Kommentar: E-Rezept-Desaster droht – in diesem Land geht nichts voran

Vor gut 20 Jahren wurde die Gematik gegründet mit dem Ziel, die Digitalisierung im Gesundheitswesen zu ermöglichen. Seit 2019 kontrolliert der Bund 51 Prozent der Anteile. Die anderen 49 Prozent teilen sich Kostenträger und Leistungserbringer auf.

Allein diese fragmentierte Aufteilung wirft erhebliche Fragen auf – und könnte aufgrund der verschiedenen Interessen ein Grund sein, warum von der „Digitalisierung im Gesundheitswesen“ bis dato wenig zu spüren ist. Zu viel Bürokratie bremst aus.

Auch das inzwischen seit knapp zwei Jahren verpflichtend eingeführte E-Rezept läuft alles andere als rund. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) – ebenfalls an der Gematik beteiligt – beklagt immer wieder die häufigen Systemausfälle, die instabile Leistung und die bürokratische Abwicklung. Zum Jahreswechsel droht im schlimmsten Fall die (temporäre) Rückkehr zum roten Zettel. Übrigens: Privatversicherte konnten bisher gar nicht am E-Rezept partizipieren.

Das elektronische Rezept laufe der Deutschen Bahn in Sachen Unzuverlässigkeit den Rang ab, brachte es Thomas Preis, Chef der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) vor wenigen Wochen auf den Punkt.

Gefühlt geht in diesem Land nichts voran – immer wieder die gleichen Phrasen mit „müssen“, „könnten“, „Mut und Wille“ – während uns andere Länder den Rang ablaufen.

Erst vor wenigen Tagen kündigte das Bundesministerium für Gesundheit den „Start der Hightech Agenda Deutschland“ an. In diesem Zusammenhang sprach Bundesgesundheitsministerin Nina Warken unter anderem über Herausforderungen und Chancen von KI im Gesundheitswesen.

Das Zauberwort KI ist schnell ausgesprochen – doch Deutschland schafft es nicht einmal, ein E-Rezept erfolgreich zu integrieren. Übrigens: Dieses gehört beispielsweise seit 15 Jahren zum Alltag in Estland.