Bereits in seiner ersten Präsidentschaft hat Donald Trump bei Boeing zwei neue Air Force One in Auftrag gegeben. Doch die Luxus-Maschinen werden einfach nicht fertig. Der Flugzeugbauer rechnet nun nicht mehr in diesem Jahrzehnt mit einer Auslieferung. Ein gebrauchter Jumbo aus Katar soll aushelfen. Es gibt noch weitere Optionen.
Gut zehn Jahre ist es her, dass US-Flugzeughersteller Boeing den lukrativen Zuschlag für Bau und Lieferung von zwei neuen Präsidentenmaschinen erhalten hat. Die aktuellen waren vom früheren US-Präsidenten Ronald Reagan bestellt worden und fliegen die US-Präsidenten und ihre Gefolgschaft bereits seit über 30 Jahren durch die Welt.
Die beiden neuen Jumbo-Jets des Modells 747-8 sollten als hochmoderne Befehlszentrale ausgestattet und bis zum Jahr 2024 fertig werden. Doch bereits die Auslieferung der ersten Maschine wurde von 2024 auf 2026 verschoben. Auch das wird wohl nichts. Nach einer Reihe von Problemen mit Zulieferern und Ingenieuren werden die Flugzeuge nun frühestens 2029 ausgeliefert. Es ist möglich, dass Trumps zweite Amtszeit dann bereits vorbei ist und er keinen Fuß in die neuen Flugzeuge setzen kann. Skeptische Stimmen sehen die Lieferung gar erst im nächsten Jahrzehnt.
Wie das Wall Street Journal schreibt, könnte die Verzögerung für Boeing richtig teuer werden. Vereinbart war eine Lieferung für einen Fixbetrag von insgesamt 3,9 Milliarden Dollar. Mittlerweile sollen die Kosten auf über fünf Milliarden Dollar gestiegen sein. Boeing müsste über eine Milliarde "aus eigener Tasche bezahlen".
Die extremen Kostensteigerungen bezeichnete Donald Trump bereits vor einigen Wochen als "total lächerlich". Zwar wolle er, dass der Boeing-Konzern Geld mache, "aber nicht so viel Geld", hatte er vor Journalisten gesagt. Zwischenzeitlich hatte Trump auch Elon Musk gegen Boeing eingesetzt. Der Milliardär sollte bei der Beseitigung von Einschränkungen helfen, die mit zur Verzögerung der neuen Air Force One beitrugen. Musk wollte unter anderem, dass Boeing die Sicherheitsüberprüfung für Mitarbeiter lockert, die am Bau des Flugzeugs beteiligt sind – für die Präsidentenmaschine ist das nicht gerade ideal.
Aufgrund der anhaltenden Verzögerungen hat sich der gefrustete Trump nun offenbar für eine Alternativlösung entschieden: Er kauft einen gebrauchten, aber schnelleren Jumbojet und lässt ihn umrüsten. Laut Wall Street Journal übernimmt er die 747-8 von der Regierung von Katar. Im Februar war der Jet schon mal in den USA – möglicherweise bereits zu Verhandlungen. Das Aviation-Portal Simply Flying spekuliert in einem Artikel, der via Tweet erreichbar ist.
Could a Qatari Boeing 747 be the next Air Force One? Discover how this iconic aircraft could transition into a new presidential jet, replacing the aging VC-25A models. Explore the implications and possibilities in our latest blog post. Read more here: https://t.co/Qn8mpFgGRA
— Airline Hub (@AirlineHub1) May 2, 2025
Das Flugzeug gilt als eines der luxuriösesten der Welt und wurde vor 13 Jahren für etwa 400 Millionen Dollar gebaut. Trump hat den Jet bei einem Besuch in Palm Beach bereits besichtigt. Der Jet verfügt über eine VIP-Ausstattung mit nur 89 Sitzen. Das Innere des Flugzeugs, das von der berühmten französischen Innenausstattungsfirma Alberto Pinto Cabinet entworfen wurde, ist mit prunkvollen Suiten, Kabinen, Lounges und Speisesaal ausgestattet. Nahezu jeder Raum an Bord hat Plüsch-Teppiche, Ledersofas und goldfarbene Möbel. Das Badezimmer an Bord verfügt über vergoldete Wasserhähne.
Die Korridore des Flugzeugs sind mit spiegelnden, goldfarbenen Wänden ausgestattet, die an Trumps Design-Entscheidungen in seinen eigenen Gebäuden wie dem Trump Tower in Manhattan erinnern. Die Innenausstattung soll aber nach Wunsch des Präsidenten verändert werden: Die neue Maschine wird wohl in hellblauen Tönen gehalten sein, im Stil der Air Force One zu Zeiten John F. Kennedys.
Die Kosten für den gebrauchten Jet werden auf 75 bis 100 Millionen Dollar geschätzt. Weitere rund 25 Millionen werden aus dem US-Haushalt für die interne Sanierung und Umgestaltung benötigt. Die technische Aufrüstung dürfte weitere Millionen kosten. Das Flugzeug soll noch in diesem Herbst an den Präsidenten ausgeliefert werden.
Rüstungskonzern baut Jumbo um
Die US-Regierung hat allerdings nicht Boeing, sondern den Rüstungskonzern L3Harris beauftragt, den Jumbo zu einem provisorischen Präsidentenflugzeug umzurüsten. Das Interimsflugzeug wird nicht über die volle Leistungsfähigkeit der offiziellen Air-Force-One-Flotte verfügen, aber immerhin schneller sein als Trumps aktueller Jumbo. Zu den Upgrades gehören sichere Kommunikationssysteme und fortschrittliche Verteidigungssysteme. Die Flugzeuge, mit denen Präsidenten sonst fliegen, können Angriffen mit elektromagnetischen Impulsen standhalten und in der Luft aufgetankt werden, was bedeutet, dass sie eine unbegrenzte Reichweite haben.
Boeing befürchtet nun, den Bau der Präsidenten-Flugzeuge nicht mehr rechtzeitig in Trumps Amtszeit abschließen zu können. Auch die Stornierung eines der beiden Jets durch Trump ist möglich. Das wäre ein erneuter Rückschlag für die Konzern, der bei dem Deal ohnehin draufzahlen muss.
Die Boeing-Aktie hat sich nach dem Zoll-Crash wieder erholt und steht nun vor einer wohl nicht leicht zu überwindenden Widerstandszone zwischen 188 und 192 Dollar.
Noch leidet der Boeing-Konzern unter den Nachwirkungen diverser Probleme. Die Malaise mit den Präsidenten-Maschinen dürfte außerdem richtig teuer werden. Die Boeing-Aktie bleibt vor diesem Hintergrund allenfalls eine Halteposition.
DER AKTIONÄR bevorzugt die Airbus-Aktie, die auch charttechnisch besser aussieht. Weitere Infos zu Boeing und Airbus gab es im Aktien-Duell von Ausgabe 18/25, die hier noch heruntergeladen werden kann.
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04.05.2025, 09:30