Entgegen der bisherigen Strategie, sich aus dem Kompaktwagensegment zurückzuziehen, plant Mercedes-Benz nun doch ein neues Einstiegsmodell. Damit reagiert der Premium-Hersteller auf den zunehmenden Druck der Konkurrenz und vollzieht einen bemerkenswerten Strategieschwenk, der für Anleger von großer Bedeutung ist.
Lange Zeit hieß es, die beliebte A-Klasse werde ohne direkten Nachfolger auslaufen. Mercedes wollte sich stärker auf hochpreisige und margenstarke Luxusfahrzeuge konzentrieren. Doch nun die Rolle rückwärts: Vertriebschef Mathias Geisen bestätigte gegenüber der Automobilwoche, dass es unterhalb des kommenden elektrischen CLA ein weiteres Modell geben wird. Geisens Aussage ist unmissverständlich: „Glauben Sie mir: Es wird langfristig ein Einstiegsmodell in die Welt von Mercedes-Benz geben“.
Die Basis für das neue Modell soll die zukunftsweisende MMA-Architektur bilden. Brancheninsider erwarten jedoch keine komplette Neuentwicklung, sondern eher eine preislich attraktiver positionierte Variante eines bestehenden SUV-Konzepts wie des GLA oder GLB. Ein solcher Schritt würde die Entwicklungskosten im Rahmen halten und dennoch den Zugang zur Marke Mercedes erleichtern.
Klare Kampfansage an BMW und Audi
Hintergrund dieser Entscheidung ist der verschärfte Wettbewerb. Während Mercedes seine Pläne für das Einstiegssegment zunächst auf Eis legte, schlafen die Rivalen aus München und Ingolstadt nicht. BMW arbeitet mit Hochdruck an einem elektrischen 1er, und auch Audi plant mit einem elektrischen A3 oder Q3, die kaufkräftige junge Zielgruppe anzusprechen. Diesen wichtigen Markt kampflos der Konkurrenz zu überlassen, wäre für Mercedes strategisch fatal gewesen.
Die aktuelle A-Klasse, die noch mit Verbrennungsmotoren läuft, erhält zwar eine Gnadenfrist bis 2028, doch der Konzern weiß um die enorme Bedeutung des Modells. Es dient als wichtiger „Köder“, um neue Kunden „schon früh an die Marke zu binden“ und sie langfristig für teurere Modelle zu begeistern. Dieser Mechanismus zur Sicherung der Kundenloyalität soll auch im Elektro-Zeitalter nicht aufgegeben werden.
Der Strategiewechsel bei Mercedes-Benz ist ein klares Zeichen von Pragmatismus und Flexibilität. Anstatt starr an einer reinen Luxus-Strategie festzuhalten, reagiert das Management auf die Realitäten des Marktes. Ein wettbewerbsfähiges Einstiegsmodell ist für das Volumen und die langfristige Kundenbindung unerlässlich. Ein Einstieg drängt sich derzeit aber noch nicht auf.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz.
23.09.2025, 09:15