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06.12.2021 Jochen Kauper

Tesla-Experte: Zu hohe Bewertung? Von wegen… Teil 2

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Tesla

Mario Herger lebt seit 2001 im Silicon Valley. Er forscht nach Technologietrends, schreibt Bücher und berät Unternehmen zu Themen wie Innovation, Silicon Valley Mindset, Foresight Mindset, Automotive und Künstliche Intelligenz.

Allen voran die Mobilität der Zukunft hat es ihm angetan. Dabei gerät Herger vor allem dann ins Schwärmen, wenn es um den Elektroauto-Pionier Tesla geht.

DER AKTIONÄR sprach mit Dr. Mario Herger darüber, wie wir uns in 5,10 oder 15 Jahren fortbewegen werden.

 - Teil 2 -


DER AKTIONÄR: Herr Herger, Sie schwärmen immer wieder von Tesla. Was macht Elon Musk mit seinem Team anders als die Konkurrenz?

Musk ist Unternehmer, und kein Manager, der nicht davor zurückscheut, Dinge zu hinterfragen. Die Suche nach dem First Principle, also einfach ausgedrückt, nicht einfach nur ein Problem zu lösen, sondern zu fragen, ob denn das überhaupt das richtige Problem ist und welche Aufgabe man denn zu bewältigen versucht, hat er perfektioniert. Das führt eben dazu, dass er nicht nur anstelle eines Motors ein Batteriepack einbaut, sondern das Auto von Grund auf neu konzipiert. Dass er hinterfragt, wieso denn die Raketen so viel kosten und warum diese noch wie vor 60 Jahren gebaut werden, wenn in der Automobilindustrie doch bereits völlig andere Fertigungstechniken angewandt werden.

Tesla (WKN: A1CX3T)

Er ist einer der letzten, der noch die Kunst der großen Wette beherrscht. Der alles auf ein riskantes Projekt mit unsicherem Ausgang setzt. Weil er das so oft schon gemacht hat, hat er sein Gefühl dafür geschärft, wo wirklich das Risiko liegt, und wo nicht. Und das alles in mehreren Industrien, die er dann wieder fleißig miteinander verbindet. Das ist, wie Innovation funktioniert: die Intersektion von Technologien, Modellen und Netzwerken. Und weil er so erfolgreich mit seinen anfänglich immer verrückt klingenden Ideen war, hat er sich dieses Innovationskapital aufgebaut, das ihm nun dabei hilft, Toptalente, Investoren und Kunden zu überzeugen, begeistern und mitzuziehen.

Das übersehen heimische Spitzenkräfte oft.


DER AKTIONÄR: Worin besteht der große Vorsprung von Tesla?

Ein Unternehmen, das seit 2012 ein Auto ausliefert, von dem man aus der Ferne die Daten ablesen kann und das mittlerweile von fast 2 Millionen Kunden, die ihre Fahrzeuge auf vielen Kontinenten und unterschiedlichsten Fahrbedingungen betreiben, bietet zuerst mal einen riesigen Schatz an Daten. Diese Datenmenge erlaubt die Entwicklung von Software und Funktionen, die sich erst beim Vorliegen dieser Daten ergeben. Weil Tesla von Anfang an sich auch als Softwareunternehmen – Dank Musks Hintergrund aus der Softwarebranche mit Paypal – gesehen hat, wurden Daten und Software zu zentralen Komponenten, um die das Auto zu designen ist.

So hat Tesla aktuell den fünfstärksten Supercomputer der Welt, mit dem Teslas neuronales Netzwerk für autonomes Fahren trainiert wird. In einem völlig anderen Ansatz, als es Unternehmen wie Waymo oder Zoox tun. Wenn Tesla jedes Monat mehrere Gigabyte an Fahrdaten von 2 Millionen Autos abfragen kann, dann sitzt das Unternehmen auf einen Datenschatz, der noch für – für die Konkurrenten schlechte - Überraschung sorgen wird.


DER AKTIONÄR: Was den Auto-Piloten angeht, so gibt es ja auch immer wieder große Kritik. Ist Tesla wirklich so gut, wie sie sich selbst immer wieder darstellen?

Der Ansatz, den Tesla fährt, ist riskant und nicht klar, ob er erfolgreich sein wird. Genügen Kameras, vor allem die bereits in den ausgeliefertn Autos eingebauten Kameras, oder braucht man doch LiDAR und andere Sensoren? Aktuell ist bei Tesla manches besser, manches aber schlechter, als bei der Konkurrenz. Es ist also ein gemischtes Ergebnis. Mittel- und langfristig aber haben wir in der Vergangenheit gelernt, werden sich Algorithmen immer durchsetzen. Damit wird Tesla mit dem Autopiloten und der Full Self Driving Beta, sicherlich gewinnen. Ob das aber schneller gelingt, als der Konkurrenz, die auf den schnellen Preisverfall der teuren LiDARs setzt, steht noch in den Sternen.

Foto: Tesla

DER AKTIONÄR:  Bei einem Börsenwert von über 1.100 Milliarden Dollar muss man sich als Anleger aber schon gut überlegen, ob man zu diesem Preis noch bereit ist, die Tesla-Aktie zu kaufen…

Tatsächlich sprechen manche Finanzexperten, die Tesla nicht als automobilunternehmen evaluieren, von einer potenziellen Marktkapitalisierung von 3.000 Milliarden Dollar in den nächsten Jahren. Man schaue nur 18 Monate zurück. Teslas Marktbewertung hat sich verzehnfacht.

Ich denke, wenn es Investoren klar wird, wie sehr Tesla von den Daten, dem neuronalen Netzwerk für autonomes Fahren, und den damit möglichen weiteren Einnahmequellen profitieren kann, dann sehen die heute über 800 Milliarden bald wie ein Schnäppchen aus.

Herr Herger, vielen Dank für das Interview.

Tesla (WKN: A1CX3T)

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