Es wirkt paradox: Der Kryptomarkt korrigiert, Milliarden fließen ab, doch die professionellen Pessimisten ziehen sich zurück. Statt auf den großen Crash zu wetten, decken Leerverkäufer ihre Positionen im BlackRock-ETF IBIT massiv ein. Das Muster ist bekannt – und könnte, glaubt man der Historie, die nächste Rally einläuten.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Laut Eric Balchunas, Senior ETF-Analyst bei Bloomberg Intelligence, ist das Short Interest im iShares Bitcoin Trust (IBIT) förmlich in sich zusammengefallen. Lag die Quote der leerverkauften Anteile zuvor noch bei rund zwei Prozent, ist sie nun auf einen Bruchteil dessen zusammengeschmolzen.
$IBIT short interest has plummeted. It wasn't exactly high to begin with at 2% of shares, but it's almost back to where it was in April bf rally. Traders tend to short into strength and cover in downturns, according to S3 Partners, who added in all ETFs for context.. pic.twitter.com/w01HvhOgb4
— Eric Balchunas (@EricBalchunas) November 24, 2025
Die Logik dahinter ist klassisches Markt-Timing: „Short into strength, cover in downturns“. Händler bauten ihre Wetten gegen den Bitcoin auf, als die Kurse hoch waren, und nutzen nun den Rücksetzer, um Kasse zu machen und Risiken vom Tisch zu nehmen.
Das Comeback-Gen
Auf die Frage nach weiterem Abwärtspotenzial gibt sich Balchunas pragmatisch bis trotzig. Eine Glaskugel besitze er nicht, wohl aber den Blick auf die Historie: „Was ich weiß, ist, dass dieses Asset einen 100-prozentigen Track Record hat, von teils üblen Abstürzen zurückzukommen und neue Allzeithochs zu erreichen.“
Das aktuelle Szenario erinnert an das Frühjahr. Damals stürzte der Bitcoin von seinem Rekordhoch bei 109.000 Dollar – markiert am Tag von Donald Trumps zweiter Amtseinführung – auf unter 75.000 Dollar ab, belastet durch Sorgen vor einem Handelskrieg. Auch damals resetete sich das Short-Interest während der Korrektur, bevor der Markt innerhalb von zwei Monaten um über 50 Prozent auf 112.000 Dollar explodierte.
Milliarden-Exodus bei den ETFs
Fundamental steht der Markt jedoch unter Druck. Die Branche durchlebt einen der heftigsten Abfluss-Zyklen seit 2018. Laut CoinShares zogen Investoren in der vergangenen Woche global 1,9 Milliarden Dollar aus Krypto-ETPs ab. Der Löwenanteil entfiel auf die USA: 1,2 Milliarden Dollar flossen ab, wobei allein BlackRocks IBIT fast 1,1 Milliarden Dollar einbüßte.
Trotz der Blutspur in den Orderbüchern gibt es Lichtblicke: Analysten beobachten, dass langfristig orientierte Halter weiter akkumulieren. Am Freitag verzeichneten die Bitcoin-ETPs erstmals nach einer Woche roter Zahlen wieder Zuflüsse.
Fundamental gibt es also Gründe für ein erstes Aufatmen. Das Chartbild ist allerdings noch weit davon entfernt, attraktiv auszusehen. Ein Zurückerobern der 95.000-Dollar-Marke wäre diesbezüglich ein erster Befreiungsschlag.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.
25.11.2025, 10:32