Halbleiter made in China im Bereich künstlicher Intelligenz können nicht mit Nvidias Spitzenchips mithalten – noch nicht. Dennoch haben es die chinesischen Techies geschafft Wege zu finden, eigene KI-Modelle zu entwickeln. Und das durchaus auf hohem Niveau. Der Schlüssel dafür: Billige Energie und riesige Rechenzentren mit Huawei-Technologie, die die chinesische KI-Offensive befeuern. „Peking betrachtet KI als Schlüsseltechnologie für nationale und wirtschaftliche Sicherheit“, erklärt Wendy Chang, Analystin am Mercator Institute for China Studies.
Da die USA den Zugang zu Hochleistungschips einschränken und China Nvidia-Produkte weitgehend boykottiert, steht das Land unter Druck, eigene Alternativen zu entwickeln. Der Druck ist groß: Von Alibaba bis DeepSeek bringen chinesische Tech-Firmen leistungsfähige KI-Modelle auf Basis einheimischer Chips auf den Markt.
Während Nvidias GPUs als Goldstandard der KI gelten, darf der US-Konzern seine modernsten Chips aufgrund von Exportverboten nicht mehr nach China liefern. Zwar erhielt Nvidia die Genehmigung, eine abgespeckte Version („H20“) speziell für China anzubieten, doch Peking rät seinen Firmen ausdrücklich ab, diese zu kaufen. Stattdessen setzt man in China auf Huawei. Huawei entwickelt die Ascend-Chipserie. Dabei setzt das Unternehmen nicht auf einzelne Superchips, sondern auf Cluster aus Hunderten Prozessoren, die miteinander vernetzt werden.
Energie als Wettbewerbsvorteil
Mehr Chips bedeuten mehr Stromverbrauch – und genau hier liegt Chinas Trumpf: billige Energie. „China profitiert von seiner Fülle an günstiger Energie“, so MERICS-Analystin Chang. Das Land hat in den letzten Jahren massiv in Solar-, Wind- und Atomkraft investiert und damit günstige Energie für den Ausbau der KI-Infrastruktur geschaffen. Zudem unterstützen Regierung und Städte die Branche mit Subventionen und Stromrabatten. Laut der Financial Times senken manche Kommunen gezielt Strompreise für Rechenzentren, die inländische Chips einsetzen.„Weniger effiziente Chips ziehen mehr Strom, aber China gleicht das durch erneuerbare Energien, Atomkraft und niedrige Betriebskosten wieder aus“, so Wang.
Kann China das Tempo halten?
Doch die Frage bleibt: Wie lange kann China diesen energieintensiven Ansatz durchhalten und technologisch Schritt halten? Chinas führender Chipproduzent SMIC fertigt Huaweis Prozessoren, liegt jedoch mehrere Generationen hinter TSMC zurück – dem weltweit führenden Hersteller aus Taiwan, der unter anderem für Nvidia fertigt. Problem für SMIC: die US-Exportbeschränkungen verwehren SMIC den Zugang zu Hochtechnologie-Anlagen wie den EUV-Lithografie-Maschinen von ASML.
China hat im KI-Wettrennen mit den USA eine eigene Strategie gefunden: Mehr Chips, mehr Energie, billige Energie – auch wenn das kurzfristig ineffizient ist. Mit Huawei und massiven Subventionen baut das Land seine Unabhängigkeit aus. Doch ohne Zugang zu westlicher Spitzentechnologie bleibt die Frage offen: Kann China langfristig wirklich mit Nvidia und TSMC mithalten?
(Mit Material von dpa-AFX).
07.11.2025, 21:44