Flashcrash am Donnerstagnachmittag: Die Covestro-Aktie gerät plötzlich massiv unter Druck. Auslöser sind neue Zweifel an der geplanten Übernahme des Chemiekonzerns durch Adnoc. Der staatliche Ölkonzern aus Abu Dhabi hatte zuvor deutliche Kritik an den EU-Wettbewerbsbehörden geäußert. DER AKTIONÄR beleuchtet die Details.
Grund für die Kritik sind aus Adnocs Sicht „unverhältnismäßige und invasive“ Informationsanforderungen im Rahmen einer Subventionsprüfung zur geplanten 14,7 Milliarden Euro schweren Übernahme des deutschen Chemieunternehmens Covestro. Der Ölkonzern warnte davor, dass diese regulatorischen Hürden die Übernahme gefährden könnten. Für die Covestro-Aktie geht es in einer ersten Reaktion um mehr als zehn Prozent nach unten.
Die Europäische Kommission, die als Wettbewerbshüter der EU agiert, hat am Mittwoch die Untersuchung vorübergehend ausgesetzt, da ADNOC angeforderte Informationen noch nicht vollständig geliefert hat.
„Wir sind zutiefst enttäuscht über die Entscheidung. Die Forderungen der Kommission gehen weit über das hinaus, was für diese Transaktion angemessen oder relevant ist“, erklärte ein Sprecher von XRG, dem internationalen Investmentarm von ADNOC, in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur Reuters. „Obwohl wir weiterhin an einer konstruktiven Lösung arbeiten, wirft ein solches Vorgehen ernsthafte Fragen zur Machbarkeit dieser Investition auf.“
Hintergrund: Die EU-Kommission prüft derzeit mögliche Subventionen durch die Vereinigten Arabischen Emirate, darunter eine unbegrenzte Garantie sowie eine geplante Kapitalerhöhung von ADNOC für Covestro. Nach Wiederaufnahme der Untersuchung wird ein neuer Entscheidungstermin festgelegt; zuvor war der 2. Dezember als Frist vorgesehen.
Ein Sprecher der EU-Kommission verteidigte das Vorgehen indes: „In FSR-Prüfungen kann die Kommission die Frist stoppen, wenn wesentliche Informationen von den beteiligten Parteien nicht rechtzeitig geliefert werden.“ Bei den FSR-Prüfungen handelt es sich um die Verordnung über ausländische Subventionen (Foreign Subsidies Regulation).
Dass es bei der geplanten Übernahme von Covestro durch Adnoc nun doch zu Problemen kommt, überrascht. Durch den plötzlichen Kurseinbruch ist die Covestro-Aktie unter den Stoppkurs des AKTIONÄR bei 54 Euro gefallen und wurde mit einem Plus von 55 Prozent ausgestoppt.
04.09.2025, 15:06