Um satte vier Prozent verteuern sich die Anteilscheine des weltgrößten Chemieproduzenten BASF im heutigen Handel. Die Papiere des kleineren Konkurrenten Lanxess legen sogar um sechs Prozent zu. Der Hauptgrund hierfür dürfte die Hoffnung sein, dass es endlich zu einem nachhaltigen Frieden in der Ukraine kommt, da sich US-Präsident Trump mit Wladimir Putin treffen will.
Doch diese Hoffnungen sind leider recht vage. Zudem ist es auch sehr unwahrscheinlich, dass BASF, Lanxess & Co im Falle eines Endes der Kapfhandlungen wieder rasch billiges Erdgas aus Russland erhalten würden. Zumal das Hauptproblem der Chemiebranche hierzulande mittlerweile gar nicht mehr die Gaspreise sind, sondern die allgemein schwach laufende Weltkonjunktur.
So ist nun auch die Stimmung in Deutschlands chemischer Industrie abgestürzt. Sie ist nun so schlecht wie seit rund zwei Jahren nicht mehr. Im Juli sackte sie um 9,7 auf minus 19,2 Punkte ab, wie das Münchner Ifo-Institut mitteilt. Besonders stark brachen dabei die Erwartungen ein, die sich von plus 8,6 auf minus 9,2 drehten. "Die vorübergehende Hoffnung der Chemie auf eine konjunkturelle Erholung ist verflogen", sagt Ifo-Expertin Anna Wolf.
Die schwache Konjunktur in der Industrie allgemein belaste auch die Nachfrage nach den Produkten der Chemie, heißt es vom Ifo. Das macht sich im Auftragsbestand bemerkbar, der so schlecht bewertet wird wie zuletzt 2009 - während der Finanzkrise.
Die Umfrage, auf der der aktuelle Index beruht, wurde allerdings vor dem Zoll-Deal zwischen der EU und den USA beendet. Wie dieser sich auf die künftigen Einschätzungen der Unternehmen auswirken werde, sei schwierig zu prognostizieren, sagt Wolf.
Der Branchenverband VCI hatte ihn Ende Juli aber eher skeptisch kommentiert und auch Wolf sagt: "Obwohl die Branche ihre Wettbewerbsposition leicht verbessern konnte, schaden die neuen Zölle auf Chemikalien und Pharmazeutika dem US-Geschäft deutlich." Schon im Umfragezeitraum planten die Unternehmen zudem weiteren Stellenabbau: Die Beschäftigungserwartungen gingen zurück.
Es bleibt dabei: Langfristig betrachtet sind die beiden günstig bewerteten Chemie-Titel durchaus attraktiv. Kurzfristig sind aber weiterhin starke Nerven und Geduld gefordert. Wer die BASF-Anteilscheine bereits im Depot hat, kann sie nach wie vor im Portfolio belassen. Der Stoppkurs sollte weiterhin bei 31,00 Euro platziert werden. Bei Lanxess sollte die Position unverändert bei 19,50 Euro nach unten abgesichert werden.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.
Enthält Material von dpa-AFX
07.08.2025, 12:03