Die Zockerbörse Kalshi will ins große Geschäft der Sportwetten expandieren – mit Unterstützung aus Trumps Kreisen.
Bei der US-Präsidentschaftswahl 2024 war wenig vorhersehbar – am allerwenigsten der Rückzug des Amtsinhabers Joe Biden und seine Ablösung durch Vizepräsidentin Kamala Harris auf dem Stimmzettel. Umfragen und statistische Modelle hatten Mühe, den chaotischen Wahlkampf einzuschätzen.
In dieses Durcheinander stürzten sich die Prognosemärkte hinein. Sie brauchten nur eine Website und die Treffsicherheit eifrig investierender Nutzer, um Wahrscheinlichkeiten für den Wahlausgang zu messen.
Auf diesen Prognoseplattformen kaufen Nutzer „Anteile“, um gegeneinander auf Sieg oder Niederlage bei Ereignissen zu wetten. Dabei schwanken die Preise umso stärker, je mehr Prognosen abgegeben werden. Im Erfolgsfall kann der betreffende Anteil für einen Dollar eingelöst werden. Sein Marktpreis kann somit als Wahrscheinlichkeit gedeutet werden: Kostet ein Anteil zum Beispiel 25 Prozent, liegt die Eintrittswahrscheinlichkeit für das Ereignis bei 25 Prozent. Die Betreiber der Plattformen verdienen an den Transaktionsgebühren.
Der größte Anbieter in den USA war Kalshi mit einer Lizenz als sogenannter „Designated Contract Market“ (DCM). In Kalshis wichtigstem Markt wurden Präsidentschaftswetten im Wert von mehr als 500 Millionen Dollar gehandelt. Auf Polymarket, einer kryptobasierten Konkurrenzplattform, die für Amerikaner angeblich gesperrt ist, wechselten über 3,6 Milliarden Dollar den Besitzer. Beide Plattformen sahen Donald Trump als Favoriten und erlangten einen gewissen Ruhm, als er im November tatsächlich gewann. Einigen Wettenden bescherte das Millionengewinne.
Sowohl Kalshi als auch Polymarket haben seitdem Beziehungen zur neuen Regierung geknüpft: Im Januar stellte Kalshi Donald Trump Jr. als strategischen Berater ein. Er ist gleichzeitig Investor bei Polymarket und sitzt dort im Beirat.
Die vorherige Regierung hatte weniger Sympathie für Wetten auf Politikereignisse. Die amerikanische Aufsichtsbehörde für den Derivatehandel Commodity Futures Trading Commission (CFTC) hatte versucht, Kalshis Wettangebot für Kongresswahlen zu stoppen. Dies führte zu einem Rechtsstreit, den das in New York ansässige Unternehmen kurz vor dem Wahltag für sich entschied.
Wetten auf politische Ereignisse waren aber immer nur ein Nischenmarkt. Weitaus lukrativer für Prognosemärkte sind Sportwetten. Dieser Markt umfasst allein in den USA 14 Milliarden Dollar und Kalshi ist dort führend. Anfang des Jahres bot das Unternehmen seine ersten Sportwetten auf den Super Bowl an.
Die regulatorischen Formulierungen sind eigentlich eindeutig: Prognosemärkte, die mit „Glücksspiel“ zu tun haben, sind verboten. Trotzdem haben Kalshi und seine Konkurrenten unter der neuen Regierung wenig Gegenwind von der Aufsichtsbehörde erfahren. Brian Quintenz, Präsident Trumps Favorit für den Posten des CFTC-Vorsitzenden, gehört dem Vorstand von Kalshi an.
Andere Akteure sind dagegen sehr besorgt über die Offensive der Prognosebörsen im Sportwettenbereich und so gerät Kalshi in den Mittelpunkt weiterer Rechtsstreitigkeiten mit neuen Gegnern – darunter Bundesstaaten, Glücksspielaufsichtsbehörden und indigener Völker, die einen Großteil des US-Glücksspielmarktes kontrollieren.
