Gewinneinbrüche, Strukturprobleme und der kostenintensive Umbau zur Elektromobilität setzen die deutschen Autobauer Mercedes, VW und CO unter Druck. Während die IG Metall die Aktionäre auffordert, auf die Dividende zu verzichten, fordern die Hersteller tiefgreifende Reformen. DER AKTIONÄR blickt auf die Gemengelage.
Die deutsche Autoindustrie steht unter massivem Druck: Volkswagen, Mercedes-Benz, BMW, Porsche meldeten zuletzt Gewinneinbrüche im zweistelligen Prozentbereich. Die Folge sind Sparprogramme und Stellenstreichungen bei Herstellern und Zulieferern wie Bosch, ZF oder Continental. Zwar schreiben die Konzerne trotz rückläufiger Ergebnisse weiterhin Milliardengewinne, doch Absatz und Auslastung bleiben hinter dem Vorkrisenniveau zurück.
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IG-Metall-Chefin Christiane Benner fordert von den Aktionären der Autobauer, in der Krise Abstriche bei Dividenden zu machen. Beschäftigte dürften nicht einseitig die Lasten tragen. Zudem müssten Unternehmen in Zukunftsprodukte investieren und hausgemachte Probleme angehen – vom verschlafenen Trend zur Elektromobilität bis zur mangelnden Wettbewerbsfähigkeit in China. Auch die Politik nimmt Benner in die Pflicht: Es brauche industriepolitische Unterstützung, etwa für Ladeinfrastruktur, Rohstoffversorgung und eine europäische Batterieproduktion.
Auto-Experten wie Frank Schwope und Constantin Gall sehen die Ursachen nicht nur in äußeren Faktoren wie Zöllen oder schwachen Märkten. Über Jahre hohe Margen hätten trügerische Sicherheit geschaffen, Kostenmanagement und Entwicklungsgeschwindigkeit litten darunter. Gall fordert eine Verschlankung der Strukturen, Schwope mehr Schlagkraft in China.
Die Industrie selbst drängt auf politische Reformen, um den Standort Deutschland wettbewerbsfähiger zu machen. Zulieferer seien international konkurrenzfähig, litten aber unter hohen Investitionskosten und schwacher Rendite. Branchenvertreter sehen dennoch Chancen: Die E-Mobilität gewinnt an Dynamik und aus schwierigen Lagen habe die deutsche Autoindustrie in der Vergangenheit oft Innovationsschübe entwickelt.
Die Lage in der deutschen Autoindustrie ist angespannt. Dass die Dividendenausschüttungen ausgesetzt werden, dürfte aufgrund der Großaktionäre ausgeschlossen sein, Kürzungen sind jedoch denkbar. Chancen gibt es dennoch. DER AKTIONÄR sieht vor allem BMW aufgrund der starken Elektroplattform „Neue Klasse“ sowie Continental wegen der bevorstehenden Aufspaltung gut positioniert. Anleger können hier zugreifen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz Group AG, Volkswagen AG ZC 09/PERP, Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG Vorzüge.
15.08.2025, 11:10