Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag einen Befreiungsschlag hingelegt. Nach dem schwachen Wochenstart drehte der DAX deutlich ins Plus und schloss 1,03 Prozent höher bei 24.217 Punkten. Hintergrund ist das neue Zollabkommen zwischen Washington und Brüssel. Auch wenn viele Details kritisiert werden – die Unsicherheit ist vom Tisch. Und das reicht dem Markt fürs Erste.
„Börsen hassen nichts mehr als Ungewissheit“, kommentierte ein Händler. Nun, da das Risiko einer weiteren Eskalation im transatlantischen Handel gebannt scheint, war der Weg frei für eine technische Erholung.
Auch europaweit dominierten grüne Vorzeichen: Der EuroStoxx 50 kletterte um 0,75 Prozent. In den USA zeigten sich die Indizes dagegen zum Xetra-Schluss uneinheitlich – der Dow gab leicht nach, der Nasdaq trat auf der Stelle.
In Frankfurt zählten MTU Aero Engines zu den stärksten DAX-Werten. Die Aktie gewann 3,5 Prozent. JPMorgan hob nach einer Überprüfung der mittelfristigen Ziele die Gewinnschätzungen und das Kursziel an – mit dem Hinweis, Rücksetzer seien für Langfristanleger Kaufgelegenheiten.
Am anderen Ende: DHL. Die Titel verloren 2,7 Prozent, belastet von schwachen Zahlen beim US-Konkurrenten UPS. Dort enttäuschte nicht nur das zweite Quartal – es fehlt weiterhin eine Jahresprognose. Vor allem im internationalen Expressgeschäft läuft es schleppend. Auch Analysten zeigten sich zurückhaltend.
Im MDAX sorgte TeamViewer für Aufsehen: Der Softwareanbieter überzeugte mit einem deutlich höheren Quartalsgewinn und sprang um 5,2 Prozent. Dagegen fiel K+S nach schwachen Zahlen um über zehn Prozent – die operative Marge blieb klar hinter den Erwartungen zurück.
Im SDAX ging es spektakulär zu: Heidelberger Druckmaschinen schossen nach einer überraschenden Ankündigung um über 30 Prozent nach oben. Der Traditionskonzern steigt in die Rüstungstechnik ein – über eine Partnerschaft mit Vincorion. Die Fantasie ist zurück. Ganz anders bei Süss MicroTec: Der Halbleiterzulieferer warnte vor sinkender Profitabilität – der Kurs brach um 20 Prozent ein.
Die große Bühne bleibt aber den Makrodaten und der Berichtssaison vorbehalten. In den kommenden Tagen stehen Quartalszahlen von SAP und US-Techs im Fokus – ebenso wie mögliche Signale der Notenbanken. Die Spekulationen auf Zinssenkungen leben wieder auf.
Die Entspannung im transatlantischen Zollkonflikt verschafft dem Markt kurzfristig Rückenwind. Doch die strukturellen Risiken bleiben bestehen. Umsicht und Selektion bleiben das Gebot der Stunde.
Enthält Material von dpa-AFX