Die Debatten drehen sich um die Definition und die Zukunft von Sportwetten in den USA. Für Kritiker ist der Aufstieg der Prognosemärkte ein neues Symbol für die großzügige Haltung der Trump-Regierung gegenüber Glücksspiel in all seinen Formen – neben ihrer offenen Leidenschaft für Krypto, Memecoins und andere digitale Tokens.
Derweil scheint die totale Unberechenbarkeit von Sportereignissen für die Prognosemärkte ein Anreiz zu sein, ihr Angebot zu erweitern.
So crasht Kalshi die Milliarden-Party auf dem Sportwettenmarkt
Sportwetten sind in den USA derzeit in 39 Bundesstaaten sowie in Washington D.C. erlaubt. Die Legalisierung erfolgte in den meisten Fällen nach einem Urteil des Obersten Gerichtshofs im Jahr 2018, das den „Professional and Amateur Sports Protection Act“ (PASPA) kippte.
Personell gut ausgestattete bundesstaatliche Regulierungsbehörden erteilen Lizenzen, erheben Gebühren, setzen Richtlinien durch und überwachen Spielsucht sowie Angelegenheiten der Integrität. Seit 2019 ist der Gesamtumsatz der US-Sportwettenbranche von knapp einer Milliarde Dollar auf 13,8 Milliarden Dollar gestiegen. Allein im Jahr 2024 wurden fast drei Milliarden Dollar an Steuereinnahmen generiert.
Kalshi jedoch durchbrach dieses komplexe Regulierungssystem und preist sich selbst als „die erste landesweit legale Sportwettenplattform“. Auf Kalshi spiegeln die Quoten – ähnlich wie bei Betfair in Großbritannien – nicht die sorgfältigen Berechnungen eines Buchmachers wider, sondern das Verhalten der Trader.
So wurden etwa vergangene Woche im US-Open-Halbfinale die Aktien auf Naomi Osaka bei nur neun Cent gehandelt, als sie im dritten Satz zurücklag – was einer Siegchance von neun Prozent entsprach. Mit jedem Punkt schwankte der Kurs, stieg nach einem gewonnenen Aufschlagspiel auf zwölf Cent. Am Ende verlor Osaka die Partie – ihre Anteile fielen auf null. Insgesamt wurden auf das Spiel Aktien im Wert von mehr als zehn Millionen Dollar gehandelt.
Märkte wie dieser haben eine breite Front von Gegnern auf den Plan gerufen: Bundesstaaten, in denen Glücksspiel illegal ist, deren Einwohner aber dennoch auf Kalshi Zugriff haben; Bundesstaaten, in denen Glücksspiel zwar erlaubt ist, Kalshi aber weder Gebühren zahlt noch Vorschriften anerkennt; Indigene Gruppen, die auf ihrem Territorium eigentlich exklusive Glücksspielrechte besitzen; Sportligen, die auf Regulierung und Überwachung angewiesen sind und natürlich traditionelle Buchmacher, die sich benachteiligt fühlen, weil sie sich an die staatlichen Regeln halten.
„Wenn Kalshi mit allem durchkommt, kann das Unternehmen uneingeschränkt Sportwetten im ganzen Land anbieten“, schrieb die American Gaming Association in einer kürzlich eingereichten Klage. „Das bedeutet: keine Regeln für problematisches Glücksspiel, keine Lizenzauflagen auf bundesstaatlicher Ebene und keinerlei Rechenschaftspflicht gegenüber den Aufsichtsbehörden.“
Kalshi hält dagegen, dass man der Aufsicht der CFTC unterliege. Diese sehe bislang keine Probleme mit den angebotenen Sportkontrakten.
Die American Gaming Association warnt jedoch davor, dass dies „die CFTC zur nationalen Sportwetten-Regulierungsbehörde erhebe – eine Rolle, die der Kongress ihr nie übertragen hat und für die die CFTC weder über die notwendige Erfahrung noch die Ressourcen verfügt“.
