Paukenschlag an der Börse in Shanghai: Die Aktie des GPU-Produzenten Moore Threads legte ein spektakuläres Börsendebüt hin. Am ersten Handelstag raste der Kurs um über 500 Prozent nach oben. Doch was steckt hinter dem Unternehmen, das bereits jetzt als „Nvidia Chinas“ gehandelt wird?
Die Zahlen sprechen für sich und verdeutlichen die Gier der Anleger nach chinesischen Tech-Aktien. Ausgegeben wurde das Papier zu einem Preis von 114,28 Yuan. Im Handelsverlauf schnellte der Kurs auf 688 Yuan – eine schwindelerregende Versechsfachung! Der Börsengang ist ein voller Erfolg.
Im Rahmen des IPOs hatte Moore Threads acht Milliarden Yuan (umgerechnet 1,13 Milliarden Dollar) eingesammelt. Damit ist es der zweitgrößte Börsengang auf dem chinesischen Festland in diesem Jahr, nur das IPO der Huadian New Energy Group mit 2,7 Milliarden Dollar lag noch darüber.
Die Emissionserlöse will das Unternehmen nutzen, um die Entwicklung einer neuen Generation von KI- und Grafikchips zu finanzieren und das allgemeine Betriebskapital zu stärken.
Auch wenn Moore Threads noch nicht profitabel ist, gilt das Unternehmen schon jetzt als Chinas Antwort im KI-Rennen auf die US-Sanktionen. Bereits seit 2023 steht Moore Threads auf der schwarzen Liste der USA, was den Zugang zu fortschrittlichen Fertigungstechnologien einschränkt.
Doch Peking schlägt zurück. Während die USA den Export von Nvidias Spitzenchips nach China blockieren, fördert die chinesische Regierung mit aller Macht heimische Alternativen. Moore Threads ist die Speerspitze dieser Bewegung. Das Ziel ist klar: die technologische Unabhängigkeit vom Westen. Andere Player wie der Tech-Gigant Huawei oder der ebenfalls börsennotierte Spezialist Cambricon (dessen Aktie seit Jahresbeginn über 100 Prozent zugelegt hat) stehen bereits in den Startlöchern, um sich die Milliarden an GPU-Nachfrage zu sichern, die Nvidia nicht mehr bedienen darf.
Das Nvidia in China bald wieder angreift, gilt im Moment zudem als unwahrscheinlich. Eine parteiübergreifende Gruppe von US-Senatoren, darunter der prominente republikanische China-Hardliner Tom Cotton, stellte am Donnerstag laut Reuters einen Gesetzentwurf vor, der die Trump-Administration daran hindern würde, die Regeln zu lockern, die Pekings Zugang zu KI-Chips von Nvidia und AMD für 2,5 Jahre einschränken.
Der als SAFE CHIPS Act bekannte Gesetzentwurf wurde vom republikanischen Senator Pete Ricketts und dem Demokraten Chris Coons eingebracht. Er würde das Handelsministerium, das für Exportkontrollen zuständig ist, verpflichten, alle Lizenzanträge von Käufern in China, Russland, Iran oder Nordkorea für US-KI-Chips, die fortschrittlicher sind als die derzeit erlaubten, für 30 Monate abzulehnen. Danach müsste das Handelsministerium den Kongress einen Monat vor Inkrafttreten über geplante Regeländerungen informieren.
Wie DER AKTIONÄR berichtete, hatte Nvidia ohnehin bereits milliardenschwere Abschreibungen auf das China-Geschäft getätigt.
Der Börsengang von Moore Threads ist weit mehr als ein erfolgreiches IPO. Er sendet ein deutliches politisches Signal und ist ein Weckruf an Nvidia und den Westen. China zeigt, dass es seine technologische Autarkie ernst meint und bereit ist, dafür enorme Summen zu mobilisieren. Anleger sollten von Moore Threads vorerst die Finger lassen: Die Aktie, die bislang ausschließlich an der Shanghai Stock Exchange gehandelt wird, ist enorm gestiegen, ein Rücksetzer erscheint daher wahrscheinlich. Nvidia bleibt indes ein Kauf.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.
Nvidia-Aktien befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.
Heute, 09:35