Die italienische UniCredit sucht die Expansion im Ausland. Die Mailänder strotzen vor Kraft und sind im September letzten Jahres bei der Commerzbank eingestiegen – ein Übernahmeversuch steht bevor. Die Aktie ist für Anleger eine attraktive Wahl, selbst wenn eine Fusion scheitern sollte.
UniCredit-CEO Andrea Orcel gilt als gewiefter Investmentbanker. Seit rund vier Jahren steuert er nun die Geschicke des Mailänder Finanzinstituts. Der Kurs hat sich seitdem vervielfacht, die Profitabilität zählt mittlerweile zu einer der höchsten in der Branche. Mit der Übernahme der Commerzbank will er sein Meisterstück abliefern.
Doch der Widerstand der Belegschaft und auch der Bundesregierung ist ungebrochen. Nicht jeder in der Finanzbranche glaubt an ein Gelingen der feindlichen Übernahme. Was, wenn sie scheitert? Auch dann dürfte das Powerhouse UniCredit weiterhin zu den stärksten Banken in der Eurozone gehören.
Das Geldhaus sitzt auf mehreren Milliarden Euro Überschusskapital, das an die Aktionäre ausgeschüttet werden dürfte, sollte die Übernahme scheitern. Die harte Kernkapitalquote ist mit 16 Prozent zuletzt stattlich gewesen. Die Analysten der Citigroup heben in einer neuen Studie hervor, dass das Kurspotenzial aus den Beteiligungen Commerzbank und Alpha Bank in Griechenland nicht ausreichend vom Konsens berücksichtigt werde.
UniCredit dürfte nach Abzug von Absicherungsgeschäften jährlich zusätzliche Einnahmen von 800 Millionen Euro oder mehr einfahren. „Selbst wenn UniCredit aussteigen würde, bliebe dem Unternehmen immer noch ein gesunder Gewinn aus seiner Investition“, merken sie an. An eine Übernahme der Commerzbank glauben sie nicht. Sie haben die Coverage der Aktie mit einer Kaufempfehlung und einem Kursziel von 74,00 Euro wieder aufgenommen.
Die UniCredit-Aktie hat diese Woche den Rückwärtsgang eingelegt, heute erfolgt der Versuch einer Stabilisierung. Mit einem laufenden KGV von 10 und einer für das Geschäftsjahr 2025 erwarteten Dividendenrendite von fünf Prozent ist die Aktie immer noch attraktiv – trotz der Rally der letzten Monate.
Auch ein Ausstieg bei der Commerzbank könnte eine Option für Orcel sein. Wahrscheinlich – da schon angekündigt – ist eine zeitnahe Wandlung der verbleibenden Derivateposition auf rund 29 Prozent. Investierte Anleger bleiben an Bord.
28.08.2025, 11:10