dürfte allerdings lang sein und noch einiges an Zeit in Anspruch nehmen. Anleger brauchen bei ihrem Investment also einen langen Atem.
Kurzfristig könnte die Aktie Aufwärtspotenzial haben, sollte US-Präsident Trump seine aggressive Zoll-Politik zurückfahren. DER AKTIONÄR hält an der Position in seinem Echtgeld-Depot fest.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Porsche AG .
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Aktien der Porsche AG befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.
Enthält Material von dpa-AFX