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20.03.2016 Nikolas Kessler

Trading-Coach Carsten Umland im Interview: "Köpfchen entscheidet!"

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In mehr als zehn Jahren an der Börse hat Carsten Umland seinen persönlichen Handelsansatz entwickelt, bei dem er auf einen Mix aus Fundamentaldatenanalyse und Trendtechnik zurückgreift. Als Autor und Trading-Coach auf der Plattform nextmarkets.com teilt er seine langjährige Erfahrung. Im Interview mit dem AKTIONÄR gibt der Börsen-Profi Einblick in seine Strategie und verrät, worauf es beim Trading ankommt.

Der AKTIONÄR: Herr Umland, wie sind Sie zum Trading gekommen?

Carsten Umland: Wenn ich mich so umhöre, dann hat ja fast jeder schon mit 14 Jahren angefangen zu traden. Bei mir war es nicht ganz so. Irgendwann in den 90er-Jahren habe ich mich, wie wahrscheinlich viele Menschen, für Investmentfonds interessiert. Damals gab es in den Tageszeitungen und Börsenzeitschriften immer einen Performance-Vergleich. Ich habe dann einfach die Fonds mit der besten Performance gekauft. Hinzu kamen noch Einzeltitel auf Aktien, die mir interessant erschienen. Was mir bis dahin nicht ganz so präsent war: Ein Performance-Vergleich der Vergangenheit ist noch lange keine Gewinngarantie. So folgte, was kommen musste: Ich griff ständig nach den Falschen. Einzig ein paar Aktien, die ich selbst ausgewählt hatte, entwickelten sich erfolgversprechend. Da habe ich dann festgestellt, dass es sinnvoll ist, selbst die Trading-Ideen auszuwählen – damals noch mehr unter dem Gesichtspunkt der fundamentalen Bewertung. Das hat sich dann im Laufe der Zeit um Trendhandel und Charttechnik erweitert.

Welcher war Ihr bisher bester Trade?

Ein Investment in die Emerging Markets mit einem Investmentfonds. Ich hatte einen Großteil meines Ersparten in diesen damals hoffnungsvollen Bereich gesetzt. Es hieß ja immer: Wenn die Märkte dort mal richtig anspringen, dann überholen sie Europa in der Wirtschaftsleistung. Da war wohl mehr der Wunsch Vater des Gedankens. Ich hatte mich von außen leiten lassen – und verlor alles, was ich investiert hatte. Und trotzdem – oder gerade deshalb – würde ich diesen als besten Trade nennen. Warum? Weil es mir gezeigt hat, dass auch die anderen nur mit Wasser kochen und ich meine Entscheidungen selbst treffen muss.

Welches ist Ihr Fachgebiet beim Trading?

Der Schwerpunkt liegt bei mir auf dem Handel aus der Korrektur heraus. Das ermöglicht mir, mit geringerem Risiko in eine Trading-Idee einzusteigen und an Punkten zu verkaufen, die andere Händler für gewöhnlich als Einstiegszeitpunkt nutzen. Das habe ich mit den von mir entwickelten Reversal und Moving Bars umgesetzt.

Auf welchen Regionen, Branchen und Produkten liegt Ihr Schwerpunkt dabei?

Eindeutig auf US-Werten. Diese haben den Vorteil, sehr liquide zu sein und eine große Auswahl zu bieten. Diese werden dann nach fundamentalen und technischen Kriterien untersucht. Die Branche ist dabei eher zweitrangig. Die Beurteilung des Gesamtmarktes, bestehend aus S&P, Dow und Nasdaq, ist der Taktgeber für mögliche Trading-Ideen. Durch die Einschätzung ergeben sich dann die Ideen bei den Einzeltiteln. Wenn also zum Beispiel der Gesamtmarkt eher fallend seitwärts notiert, werden verstärkt Trading-Ideen in Aktien gesucht, die fundamental und technisch eher schwach notieren.

Orientieren Sie sich bei der Auswahl Ihrer Empfehlungen an Fundamentaldaten oder der Charttechnik?

