Geht dem DAX langsam die Luft aus? Immer mehr Experten warnen vor einer Korrektur am deutschen Aktienmarkt. Neben den gestiegenen Bewertungen führen sie neue geopolitische Risiken wie den im Jemen an. Zudem gibt es eine Reihe von Konjunkturdaten, die die Stimmung der Anleger belasten könnten.
Nach dem rasanten Jahresauftakt verspürten die Anleger nun zunehmend "Höhenangst", schrieb Investmentanalyst Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Argumente für mögliche Kursrückschläge in der neuen Woche gibt es Experten zufolge genug: Die Gründe reichen von einer Abkühlung des möglicherweise zu heiß gelaufenen Marktes über politische Risiken bis zur Sorge um eine anhaltende Konjunkturschwäche. Dagegen jedoch steht die Hoffnung, dass die Geldpolitik der Notenbanken die schlimmsten Auswirkungen abmildert.
Markt ist zu teuer
Der Preis der Rally könne inzwischen eindeutig an der aktuellen Bewertung des deutschen Leitindexes abgelesen werden, schrieb Analyst Heinz-Gerd Sonnenschein von der Postbank. So habe sich das Börsenbarometer auf Basis der Gewinnerwartungen für dieses Jahr im Vergleich zum Oktober deutlich verteuert. Nun bestehe auf kurze Sicht das Risiko einer Kurskorrektur.
Fundamental zumindest werde der Aufschwung an den Börsen nicht mehr von der Gewinnentwicklung der Unternehmen mitgetragen, meinen die Analysten der DZ Bank. Die Erwartungen der Anleger hätten sich von der Realität entkoppelt.
Entsprechend skeptisch blickt auch LBBW-Experte Streich auf die neue Woche: "Wurde die Rally am europäischen Markt lange Zeit von einer überdurchschnittlichen Nachfrage nach Aktien begleitet, hat sich dieses Bild seit einigen Tagen sichtbar verändert." Nun dominiere die Angebotsseite, was in der Regel für fallende Kurse spreche. Professionelle Investoren seien bereits dabei, die Kursgewinne der jüngeren Vergangenheit zu realisieren und sich erst einmal an die Seitenlinie zu stellen.
Krieg im Jemen
Indes rückten mit der Militäraktion im Jemen unter Führung Saudi-Arabiens nun wieder die weltpolitischen Risiken in den Blick, schrieb Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba. Der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif warnte bereits vor verheerenden Folgen für die gesamte Region. Der Iran, der die schiitischen Huthi-Rebellen unterstützt, hatte die saudischen Angriffe auf den Jemen verurteilt.
Darüber hinaus dürften in der neuen Woche Windt zufolge einige Konjunkturindikatoren darauf hinweisen, dass die US-Wirtschaft zwar nicht vor einem Abschwung steht, aber zu Beginn des Jahres eine "konjunkturelle Verschnaufpause" einlegt. Schwach ausfallen könnte zum Beispiel der ISM-Stimmungsindex aus dem Verarbeitenden Gewerbe für März, der am Mittwoch veröffentlicht wird.
Am Donnerstag richten sich dann alle Augen auf die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA. Sie könnten ebenso wie der Jobreport des privaten Dienstleisters ADP am Mittwoch Hinweise
auf den wichtigen US-Arbeitsmarktbericht für März geben, der dann am Freitag veröffentlicht wird. Dieser Jobreport dürfte wohl etwas schlechter ausfallen als im Vormonat, schrieb Analyst Christoph Balz von der Commerzbank.
DAX in Lauerstellung
In der Zwischenzeit dürften sich viele Anleger an der Charttechnik orientieren. Hier bildet der DAX derzeit eine Konsolidierungsflagge aus. Welche Marken dabei von besonderer Bedeutung sind, lesen Anleger – wie gewohnt – am Montag an dieser Stelle.