Aus Sorge vor den US-Importzöllen erwägt Audi eine Milliardeninvestition in den USA. Die Volkswagen-Tochter unterstreicht damit, wie ernst die Lage für europäische Hersteller geworden ist – insbesondere Marken ohne US-Produktion. Volkswagen-Chef Oliver Blume steht wegen der Zollbelastungen in Kontakt mit Washington.
Audi denkt über ein eigenes Werk in den USA nach – laut Spiegel ist eine Fertigung im Süden der Vereinigten Staaten im Gespräch. Es wäre die teuerste von mehreren geprüften Optionen. Unternehmensnahe Kreise schätzen die Kosten auf bis zu vier Milliarden Euro. Der Konzern will sich aber erst positionieren, wenn Klarheit über die künftige Zollpolitik zwischen der EU und den USA herrscht.
Blume in Kontakt mit Washington
VW-Chef Oliver Blume war zuletzt erneut in Washington, um mit US-Vertretern über Investitionsbedingungen zu sprechen. Laut Insidern verliefen die Gespräche konstruktiv, doch eine Entscheidung hängt weiter vom politischen Kurs ab. Aktuell prüft Audi auch, ob margenstarke SUV-Modelle künftig direkt in den USA gebaut werden. In Betracht kommen Standorte in der Nähe bestehender VW-Strukturen, etwa in Tennessee oder South Carolina.
Als Signal an die US-Regierung bietet VW ein modulares Investitionspaket an und zeigt damit Bereitschaft zu Produktionsverlagerungen, heißt es aus Konzernkreisen. Diese hingen aber ausdrücklich an den politischen Rahmenbedingungen.
VW-Töchter Audi und Porsche von Importzöllen besonders betroffen
Ziel der laufenden Verhandlungen ist es über Einfuhrzölle Druck aus dem Markt zu nehmen und sich günstigere Handelsbedingungen zu sichern. Aktuell gelten 25 Prozent auf aus der EU importierte Autos. Besonders betroffen wären dabei Audi und Porsche: Beide VW-Töchter verfügen über kein eigenes US-Werk, wären daher von weiteren Aufschlägen besonders hart getroffen. Anders als die Ingolstädter schloss Porsche eine mögliche US-Produktion aufgrund zu geringer Stückzahlen bereits aus.
US-Importzölle: 50 oder zehn Prozent?
Die Drohungen aus Washington nehmen unterdessen zu. Trump drohte zuletzt offen damit, die Zölle weiter zu erhöhen, diese sogar zu verdoppeln. In der EU rechnet man Insidern zufolge dagegen mit einer Einigung und Absenkung der Abgaben. Laut Diplomaten gehe die Politik inzwischen von einem dauerhaften Satz von zehn Prozent aus.
Besonders für Massenhersteller wie Volkswagen sind die Zölle ein erhebliches Risiko. Entsprechend gab die Vorzugsaktie zuletzt deutlich nach, fiel unter den Stoppkurs des AKTIONÄR. Das Audi-Werk in den USA ist angesichts der Zollbelastungen der richtige Schritt. Allerdings werden dafür andere Investitionen etwa in die Elektrifizierung oder Software auf der Strecke bleiben. Aktuell drängt sich bei VW kein Einstieg auf.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz., Porsche AG.
Aktien der Porsche AG befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.
23.06.2025, 11:45