Flugzeugbauer Boeing muss erneut eine negative Nachricht verdauen: Dutzende 737 Max-Maschinen sind in einen mutmaßlichen Betrugsfall verwickelt. Das FBI beschuldigt einen Investor aus Miami und seine Firma 777 Partners, sich auf betrügerische Weise Millionen von Dollar für den Kauf der Flugzeuge erschlichen zu haben.
Joshua Wander, Mitbegründer der in Miami ansässigen Investmentfirma '777 Partners', ist wegen Betrugs auf Bundesebene angeklagt worden. Er soll in großem Umfang Finanzunterlagen manipuliert beziehungsweise gefälscht haben, um Hunderte von Millionen Dollar zu ergaunern, die für den Kauf von Boeing 737 Max-Flugzeugen verwendet wurden.
Das Unternehmen, das vor allem die Billig-Fluggesellschaften Flair Airlines in Kanada und die inzwischen wieder aufgelöste Bonza Airlines in Australien unterstützte, soll Vermögenswerte, die ihm nicht gehörten, an Kreditgeber verpfändet, Kontoauszüge manipuliert und über 237 Millionen Dollar von Investoren eingesammelt haben.
Von diesen 237 Millionen Dollar soll ein Teil auf die persönlichen Bankkonten von Joshua Wander und seinem Geschäftspartner Stephen Pasko überwiesen worden sein. Mitarbeiter von 777 Partners warnten Wander mehrfach, dass das Unternehmen nicht über ausreichende Mittel verfüge, um neue Unternehmungen und Flugzeugkäufe zu finanzieren.
Die Staatsanwaltschaft wirft Wander vor, Mitarbeiter angewiesen zu haben, Finanzdokumente mithilfe von Software wie Microsoft Paint zu verändern, um die Firmenkonten zu fälschen, und anschließend Teile der Gelder auf persönliche Konten umgeleitet zu haben.
Die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC ist der Ansicht, dass Wander und 777 Partners Investoren in betrügerischer Weise zur Teilnahme an Aktienemissionen aufgefordert haben, durch die das Unternehmen 237 Millionen Dollar einnahm.
777 Partners bestellte zwischen 2021 und 2022 insgesamt 134 Boeing 737-Max-Jets, von denen allerdings nur 38 zu Festbestellungen wurden. Die meisten dieser Flugzeuge wurden auch ausgeliefert, bevor 777 Partners die Auslieferungen erst unterbrach und 2023 dann sechs weitere Flugzeuge geliefert wurden. Das Unternehmen meldete letztes Jahr Insolvenz an, wodurch den Gläubigern Hunderte Millionen Dollar fehlten.
Trotz der Insolvenz von Bonza ist Flair Airlines weiterhin operativ tätig und kämpft nun mit Rechtsstreitigkeiten um zurückgenommene Flugzeuge.
Boeing trifft der Skandal nur indirekt. Denn einige bestellte Flugzeuge müssen wohl wieder zurückgenommen werden. Es dürften sich jedoch schnell Käufer für die begehrten Mittelstrecken-Jets finden. Allerdings könnten auch neue Unsicherheiten bei anderen Flugzeugbestellern aufkommen.
Die Boeing-Aktie reagierte in den vergangenen Tagen kaum auf die Meldungen um 777 Partners. Am Dienstag liegt die Aktie in New York im frühen Handel jedoch etwa zweieinhalb Prozent niedriger bei unter 200 Dollar und damit auch unter dem GD200.
Auch wenn Boeing nicht in den Skandal verwickelt ist, könnten neue Käufer im Zweifel zurückhaltender werden. Auch Auseinandersetzungen mit Leasing-Gesellschaften und Airlines könnten zunehmen – potenziell auch eine Verzögerung bei Aufträgen oder Auslieferungen.
DER AKTIONÄR rät von der Boeing-Aktie ab, empfiehlt stattdessen Airbus.
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04.11.2025, 16:13