Die von US-Notenbank-Chef Jerome Powell neu angefachte Angst vor weiter steigenden Zinsen hat am Montag den DAX erneut unter Druck gesetzt. Der deutsche Leitindex verbuchte ein deutliches Minus und schloss unter der wichtigen 13.000-Punkte-Marke. Unter den Einzelwerten standen dabei mehrere DAX-Mitglieder im Fokus.
Fed-Chef Powell hatte in der vergangenen Woche mit deutlichen Worten den harten Kurs der US-Notenbank im Kampf gegen die Inflation bekräftigt, um das Zielniveau von zwei Prozent zu erreichen. Einige Börsianer hatten hingegen wohl die Hoffnung gehegt, dass die Fed ihre harte Gangart infolge einer sich abkühlenden Wirtschaft revidieren könnte. "Viele Marktteilnehmer waren über das geplante restriktive Vorgehen der US-Fed überrascht und haben die Situation neu eingeordnet", schrieb Börsenexperte Andreas Lipkow.
Der DAX verbuchte zum Wochenauftakt ein Minus von 0,61 Prozent auf 12.892 Zähler. Damit verharrt der deutsche Leitindex weiter unter der 13.000-Punkte-Marke. In der zweiten deutschen Börsenliga lief es indes nur wenig besser: Der MDAX verlor 0,21 Prozent auf 25.470 Zähler. Zwischenzeitig hatte sich der Index der mittelgroßen Werte im Handelsverlauf ein kleines Plus erarbeitet, konnte die Gewinne jedoch nicht halten.
Unter den Einzelwerten am deutschen Aktienmarkt gab es relativ wenige Gewinner im DAX. Positive Ausnahmen waren die VW-Vorzüge, die um 1,18 Prozent zulegten und jene der VW-Konzernholding Porsche SE, die um satte vier Prozent anzogen. Hier warten die Anleger weiter hoffnungsvoll auf Neuigkeiten zum Börsengang zur VW-Sportwagentochter Porsche AG, nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag in Berufung auf Kreise berichtet hatte, dieser könnte in der ersten Septemberwoche ankündigt werden.
Die Bayer-Papiere waren hingegen mit einem Minus von 4,6 Prozent der größte Tagesverlierer im DAX. Hier waren Studiendaten zum Medikamentenkandidaten Asundexian kein positiver Kurstreiber. Experten bewerteten diese zwar tendenziell leicht positiv, die von manchen offenbar erhofften Freudensprünge gab es aber nicht. Bayer hatte in den vergangenen Wochen recht hohe Erwartungen geschürt.
Ansonsten gab es größere Verluste im kapitalintensiven Bereich der Erneuerbaren Energien. Dort verbuchten die Papiere von Encavis und PNE deutliche Rücksetzer. Insgesamt standen Versorgerwerte europaweit generell auf den Verkaufslisten, auch weil die Diskussionen über eine Übergewinnsteuer für Profiteure der hohen Energiepreise wieder zunehmen. Vor diesem Hintergrund hatten RWE-Aktie am Montag zeitweise mehr als fünf Prozent verloren, zuletzt aber relativierte sich der Abgabedruck auf 2,2 Prozent.
Für die geplante Gasumlage strebt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck eine Änderung an, um zu verhindern, dass auch Unternehmen profitieren, die dies wirtschaftlich nicht benötigen. Uniper bleibt das wohl bedürftigste Unternehmen, der Kraftwerksbetreiber hat am Montag die Ausweitung einer KfW-Kreditlinie beantragt - und damit offenbar die Anleger beruhigt. Nach einem Rekordtief nahe 5 Euro wurden die Kursverluste bis zuletzt aufgeholt.
Mit Material von dpa-AFX.
29.08.2022, 18:00