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30.06.2020 Martin Mrowka

Boeing: Billig-Airline Norwegian macht Druck

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Boeing

Eine gute und eine schlechte Nachricht bewegen die Boeing-Aktie. Die gute zuerst: Nach dem mehr als einjährigen Startverbot für seinen Krisenjet 737 Max wurde eine wichtige Hürde auf dem Weg zur Wiederzulassung genommen. Die schlechte Nachricht drückt hingegen auf den zuvor kräftig gestiegenen Aktienkurs.


Eine Maschine des Mittelstreckenflugzeugs, das nach zwei tödlichen Abstürzen mit einem Flugverbot belegt wurde, absolvierte erfolgreich einen ersten Testflug. Gesteuert wurde die Maschine von einem Piloten der US-Luftfahrtbehörde FAA und einem zweiten von Boeing.

Zwei weitere Tage mit Testflügen sollen folgen. Dabei will die FAA überprüfen, ob die für Boeing so wichtige 737 Max nach etlichen Verbesserungen wieder für den Flugverkehr freigegeben werden kann.

Ein Ende der weltweiten Startverbote würde Boeing erlauben, die seit mehr als 15 Monaten gestoppte Auslieferung der Jets wieder aufzunehmen. Das würde auch wieder Geld in die Kasse des kriselnden Konzerns bringen. Der Start- und Auslieferungsstopp hat Boeing bereits rund 20 Milliarden US-Dollar gekostet. Weitere 10 Milliarden könnten noch folgen, schätzen Experten.

An der Börse kamen die Nachrichten vom Testflug gut an. Die Boeing-Aktie ging am Montag angesichts der Aussicht auf eine baldige Wiederzulassung mit einem satten Kursplus mehr als 14 Prozent bei 194,49 Dollar aus dem Handel. Ein Großteil des Dow-Jones-Tages-Gewinns von 2,3 Prozent beruht auf dem Flugzeugbauer. Allerdings hat sie seit dem Jahreswechsel im Zuge der Corona-Krise immer noch rund 40 Prozent an Wert eingebüßt.

Boeing (WKN: 850471)

Im außerbörslichen US- sowie im deutschen Handel steht die Boeing-Aktie am Dienstag jedoch unter Druck. Der Grund: Der Billigflieger Norwegian Air Shuttle zieht sämtliche Bestellungen bei Boeing zurück und leitet rechtliche Schritte gegen den kriselnden US-Hersteller ein.

Insgesamt geht es um 97 Maschinen, 92 Krisenjets vom Typ 737 Max und fünf Langstreckenflieger der Marke 787 "Dreamliner", teilte Norwegian in der Nacht zum Dienstag mit. Die Auftragssumme beläuft  sich laut Listenpreisen auf insgesamt 10,6 Milliarden Dollar. Allerdings sind bei Großaufträgen deutliche Rabatte üblich.

Norwegian erklärte, wegen der im März 2019 im Zuge zweier Abstürze verhängten Flugverbote für Boeings 737 Max erhebliche Verluste erlitten zu haben. Gespräche mit Boeing hätten zu keiner Einigung mit vernünftiger Kompensation geführt, so Norwegian. Hinzu kämen auch noch Probleme mit 787-Maschinen, die zu außerplanmäßigen Wartungsarbeiten geführt hätten. Norwegian will die entstandenen Schäden und Vorauszahlungen nun auf dem Rechtsweg einklagen.

Die norwegische Airline ist seit Monaten in finanzieller Not. Anfang Mai hatte die von der Pleite bedrohte Billigfluggesellschaft von ihren Gläubigern grünes Licht für einen Rettungsplan bekommen. Zu den Umschuldungsplänen gab es noch eine Kapitalerhöhung, die den Kurs der Norwegian-Aktie weiter abrutschen ließ (DER AKTIONÄR berichtete). 

NORWEGIAN AIR SHU... (WKN: A0BLAH)

Norwegian ist nicht die einzige Fluggesellschaft, die von Boeing Schadenersatz für das 737-Debakel fordert. So machte auch der deutsche Reisekonzern TUI Ansprüche geltend, hat sich mit Boeing aber auf eine Kompensation geeinigt und wegen der Corona-Krise zudem die Abnahme neuer Maschinen weiter in die Zukunft verschoben. (Mit Material von dpa-AFX)

Sollte das Problem mit dem für Boeing so wichtigen Flugzeugtyp 737 Max aus der Welt geschafft werden und auch die Corona-bedingten Flugausfälle wieder einem normalen Luftverkehr weichen, sollte es auch mit der Boeing-Aktie weiter aufwärts gehen. Anleger brauchen jedoch Geduld. Auf absehbare Zeit ist das Kurspotenzial nach oben begrenzt. Die Papiere sind weiterhin vor allem für mutige Trader interessant.

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DER AKTIONÄR 27/20

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