Der Index-Riese MSCI plant eine Zäsur, die einem Erdbeben für Krypto-Aktien gleichkommt. Wer mehr als 50 Prozent seiner Bilanzsumme in digitalen Assets hält, soll künftig aus den globalen Indizes fliegen (DER AKTIONÄR berichtete). Im Fadenkreuz dieser Neuregelung steht vor allem ein Name: MicroStrategy. Doch CEO Phong Le lässt den Angriff nicht unbeantwortet - und zieht einen brisanten Vergleich zur Old Economy.
Der Vorwurf des Software-Konzerns wiegt schwer: MSCI messe mit zweierlei Maß. In einem Interview mit dem Schwab Network bezeichnete Le das Vorhaben am Mittwoch als „fehlinformiert und fehlgeleitet". Seine Logik: Würde MSCI den Energieriesen Chevron aus dem Index streichen, nur weil ein Großteil seiner Assets in Öl gebunden ist? Oder den Holzgiganten Weyerhaeuser aufgrund seiner massiven Waldbestände abstrafen?
„Simpy Property Group besitzt Immobilien - niemand käme auf die Idee, sie auszuschließen", so Le. Dass nun ausgerechnet Bitcoin-Bestände als Ausschlusskriterium dienen sollen, gleiche dem Versuch, in den 1980er-Jahren Telekommunikationsfirmen den Bau von Sendemasten zu untersagen.
Der Vorwurf
Der Knackpunkt der MSCI-Argumentation liegt in der Struktur. Der Indexanbieter sieht in sogenannten „Digital Asset Treasury Companies" (DATs) zunehmend Vehikel, die eher Investmentfonds gleichen als operativen Unternehmen. Und Fonds sind in den großen Aktienindizes nicht zugelassen.
Le kontert mit der Historie: MicroStrategy sei seit 1998 börsennotiert, Michael Saylor habe die Firma bereits 1989 gegründet - lange vor dem ersten Bitcoin-Block. „Wir sind zu 100 Prozent ein operatives Unternehmen", betont der CEO. Die Einstufung als Quasi-Fonds sei juristisch nicht haltbar und verzerre den Wettbewerb.
Die Uhr tickt
Die Zeit für Gegenwehr ist knapp. Bis zum 31. Dezember läuft die Konsultationsphase, am 15. Januar will MSCI das Urteil verkünden. Marktbeobachter sind skeptisch, ob der Widerstand fruchtet. Charlie Sherry, Finanzchef der Börse BTC Markets, merkt an: Wenn MSCI solche Änderungen zur Diskussion stellt, ist die Entscheidung intern meist längst gefallen. Eine Umsetzung könnte bereits im Februar erfolgen.
Der Streit offenbart den tiefen Riss zwischen traditioneller Finanzarchitektur und der neuen Krypto-Landschaft. Sollte MSCI Ernst machen, droht Micro Strategy der Rauswurf aus wichtigen Benchmarks - mit entsprechenden Folgen für die automatisierten Kapitalflüsse durch ETFs und Indexfonds. Anleger bleiben daher weiter an der Seitenlinie.
Heute, 09:55