Die US-Notenbank Fed hat am Dienstag ihre zweitägige Juni-Sitzung in Washington begonnen, und eines ist so gut wie sicher: Eine Zinssenkung wird es nicht geben. Die Futures-Märkte sehen die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Schritt bei unter einem Prozent. Damit stemmt sich die Fed weiterhin gegen den massiven politischen Druck von Präsident Donald Trump, der Notenbankchef Jerome Powell öffentlich unter anderem als „Idiot“ beschimpft hat.
Trotz der verbalen Attacken aus dem Weißen Haus und der Tatsache, dass sich die Inflation in den letzten Monaten etwas abgekühlt hat, bleibt sie hartnäckig über dem Zwei-Prozent-Ziel der Fed. Seit Jahren verharrt die Teuerung auf einem erhöhten Niveau. Die Zinspause der Fed ist somit eine direkte Konsequenz der Inflationsentwicklung.
Trumps Zollpolitik als Unsicherheitsfaktor
Ein weiterer entscheidender Faktor für die Zurückhaltung der Notenbanker sind die von Präsident Trump eingeführten Zölle. Diese haben neue Unsicherheiten an den Märkten weltweit geschaffen und die wichtigsten Handelsbeziehungen der USA nachhaltig geschädigt. In der Fed wächst die Sorge, dass die Ankündigungen von weiteren Zöllen und das Chaos um ihre Umsetzung die Preise weiter in die Höhe treiben könnten.
Notenbankchef Jerome Powell, der ursprünglich 2017 von Trump selbst nominiert wurde, hat wiederholt betont, dass er nicht präventiv handeln werde. „Wir haben nicht das Gefühl, dass wir uns beeilen müssen“, sagte er noch im Mai. „Wir halten es für angemessen, geduldig zu sein.“
Abwarten und Glaubwürdigkeit wahren
Obwohl sich der Aktienmarkt von seinen Tiefstständen im April, dem sogenannten „Liberation Day“, erholt hat, ist das US-Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal leicht geschrumpft und könnte auch im zweiten Quartal erneut nachgeben. Das Beschäftigungswachstum ist verhalten, und die Verbraucherstimmung zeigt zwar Anzeichen einer Besserung, bleibt aber fragil.
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Für Powell und seine Kollegen steht die Glaubwürdigkeit im Fokus. Sie unterstreichen den Status der Fed als unabhängige, nicht politische Institution. Eine verfrühte Zinssenkung, so die Argumentation, könnte dem Ansehen der Fed mehr schaden als jeder Social-Media-Post des Präsidenten.
Der breitere Markt scheint dieser Einschätzung zuzustimmen. Als Trump vor einigen Monaten mit der Entlassung Powells liebäugelte, rutschten die Aktienkurse kräftig ab, der Dow Jones verlor an einem einzigen Tag 1.000 Punkte.
Im Kampf gegen die Inflation wird die Fed nicht vorschnell das Handtuch geworfen. Der Leitzins, der aktuell in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent liegt, dürfte also auch nach der heutigen Entscheidung, die um 20:00 Uhr unserer Zeit erwartet wird, unangetastet bleiben. DER AKTIONÄR hält sie auf dem Laufenden.
18.06.2025, 08:50