Ford zieht die Reißleine und bilanziert seine E-Auto-Sparte ab. Eine Abschreibungen in historischer Größenordnung entlarvt jahrelange Fehlentscheidungen, Überkapazitäten und falsche Marktprognosen. Der strategische Kurswechsel dürfte am Ende mit mehreren Milliarden zu Buche schlagen.
Ford kündigte Belastungen von 19,5 Milliarden Dollar im Zuge einer Neuordnung des E-Auto-Geschäfts an. Der Großteil soll im vierten Quartal erfasst werden, der Rest in den Folgejahren. Mit 8,5 Milliarden Dollar Wertberichtigungen auf E-Auto-Vermögenswerte betrifft der zentrale Block Anlagen und Projekte, die den erwarteten Ertrag nicht liefern.
Die operative Bilanz der E-Sparte ist schwach. Im vergangenen Jahr lag der Verlust bei 5,1 Milliarden Dollar, für 2025 prognostiziert Ford Verluste von fünf bis 5,5 Milliarden Dollar. Von Bloomberg zitierte Analysten erwarten das untere Ende dieser Spanne. Vor diesem Hintergrund sind die Abschreibungen eine Korrektur zu optimistischer Annahmen zu Absatz und Auslastung.
Zudem passt Ford das Produktprogramm an. Ein geplanter elektrischer F-Series-Truck wird gestrichen. Der F-150 Lightning soll als Modell mit Reichweitenverlängerer weitergeführt werden. Zugleich verschiebt der Konzern Kapazitäten in Richtung Verbrenner und Hybridfahrzeuge und nutzt Batteriestandorte in Kentucky und Michigan für stationäre Energiespeicher. In Glendale, Kentucky, stoppt Ford die Produktion und rüstet die Anlage für rund zwei Milliarden Dollar um. 1.600 Beschäftigte werden während des Umbaus entlassen, eine Wiedereröffnung ist für 2027 geplant.
Ein Teil der Abschreibungen belastet die Liquidität. Ford erwartet zahlungswirksame Effekte in Höhe von rund 5,5 Milliarden Dollar bis 2027. Der Großteil davon soll im kommenden Jahr anfallen. Für 2025 hob der Konzern die Prognose für das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern dennoch auf rund sieben Milliarden Dollar an, da die Abschreibungen das Nettoergebnis und nicht das EBIT belasten.
Fords Elektroambitionen waren zu groß. Der Konzern reagiert nun folgerichtig, auch da zumindest unter Trump weiter stark auf Verbrenner gesetzt werden dürfte. Die Kosten sind dennoch angefallen. Ein Einstieg drängt sich aktuell nicht auf.
Heute, 09:11