Die institutionellen Wurzeln der CFTC liegen im Agrarterminhandel. Heute ist sie vor allem für die Regulierung von Kryptowährungen bekannt. Ihre Aufsichtsbefugnisse für den Derivatehandel übertragen ihr auch die Kontrolle über die schnell wachsenden Prognosemärkte, deren Kurse vom Eintritt künftiger Ereignisse abhängen.
Seit Trumps Rückkehr ins Präsidentenamt hält sich die Kommission insbesondere bei sportbezogenen Märkten deutlich zurück. In der Vergangenheit fielen diese noch unter die Arten verbotener Event-Kontrakte, gegen die die CFTC vorgegangen ist.
Die regulatorische Unsicherheit kommt zu einer Zeit, in der sich die Behörde in einem massiven Umbruch befindet: Seit Januar haben drei von fünf CFTC-Kommissaren ihr Amt niedergelegt. Ein vierter plant, die Behörde in naher Zukunft zu verlassen.
„Diese Behörde liegt in Trümmern“, urteilt die demokratische Kongressabgeordnete Dina Titus, zu deren Wahlbezirk Nevada auch die Glücksspielmetropole Las Vegas gehört. „Es gibt wirklich keinerlei Aufsicht.“
Im Mai zog die CFTC ihre Berufung im Verfahren gegen Kalshi in Sachen Wahlwetten zurück. Zwei Monate später stellten sie und das US-Justizministerium eine Untersuchung gegen Polymarket ein. Gegenstand dieser Untersuchung war die Frage, ob die Plattform, die offiziell nur für ausländische Trader zugänglich ist, rechtswidrig Wetten von US-Bürgern angenommen hatte. (Polymarket reagierte nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.)
Quintenz, von Trump als neuer Leiter der Behörde nominiert, war bereits in Trumps erster Amtszeit als CFTC-Kommissar tätig. Er gilt allgemein als freundlich gegenüber Prognosemärkten eingestellt. So verfasste er im März 2021 ein unterstützendes Memo, nachdem eine Börse versucht hatte, Kontrakte über NFL-Spiele anzubieten.
Seit seinem Ausscheiden aus der Behörde im August desselben Jahres arbeitet er für die Risikokapitalgesellschaft Andreessen Horowitz – zuletzt als Leiter der Politikabteilung für den Kryptobereich. Zudem sitzt Quintenz seit 2021 im Vorstand von Kalshi. Dieses Mandat würde er nach eigenen Angaben aufgeben, sollte er als Vorsitzender der CFTC bestätigt werden.
„Brian [Quintenz] hätte in seinen Anhörungen kaum transparenter sein können, was seinen Rücktritt betrifft“, äußerte Sara Slane, Leiterin der Unternehmensentwicklung bei Kalshi. „Er hat unmissverständlich klargestellt, dass er sich strikt an das Gesetz halten und sich bei allen Kalshi-bezogenen Fragen zurückziehen würde.“
Andere sehen unvermeidbare Interessenkonflikte: „Auch wenn dies ein Markenzeichen dieser Regierung zu sein scheint – wie kann man jemanden, der im Vorstand [von Kalshi] sitzt, zum Chef einer Aufsichtsbehörde machen?“, fragt die Abgeordnete Titus. „Er hat gesagt, dass das seine Entscheidungen nicht beeinflussen werde. Aber ich weiß nicht, wie man das wirklich vermeiden kann.“
Nach einer Anhörung im Juni ist Quintenz’ Nominierung zum CFTC-Vorsitzenden ins Stocken geraten. Ein Grund dafür könnte der Widerstand der Winklevoss-Zwillinge sein, die eine Kryptobörse betreiben. Eine Abstimmung über die Nominierung im zuständigen Ausschuss steht weiterhin aus. Weder die CFTC noch Quintenz waren für eine Stellungnahme verfügbar.
Regulierungskampf: Wer macht die Spielregeln für Sportwetten?
