Gestern schaffte es die Aktie der Commerzbank fast an die DAX-Spitze. Am Ende schlossen die Papiere mit rund 3,5 Prozent auf dem zweiten Platz. Ursächlich dafür war die Pressekonferenz der EZB am Nachmittag. Finanzwerte stiegen reihenweise, obwohl Präsidentin Christine Lagarde erneut eine Zinssenkung verkündete.
Auf den ersten Blick mag es verwundern, dass europäische Bankaktien nach der Pressekonferenz von EZB-Präsidentin Lagarde stark zulegten. Denn wie bereits im Vorfeld erwartet, wurde der Einlagezinssatz um 25 Basispunkte auf 2,0 Prozent gesenkt. Das war an der Börse bereits eingepreist. Damit hat die EZB zum achten Mal seit Juni 2024 diesen Referenzzinssatz reduziert.
Für Finanzinstitute hängt viel von der Höhe der Zinsen ab. Ist das Zinsniveau ausreichend hoch, ergibt sich eine höhere Marge. Das gilt insbesondere für die Commerzbank, die als eine der zinssensitivsten Banken in Europa gilt. Mehr als 70 Prozent der Erträge werden hier im Zinsgeschäft erwirtschaftet. Bei länger sinkenden Zinsen, wie es seit letztem Sommer der Fall ist, nimmt der Druck auf die Erlöse zu.
Bisher gelang es den Frankfurtern aber gut, die Nettozinserträge zu verteidigen. Und gestern gab die EZB-Pressekonferenz Auftrieb. Denn der Druck auf die wichtigste Ertragsposition bei der Commerzbank könnte kurzfristig geringer werden. So deuten die Äußerungen von Lagarde darauf hin, dass die Notenbank bei ihrer nächsten Sitzung im Juli eine Pause bei der geldpolitischen Lockerung einlegen könnte.
Im Hinblick auf die Unsicherheit im Zollstreit mit den USA will man offenbar das Pulver trocken halten und somit über Spielraum verfügen, sollte sich die Konjunktur eintrüben. Handlungsbedarf gibt es andererseits durch die Inflation nicht. Diese ist überraschend unter das EZB-Ziel von zwei Prozent gesunken. Weitere Zinssenkungen sind daher gut durchführbar.
Die Commerzbank-Aktie schiebt sich immer näher an die Marke von 30,00 Euro heran. Auch wenn kurzfristig die Zinsen nicht mehr so stark sinken könnten wie zuletzt befürchtet, stellt schon das aktuelle Zinsniveau eine Herausforderung für das Geldhaus dar. Investierte bleiben an Bord.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.