Die Auswahl meiner Trading-Ideen beruht auf den Fundamentaldaten der Aktie und der Trendtechnik. Einfach ausgedrückt werden starke Aktien, die einen inneren Wert besitzen und chart­technisch eher steigend sind, gekauft und schwache Aktien, deren Werte schlecht sind und sich auch noch in einem fallenden Trend befinden, verkauft. Somit kann der Anleger einerseits von steigenden Werten profitieren und andererseits von fallenden Kursen einer Aktie. Es werden damit beide Handelsrichtungen abgedeckt.

Was raten Sie Anlegern, um Risiken zu minimieren?

Die meisten Anleger wollen ja immer nur wissen, wo sie einsteigen sollen, und vernachlässigen dabei die Option, dass Investments auch mal gegen sie laufen können. Für diesen Fall gibt es klare Aussagen darüber, wo ein Verlustbegrenzungsstopp im Chart liegen sollte und warum. Wir verfolgen den Ansatz des „Curated Trading“. Der Anleger soll aus den Trading-Ideen lernen können. Es wird zu jeder Idee genau beschrieben, warum es sinnvoll ist, diese jetzt einzugehen, wo der Stop-Loss hingehört, um das Risiko zu minimieren, und wo ein erstes Trading-Ziel in dem Investment zu sehen ist.

Auf wie viele Empfehlungen können sich Ihre Follower einstellen? Und wie lange bleiben die Empfehlungen dann durchschnittlich im Depot?

Wir sind jetzt gerade in der Testphase. Dabei hatten wir je nach Situation des Marktes fünf bis zehn Trading-Ideen pro Woche. Das kann man aber leider nicht immer garantieren, da wir auch auf die Marktgegebenheiten reagieren müssen und es manchmal eben sinnvoller ist, an der Seitenlinie zu stehen und zuzuschauen. Die Haltedauer ist ideal für Berufstätige, denn die Empfehlungen bleiben meistens mehrere Tage im Depot.

Hand aufs Herz: Wie steht es um Ihren Track Record?

Die Ideen, die wir bisher gezeigt haben, waren sehr erfolgversprechend. Natürlich geht mal ein Trade nicht auf – wo gehobelt wird, fallen eben auch Späne. Wichtig ist am Ende, dass es in Summe positiv ist. Es ist immer mühsam, einzelne Trades zu sezieren und dann im Nachgang zu sagen, wo man besser eingestiegen wäre oder wo es klüger gewesen wäre, auszusteigen. Die Entscheidungen werden immer aus der Situation heraus getroffen, auf Basis der Informationen, die in diesem Moment vorliegen. Insofern lief es schon mal ganz gut.

Wozu würden Sie Ihrem Kind raten: zu einem BWL-Studium oder einer Ausbildung zum Trader?

Schwierige Frage. Traden lernen ist eigentlich gar nicht so schwierig, wie viele vermuten. Es gehören ein gefes­tigter Charakter dazu und eine Menge Durchhaltevermögen. Dennoch würde ich zunächst ein Studium vorziehen, um einfach die wirtschaftlichen Zusammenhänge besser begreifen zu können. Dann erst würde ich umsatteln und eine Ausbildung im Investmentbereich machen. Ideal wäre ein duales Studium, in dem beide Teilbereiche vorkommen.

Welchen Tipp würden Sie jedem Anleger mit auf den Weg geben?

Ruhe bewahren! Oberste Priorität ist, den Überblick zu behalten. Wie sagt man doch so schön: „Hin und her macht Taschen leer.“ Trading-Ideen sollten daher mit Bedacht ausgewählt werden. Außerdem sollte immer auch ein Punkt definiert werden, an dem die Trading-Idee nicht mehr aufgeht und damit ein klarer Stop-Loss gesetzt werden, um Schlimmeres zu vermeiden. Lassen Sie Ihren Kopf entscheiden – nicht Ihr Ego.

Herr Umland, vielen Dank für das Interview!

Hinweis auf potenzielle Interessenkonflikte: An der nextmarkets GmbH ist die börsennotierte FinLab AG (WKN 121806 / ISIN DE0001218063 / Tickersymbol: A7A) beteiligt. An der FinLab wiederum ist der Herausgeber von DER AKTIONÄR mittelbar wesentlich beteiligt.

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