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20.07.2020 Thorsten Küfner

Charttechnik: Lebenslinien der Börse

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Natürlich ist und bleibt die Fundamentalanalyse wichtig. Doch langfristiger Börsenerfolg ist ohne Grundkenntnisse der Charttechnik fast unmöglich.

Markus Horntrich, Crashkurs Charttechnik, 176 Seiten, 19,99 € - Charttechnik-Experte Horntrich erklärt die Grundlagen der Technischen Analyse. Wie ist eine Aktienkurve zu interpre­tieren? Welche Chartformationen gibt es? Welche Aussagen lassen sich mithilfe der Technischen Analyse über die Entwicklung der Märkte und einzelner Aktien treffen? Mit der Charttechnik bekommen Sie ein mächtiges Instrument an die Hand, mit dem Sie erfolgreich an der Börse agieren können.

Es gibt sie immer noch, die Anleger, die betonen: „Charttechnik funktioniert nicht!“ Sie vertrauen daher einzig und allein auf die Fundamentalanalyse. Doch das wäre ähnlich wie eine Fußballmannschaft, die sich einzig und allein auf die Offensive konzentriert und die Defensive vernachlässigt. Allein schon aufgrund der Tatsache, dass weltweit knapp die Hälfte der Börsenumsätze von Maschinen erzeugt wird – und diese handeln vor allem auf Basis der Charttechnik –, sind Grundkenntnisse der Chartanalyse zwingend notwendig. Oftmals wird dabei auf das sogenannte Turtle-Trading gesetzt, was vereinfacht bedeutet, dass Aktien, die neue Hochs markieren, gekauft werden. Häufig werden aber auch andere Kriterien genutzt. 

Dementsprechend ist es für Anleger praktisch überlebensnotwendig, zumindest einige der gängigsten Chartformation zu kennen, um das eigene Handeln zu verbessern. DER AKTIONÄR zeigt daher einige davon auf. 

Ein stabiler Aufwärtstrend, bei dem sich eine durchgängige Linie durch die stets steigenden Zwischentiefs einzeichnen lässt, ist natürlich der Traum eines jeden Anlegers. Im Idealfall verläuft der Aufwärtstrend in gemäßigten Tempo und nicht gleich einer Fahnenstange – schließlich sind derart steil verlaufende Aufwärtstrends so gut wie nie wirklich nachhaltig. Ein Musterbeispiel für einen soliden Aufwärtstrend ist aktuell etwa die Aktie des US-Konzerns Microsoft, die bereits seit 2016 über einen stabilen Aufwärtstrend verfügt.
Hingegen ist ein Abwärtstrend natürlich der Albtraum der Anleger. Hier sinken die Zwischenhochs kontinuierlich. Am Beispiel der in den vergangenen Monaten arg gebeutelten Aktie von K+S lässt sich erkennen, dass sich neben dem langfristigen Abwärtstrend sogar ein zweiter, noch steiler verlaufender Abwärtstrend herausgebildet hat, der aber mittlerweile gebrochen werden konnte.
Wie der Name schon sagt, spricht man bei einer längeren Seitwärtsbewegung von einem Seitwärtstrend, alternativ auch Seitwärtskanal oder -range. Die Aktie von Gazprom hing beispielsweise über einen sehr langen Zeitraum hinweg in einer sehr breiten Seitwärtsrange fest. Beim russischen Rohstoff-Riesen sorgte dann im Vorjahr die Ankündigung einer satten Dividendenanhebung für einen regelrecht explosionsartigen Anstieg und den Ausbruch aus dem langjährigen Seitwärtstrend – während der Corona-Crash den Kurs kurzzeitig wieder auf das Niveau der Jahre 2015 bis 2019 trieb.
Fortsetzungsformationen
Auch Dreiecksformationen werden genutzt, um die Fortsetzung eines Trends zu identifizieren. Die Charttechnik unterscheidet hier zwischen auf- und absteigenden sowie symmetrischen Dreiecken. Die Grundvoraussetzung für alle drei ist ein vorangegangener Auf- beziehungsweise Abwärtstrend. Ähnlich zu den Flaggen wird die Formation als Verschnaufpause des Trends angesehen. Zur Identifikation verbindet man die Hochpunkte und die Tiefpunkte der Erholungsphase jeweils zu Linien. Laufen diese symmetrisch zusammen, ergibt sich ein symmetrisches Dreieck.
Aufsteigende Dreiecke folgen einem Aufwärtstrend und zeichnen sich durch eine horizontale Widerstandslinie aus. Vice versa beschreiben absteigende Dreiecke Abwärtstrends. Alle Dreiecke haben dabei eine Gemeinsamkeit: Sobald der Kurs aus dem immer spitzer werdenden Dreieck ausbricht, ist mit einer Fortsetzung des jeweiligen Trends zu rechnen. Das Kursziel ermittelt man, indem man den Abstand an der weitesten Stelle des Dreiecks auf den Ausbruchspunkt in Trendrichtung aufaddiert.
Euro in US-Dollar
Flaggen und Wimpel sind wohl die bekanntesten Fortsetzungsformationen in der Charttechnik. Die beiden Formationen werden oft zusammen erwähnt, da sie vom Grundaufbau sehr ähnlich sind. Sie tauchen in der Regel während besonders starker Kursbewegungen auf und dienen meist als Konsolidierung für einen weiteren Anstieg. Hierbei formt ein abfallender Kanal die Flaggenformation. Bei Wimpeln nimmt der Kursverlauf dagegen die Form eines symmetrischen Dreiecks an. Beide haben aber eins gemeinsam: Durchbricht der Kurs die obere Widerstandslinie unter hohem Handelsvolumen, wird der Aufwärtstrend wieder aufgenommen. Bei der Ermittlung des Kursziels geht man davon aus, dass die erste starke Aufwärtsbewegung circa die Hälfte des Kursanstiegs darstellt.
Umkehrformationen
Diese beiden Umkehrformationen sind besonders für Einsteiger interessant, da sie relativ häufig auftauchen und einfach zu erkennen sind. Die Formationen werden benutzt, um einen bevorstehenden Trendwechsel zu identifizieren. Bei einem Doppel-Bottom markieren zwei aufeinanderfolgende Tiefpunkte an (annähernd) gleichen Preismarken eine horizontale Unterstützungslinie (siehe Chart). Umgekehrt werden bei einem Doppel-Top zwei Hochpunkte erreicht, die wiederum eine neue Widerstandslinie ausbilden.
Auch sehr verbreitet ist die Schulter-Kopf-Schulter-Formation (SKS). Diese ist zwar nicht immer leicht zu erkennen, stellt aber dafür eine sehr starke Umkehrformation dar. Wie der Name bereits verrät, besteht die Formation aus drei wesentlichen Bestandteilen: zwei etwa gleich hohen Gipfeln, den Schultern. Dazwischen steht ein dritter höherer Gipfel, der Kopf. Der Start- und Endpunkt des Kopfes werden zu einer Unterstützungslinie verbunden, die auch Nackenlinie genannt wird. Kreuzt der Kurs die Nackenlinie nach unten, ist ein neuer Trend in entgegengesetzter Richtung wahrscheinlich. Vice versa ist diese Formation auch in umgekehrter Form zu behandeln. Misst man den Abstand vom Hochpunkt des Kopfes zur Nackenlinie und projiziert diesen auf den Punkt des Ausbruchs aus der Formation, erhält man das Kursziel.

Dieser Artikel ist in DER AKTIONÄR Nr. 30/2020 erschienen, welches Sie hier als PDF gesamt herunterladen können.

von Timo Nützel und Thorsten Küfner

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