Beflügelt vor allem von einem starken Service-Geschäft hat GE Aerospace im zweiten Quartal kräftig zugelegt. Der Triebwerksbauer hebt nun die Prognose fürs Gesamtjahr an. Das kommt auch bei den anderen Zulieferern wie MTU, Safran und Rolls-Royce gut an, die neue Rekordkurse erreichen. Die GE-Aktie rutscht nach frühem Plus jedoch plötzlich ab.
Der Luft- und Raumfahrtkonzern GE Aerospace hat fürs zweite Quartal ein erhebliches Wachstum bei allen wichtigen Kennzahlen gemeldet – mit einer besonders starken Leistung im kommerziellen Servicegeschäft. Der Triebwerksbauer wird dank der Erholung der Luftfahrt vom Zollstreit nun optimistischer für das laufende Jahr. Umsatz und Gewinn sollen stärker wachsen als zuletzt gedacht, teilte der Luftfahrt-Zulieferer am Donnerstag in Cincinnati mit.
Das Unternehmen entwickelt und baut zusammen mit Partnern wie Safran und MTU Turbinen für Passagier- und Frachtjets der großen Hersteller Airbus und Boeing. Am Finanzmarkt kamen die Neuigkeiten gut an.
Die Luftfahrtbranche hatte im Frühjahr um wichtige Teile ihres Geschäfts gefürchtet, nachdem US-Präsident Donald Trump hohe Zölle für Importe aus dem Großteil der Welt verhängt hatte. Flugzeuge und Flugzeugteile waren davon bislang befreit, und weder Hersteller noch Airlines wollen solche Mehrkosten tragen.
Der Chef von GE Aerospace, Larry Culp, hat selbst mit Trump über die Bedeutung des freien Handels für die Branche gesprochen. "Ich denke, die Regierung hört zu", sagte Culp im Interview der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Wir haben mit jedem gesprochen, der sich mit uns zusammengesetzt hat."
Für das laufende Jahr rechnet Culp nun mit einem bereinigten Gewinn von 5,60 bis 5,80 Dollar je Aktie. Zuvor hatte er höchstens 5,45 Dollar in Aussicht gestellt. Der bereinigte Umsatz soll nun statt um einen niedrigen um einen mittleren Zehner-Prozentsatz steigen. Der operative Gewinn soll 8,2 bis 8,5 Milliarden Dollar erreichen - und damit mindestens das bisherige Maximalziel. Auch seine mittelfristigen Ziele für das Jahr 2028 hob Culp an: Der bereinigte Gewinn soll bis dahin auf etwa 8,40 Dollar je Aktie zulegen.
Starke Q2-Zahlen
Fürs zweite Quartal meldete GE Aerospace beeindruckende Finanzergebnisse mit zweistelligem Wachstum bei allen wichtigen Kennzahlen. Das Unternehmen erzielte einen bereinigten Umsatz von 10,2 Milliarden Dollar, was einem Anstieg von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, während der operative Gewinn mit der gleichen Rate auf 2,3 Milliarden Dollar stieg, bei einer stabilen Marge von 23 Prozent.
Der bereinigte Gewinn pro Aktie erreichte 1,66 Prozent, ein Plus von 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, während sich der Free Cashflow auf 2,1 Milliarden fast verdoppelte. Auch die Auftragseingänge zeigten mit 14,2 Milliarden Dollar eine starke Dynamik: ein Plus von 27 Prozent gegenüber dem Q2 in 2024.
Vor allem das kommerzielle Servicegeschäft erwies sich als besonderer Lichtblick. Die Umsätze stiegen dabei um 29 Prozent, angetrieben durch eine höhere Anzahl von Werkstattbesuchen (Shop Visits) und den Verkauf von Ersatzteilen. Auch die Auslieferungen von Triebwerken zeigten mit plus 45 Prozent eine starke Dynamik.
Erst Rekordhoch – dann abwärts
Die Aktie von GE Aerospace legte im vorbörslichen US-Handel um 2,5 Prozent auf etwa 276 Dollar zu. Zum Handelsstart markierte der Wert bei 272,80 Dollar ein neues Allzeithoch, kommt dann jedoch plötzlich unter Druck, rutscht bis auf 260 Dollar fast ans Ende der S&P-100-Werte.
Als Grund wurden zunächst Gewinnmitnahmen vermutet – nach plus 60 Prozent im laufenden Jahr nicht verwunderlich. Und: Trotz der übertroffenen Erwartungen und Prognose-Erhöhungen bewerten einige Analysten die Aktie bereits als hoch bewertet. Die durchschnittlichen Kursziele liegen laut Analystenschätzungen teilweise unter dem aktuellen Kursniveau, was darauf hindeutet, dass bereits viel Optimismus im Kurs eingepreist ist. Auch mögliche Belastungen durch Zölle könnten den Konzern treffen.
Die Konkurrenz legt jedoch weiterhin zu. Die Aktien von MTU Aero Engines markieren ebenfalls im Tagesverlauf ein neues Allzeithoch bei 388,50 Euro. Zuletzt stehen sie mit einem Tagesplus von 1,8 Prozent auf 386,70 Euro mit an der DAX-Spitze.
Im CAC-40 markiert auch Safran ein neues ATH bei 286,20 Euro, zuletzt liegen die Aktien noch mit 1,3 Prozent im Plus bei 283,60 Euro. Und im britischen FTSE-100 gewinnen auch Rolls-Royce-Papiere, markieren ein neues Rekordhoch bei 1.009 Britische Pence.
Die Verbesserung des Geschäfts von GE Aerospace gegenüber dem Vorquartal spiegelt die erfolgreiche Umsetzung der operativen Strategie des Unternehmens und die wachsende Marktnachfrage wider. Die Aktien bleiben weiter aussichtsreich, auch wenn sie kurzfristig etwas überhitzt erscheinen.
DER AKTIONÄR ist auch für die Konkurrenten zuversichtlich. Alle genannten Triebwerksbauer sind laufende Empfehlungen.
Enthält Material von dpa-AFX
17.07.2025, 16:55