Nachdem Rheinmetall in den letzten Monaten sämtliche Rekorde gebrochen hat, zogen zuletzt die anderen deutschen Rüstungskonzerne nach – am Dienstag vor allem Hensoldt. Die Aktie hat in den vergangenen fünf Tagen in der Spitze mehr als 50 Prozent zugelegt und notierte heute zwischenzeitlich 20 Prozent im Plus, ehe die Gewinne am Nachmittag quasi komplett zusammenschmolzen.
Der Hauptgrund für den Anstieg der Hensoldt-Aktie sind die steigenden Verteidigungsausgaben in Europa. Die geopolitische Lage und der Eklat im Weißen Haus haben den Handlungsdruck auf die europäischen Staaten erhöht, um ihre Verteidigung zu verbessern. Jetzt haben zudem die USA ihre Ukraine-Hilfen vorerst gestoppt, was die Notwendigkeit verstärkt, dass Europa eigenständig für seine Sicherheit sorgt. Auch die EU-Kommission hat bereits milliardenschwere Investitionen in Aussicht gestellt.
Die deutsche Politik diskutiert aktuell laut Reuters über zwei Sondervermögen von bis zu 900 Milliarden Euro, was weitere Milliardenaufträge für die Branche bedeuten könnte. Hensoldt ist spezialisiert auf hochentwickelte Rüstungselektronik, die von der Bundeswehr und anderen europäischen Streitkräften dringend benötigt wird und könnte davon besonders profitieren. Hintergrund: Laut Deutsche-Bank-Analyst Christoph Menard hat der Konzern in Deutschland einen Umsatzanteil von 60 Prozent – die Wettbewerber Rheinmetall oder Renk kommen lediglich auf 25 beziehungsweise 20 Prozent.
Ein weiterer Grund für die starke Kursentwicklung in dieser Woche ist eine neue Studie von Oddo BHF. Die Investmentbank hat das Kursziel von 39 auf 69 Euro erhöht und die Aktie auf „Outperform“ hochgestuft. „Der Weckruf durch die Münchner Sicherheitskonferenz zwinge die Europäer, Eigenverantwortung für ihre Verteidigung zu übernehmen“, heißt es hier.
Hensoldt ist in einer exzellenten Position, um von dieser Entwicklung langfristig zu profitieren, da die Nachfrage in der Rüstungsindustrie in den nächsten Jahren nicht abnehmen wird. Der schnelle Abverkauf des 20-Prozent-Anstiegs im Tagesverlauf zeigt aber, dass eine Verschnaufpause kurzfristig überfällig ist. Langfristig bleibt DER AKTIONÄR aber für die gesamte Branche bullish gestimmt.