Es ist eine Milliardenwette auf die Zukunft – und jeder wollte dabei sein: Oracle zapft den Bondmarkt an. Der Software-Riese hat heute 18 Milliarden Dollar eingesammelt. Es ist die zweitgrößte US-Anleihe-Emission des Jahres. Die Nachfrage war riesig. Was genau finanziert werden soll, ist wenig überraschend.
Es geht um Oracles massiven Kapazitätsausbau für die KI-Cloud. Das gab’s zu holen: 18 Milliarden Dollar, aufgeteilt in sechs Tranchen. Darunter eine seltene 40-Jahres-Anleihe. Die Nachfrage erreichte fast 88 Milliarden Dollar – mehr als das Vierfache des Volumens. Ein Teil der Anleihe bringt 1,37 Prozentpunkte mehr Rendite als vergleichbare US-Treasuries.
Warum das Geld nötig ist
Oracle steckt mitten in einem Kraftakt. Großkunden wie OpenAI und Meta verlangen riesige Cloud-Infrastruktur. Rechenzentren müssen gebaut und betrieben werden. In den kommenden Jahren könnte sich die Investitionssumme auf Hunderte Milliarden summieren. Analysten erwarten, dass Oracles Cashflow bis 2029 tief ins Minus rutscht, bevor er sich erholt. 2025 ist der operative Cashflow erstmals seit 1992 negativ.
Das klingt riskant, ist aber wohl durchdacht und möglichst solide kalkuliert. „Das ist nicht das Prinzip ‚Wenn wir es bauen, werden sie schon kommen‘. Sie sind bereits da, Verträge sind abgeschlossen, die Nachfrage ist vorhanden. Jetzt muss nur noch die Infrastruktur aufgebaut werden“, sagt Robert Schiffman von Bloomberg Intelligence. Genau deshalb könne Oracle trotz hoher Summen zu vertretbaren Konditionen so viel Geld aufnehmen.
Trotzdem: Mit der Emission steigt die Verschuldung weiter an. Ende August lagen die langfristigen Schulden bereits bei rund 95 Milliarden Dollar. Laut CreditSights könnte Oracle bis 2028 weitere 65 Milliarden aufnehmen müssen.
Es sind gewaltige Summen. Oracle steht allerdings nicht allein da. Diese Woche sorgte bereits Nvidia für Aufsehen: Bis zu 100 Milliarden Dollar sollen in OpenAI (ChatGPT) investiert werden. Auch dabei geht es um die Finanzierung gigantischer Rechenzentren für KI-Anwendungen.
Oracle liefert die größte Wette seiner Geschichte. Schuldenrekord, Cashflow im Minus, gigantische KI-Deals. Die Börse setzt dennoch auf den Konzern. Für Anleger bleibt die Frage: Wie lange hält der Spagat zwischen Wachstum und Verschuldung? Kurzfristig dürfte allerdings keine Gefahr drohen. AKTIONÄR-Leser liegen mit der Empfehlung derzeit rund 45 Prozent im Plus. Die aktuelle Konsolidierung nach dem Mega-Kurssprung, dem Chef-Wechsel und den TikTok-Gerüchten (siehe weiterführende Beiträge) ist normal.
24.09.2025, 20:55