Ein Aktien-Portal schreibt heute etwas übertreibend von "Rüstungs-Tsunami". Fakt ist, dass die verstärkten Ausgaben in Europas Verteidigung zu einem Auftragsboom bei den meisten Werten der Branche geführt haben. Auch der schwedische Rüstungskonzern Saab profitiert und hat starke Quartalszahlen vorgelegt. Analysten sind nun jedoch zurückhaltend.
Der schwedische Rüstungskonzern Saab, der unter anderem das Kampfflugzeug Gripen produziert, hat nach beeindruckenden Quartalszahlen seine Umsatzprognose für das laufende Jahr angehoben. Die Erlöse dürften auf vergleichbarer Basis um 16 bis 20 Prozent steigen, statt bislang erwarteter zwölf bis 16 Prozent. Der Betriebsgewinn werde sogar noch stärker zulegen.
Im ersten Halbjahr sind die Erlöse um 22 Prozent gestiegen, der Betriebsgewinn verbesserte sich um rund die Hälfte auf 1,98 Milliarden schwedische Kronen (umgerechnet 176 Millionen Euro). Der Auftragseingang belief sich zuletzt auf 28 Milliarden SEK, was einem Wachstum von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht – bereinigt um einen polnischen Großauftrag in Höhe von 13 Milliarden SEK aus dem Vorjahr.
Saab erwirtschaftet deutlich mehr als die Hälfte seines Umsatzes in Europa. Seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine hat das Unternehmen seine Produktion hochgefahren und hat Tausende neuer Mitarbeiter eingestellt. "Unsere Kapazitätsentwicklung, die Investitionen in neue Produktionslinien und neue Anlagen, das alles läuft nach Plan", zitierte Reuters den Saab-Chef Micael Johansson.
Die Saab-Aktie schoss daraufhin am Freitag an der Börse Stockholm zweistellig nach oben und markierte bei 564 Schwedische Kronen (SEK) ein neues Allzeithoch (siehe Chart). Im Handel via Tradegate stieg die Aktie bis auf 50,49 Euro. Am Montag sorgen Gewinnmitnahmen jedoch für fallende Kurse – wenig verwunderlich nach einem Kursplus von gut 130 Prozent seit Jahresanfang. Am Vormittag notiert Saab B bei 511 SEK beziehungsweise 45,75 Euro. Ein kurzfristiger Aufwärtstrend bleibt intakt, solange sich der Saab-Kurs oberhalb des GD50 hält (derzeit bei knapp 478 SEK).

Analysten bremsen Euphorie
Mehrere Analysten werden nach dem jüngsten Kursaufschwung etwas skeptischer für die Saab-Zukunft. Pareto Securities hat dem starken Halbjahresbericht die Umsatz- und EBIT-Prognosen für den Rüstungskonzern Saab für das Gesamtjahr 2025 angehoben. Aufgrund eines außergewöhnlichen Quartalsberichts und dem deutlichen Kursanstieg werde die Empfehlung von Kaufen auf Halten gesenkt, das Kursziel auf auf 550 SEK (vorher 540 SEK) angehoben – bedingt durch das anhaltend hohe Wachstum und die gestiegene Potenzialbewertung der Gripen- und GlobalEye-Geschäfte, schrieb Pareto.
Auch die Danske Bank senkt ihr Votum, stuft Saab B nun von Halten auf Verkaufen herab mit einem Kursziel von 510 SEK. DNB Carnegie hebt unterdessen das Kursziel von 500 auf 550 SEK an und bestätigt die Halten-Empfehlung.
Die Citigroup bekräftigt ihr "Sell"-Rating und weist darauf hin, dass ihre Bewertungsmodelle auf einen Zielpreis von 374 schwedischen Kronen hinweisen. Angesichts des jüngsten Kursanstiegs würde dies einen Rückgang um gut 30 Prozent bedeuten. Die Analysten betonten die starke Aufwärtsdynamik bei den europäischen Verteidigungsausgaben, äußerten jedoch Skepsis gegenüber weiteren Erhöhungen, da Regierungen auch andere finanzielle Verpflichtungen haben.
Weitere Aufträge
Fundamental läuft es für den schwedischen Konzern gut. Anfang Juli hat die schwedische Militär-Beschaffungsbehörde FMV Saab mit der Lieferung von 22 zusätzlichen Mehrzweck-Kampfbooten des Typs CB90 Next Generation beauftragt. Er hat einen Wert von rund 900 Millionen SEK (rund 80 Millionen Euro).
Zudem werden 20 neue Eurofighter für die Bundeswehr wohl mit dem Selbstschutzsystem Arexis von Saab ausgestattet. Und auch die Tests mit dem neuen Kampfflugzeug Gripen E laufen vielversprechend. Saab setzt dabei auf eine Partnerschaft mit dem deutschen KI-Verteidigungsspezialisten Helsing. Darin werde der KI-Agent Centaur integriert, der die autonome Kontrolle über den Gripen E übernehmen und komplexe Manöver in einer Kampfumgebung jenseits der Sichtweite durchführen könne.
Nach der Prognoseerhöhung für das laufende Jahr könnten die Anpassungen für die Jahre 2026 und 2027 bei Saab begrenzter ausfallen. Steigende Ausgaben für Forschung und Entwicklung, Abschreibungen sowie Investitionen, die mit der Skalierung der Produktionsvolumina einhergehen, machen einen weiteren deutlichen Aufschwung vorerst weniger wahrscheinlich. DER AKTIONÄR rechnet in den kommenden Monaten mit einer Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau.
Gut sieht es derweil mit dem European Defence Index aus, in dem Saab neben 19 weiteren Werten ebenfalls enthalten ist. Der Index hält sich am Montag-Mittag mit etwa 125,73 Zählern nahe des bisherigen Rekordhochs bei gut 131 Punkten. Anleger können per Zertifikat an der Bewegung der europäischen Verteidigungs-Werte partizipieren. Weitere Infos dazu hier.

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