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25.05.2015 Michael Schröder

DAX vor Entscheidung: Griechische Tragödie oder Sommerrallye?

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DAX

Schon seit einigen Wochen lässt der DAX eine klare Richtung vermissen. Seit Mitte April befindet sich der Leitindex in einer saisontypischen Seitwärtsbewegung. Impulse von Unternehmensseite oder von richtungsweisenden Konjunkturdaten sind derzeit eher Mangelware. Die Aktienmärkte sind weiter abhängig vom Devisenmarkt – und natürlich von der Entwicklung in Griechenland.

Der Schuldenstreit der Europäer mit den Griechen gewinnt wieder an Dramatik. Nur noch wenige Wochen, dann läuft das aktuelle Hilfsprogramm aus. Athen braucht dringend frische Kredite, denn die Regierung kann nicht mal mehr fällige Schulden zurückzahlen. Konkret geht es um rund 1,5 Milliarden Euro, die Ende Juni an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzuzahlen sind - davon 300 Millionen Euro bereits am 5. Juni. Trotz leerer Kassen will das pleitebedrohte Griechenland seine Verpflichtungen gegenüber den Gläubigern erfüllen. Das versicherte der griechische Regierungssprecher Gabriel Sakellaridis am Montag in Athen. Sakellaridis reagierte damit auf Aussagen des Innenministers Nikos Voutsis und anderer Regierungsmitglieder, wonach Griechenland die nächsten Tilgungsraten an den IWF nicht zahlen werde. Beschäftigen dürfte das Thema Griechenland daher auch die Finanzminister und Notenbankchefs der Gruppe der sieben führenden Industrieländer (G7) bei ihrem Treffen in Dresden.

Impulse könnten in den nächsten Wochen aber auch von den Notenbanken kommen. Claudia Windt von der Helaba erinnert an den Einfluss enttäuschender Konjunkturmeldungen auf die Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Die zweite Schätzung für das US-Wirtschaftswachstum im ersten Quartal dürfte noch deutlich schwächer als die erste Berechnung ausfallen, glaubt die Analystin - und ist sich hier mit den Experten der Postbank einig. "Ob das zu einem Kursfeuerwerk an den Börsen beiträgt, darf jedoch bezweifelt werden", gibt Windt zu bedenken. Denn im laufenden zweiten Quartal sollte die Erholung stark genug ausfallen, um die Fed spätestens im September zur ersten Leitzins-Anhebung seit 2006 zu bewegen. In den Jahren der anschließenden Finanzkrise hatten die US-Währungshüter die Zinsen immer weiter gesenkt und mit dieser Politik des billigen Geldes für eine Rally an den Aktienmärkten weltweit gesorgt.

Auf diese hofft hingegen Commerzbank-Experte Andreas Hürkamp. Im Sommer könnte dann das Börsenbarometer neue Bestmarken aufstellen. Als möglichen Kurstreiber sieht Hürkamp die Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB), wegen geringer Handelsaktivitäten in den Sommermonaten einen Teil ihrer milliardenschweren Anleihekäufe vorzuziehen. Die dadurch sinkenden Renditen machen die als riskanter wahrgenommene Anlageklasse Aktien attraktiver. Zudem setzt Hürkamp auf ein Ende des griechischen Schuldendramas.

In der wegen Pfingstmontag verkürzten, letzten Handelswoche im Mai berichten noch einige Nachzügler über ihre Geschäftsentwicklung zum Jahresauftakt. Dabei handelt es sich aber nur um Unternehmen aus der zweiten Reihe wie den Ticketvermarkter CTS Eventim (Mittwoch), KWS Saat und die Baumarktkette Hornbach (beide Donnerstag). Unter den Einzelwerten stehen auch die zahlreichen Hauptversammlungen im Fokus: So müssen etwa die Deutsche Post, Bayer (jeweils Mittwoch) oder Salzgitter (Donnerstag) ihren Aktionären Rede und Antwort stehen.

Konjunkturseitig gilt die Aufmerksamkeit der Investoren neben der Zweitschätzung für das US-BIP im ersten Quartal (Freitag) den US-Aufträgen für langlebige Güter (Dienstag), heißt es bei der Postbank. In Deutschland sei lediglich der GfK-Konsumklimaindex am Mittwoch von Interesse. Wegen des beeindruckenden und sehr robusten Aufwärtstrends seit Anfang 2013 "dürfte die Luft allerdings allmählich dünner werden", begründen die Experten die von ihnen erwartete Stagnation.

DER AKTIONÄR hat bereits mehrfach erklärt, dass vor allem die Korrelation zwischen dem Eurokurs und dem DAX zuletzt nicht zu übersehen war: Stieg der Euro gegenüber dem US-Dollar, fiel der DAX. Wertete der Greenback dagegen gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung auf, legte der heimische Leitindex wieder zu. An diesem Wechselspiel dürfte sich vorerst grundsätzlich nichts ändern. Hintergrund: Ein stärkerer Euro bremst die Gewinnentwicklung exportorientierter Firmen, weil deren Produkte im Ausland teurer werden. Ein schwacher Euro macht Produkte für Käufer außerhalb der Währungszone günstiger, was insbesondere den vielen exportstarken Unternehmen aus Deutschland nützt.

Am vergangenen Freitag kletterte der Euro im Tagesverlauf auf über 1,12 US-Dollar. Nach schwachen Inflationsdaten aus den USA sackte die Gemeinschaftswährung jedoch fast bis auf 1,10 Dollar ab und kostete am Abend 1,1032 Dollar. Diesen Kursrutsch hat der DAX am Freitag aber nicht mitgemacht. Der Leitindex verabschiedetet sich relativ unberührt in das lange Pfingstwochenende. Holen die Bullen das Szenario am Dienstag nach oder wird doch die Griechland-Karte gespielt? Die Antwort gibt es – wie gewohnt – börsentäglich an dieser Stelle.


(Mit Material von dpa-AFX)

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