Während sich die Bundesaufsichtsbehörden zurückhalten, greifen einzelne Bundesstaaten durch. Mindestens sieben von ihnen haben Kalshi Unterlassungsaufforderungen geschickt. Das Unternehmen beantragte daraufhin in drei dieser Bundesstaaten – Maryland, Nevada und New Jersey – einstweilige Verfügungen, um von Bundesgerichten feststellen zu lassen, dass es dort Sportkontrakte anbieten darf.
Kalshi setzte sich in Nevada und New Jersey durch, verlor aber in Maryland. In allen drei Fällen wurde Berufung eingelegt. In New Jersey schlossen sich 34 eitere Bundesstaaten mit einer gemeinsamen Stellungnahme, dem sogenannten „Amicus-Schriftsatz“, an – zusammen mit der American Gaming Association, der Indian Gaming Association (IGA) und anderen Verbänden.
Auch Vertreter von staatlich anerkannten Stämmen haben in Kalifornien und Wisconsin Klage erhoben. Nach ihrer Argumentation verstoße Kalshis Angebot von Sportkontrakten auf Stammesgebiet gegen den Indian Gaming Regulatory Act. Dieser räumt den Stämmen dort die exklusive Zuständigkeit für das Glücksspiel ein. Glücksspiel ist für die Stämme eine wichtige Einnahmequelle: 60 Prozent der Umsätze – 44 Milliarden Dollar im Jahr 2024 – fließen an sie zurück.
Die Einnahmen haben „bei den Stämmen, die Glücksspiel anbieten, einen enormen Unterschied gemacht“, stellt Jason Giles, Geschäftsführer der IGA, fest. „Es geht um Feuerwehr, Wasserversorgung, Polizei – alles essenzielle staatliche Dienstleistungen.“
Für Prognosemärkte „ist das Endziel das Online-Casino“, fügt Victor Rocha, Konferenzvorsitzender der IGA, hinzu. „Es geht darum, das Tempo zu erhöhen, um ein echtes Gambling-Produkt zu schaffen. Mit Prognosemärkten lässt sich kein Geld verdienen – wohl aber mit Sportwetten.“
Die juristische Auseinandersetzung dreht sich im Wesentlichen um zwei Fragen. Erstens: Handelt es sich bei Sportkontrakten um Derivate, die in den Zuständigkeitsbereich der CFTC fallen, oder um illegale Wetten, die gegen bundesstaatliche Vorschriften verstoßen? Zweitens: Wenn sie der Zuständigkeit der CFTC unterliegen, hat dies dann Vorrang vor den Gesetzen der Bundesstaaten oder dem Indian Gaming Regulatory Act?
Grundsätzlich fallen Event-Kontrakte in die Kategorie von Derivaten, die die CFTC nach dem Commodity Exchange Act (CEA) von 1936 reguliert. Eine Änderung aus dem Jahr 2010, die sogenannte „Special Rule 40.11“, erlaubt es der Behörde, Event-Kontrakte zu verbieten, wenn sie diese als „dem öffentlichen Interesse zuwiderlaufend“ einstuft – etwa solche zu Terrorismus, Attentaten, Krieg, illegalen Aktivitäten oder Glücksspiel.
Kalshi argumentiert unter anderem damit, dass diese Special Rule zwar „Glücksspiel“ als eine Art von verbotenen Kontrakten aufführt, die CFTC diese Feststellung jedoch tatsächlich treffen muss – die CFTC aber erst selbst feststellen muss, ob ein konkreter Fall darunterfällt, bevor die Kommission aktiv werden kann. Da sie dies bei Kalshis Sportkontrakten nicht getan hat, sieht sich das Unternehmen nicht im Widerspruch zur Regel.
Viele Gegner von Kalshi sind hingegen der Auffassung, dass Sportkontrakte eindeutig in die Kategorie der verbotenen Glücksspiele gehören und dass die CFTC es bislang versäumt hat, sie zu verbieten. „Wir glauben, dass die CFTC ihre Aufgabe gemäß dem CEA nicht erfüllt“, erklärt Joe Maloney von der American Gaming Association.
„Es ist Sache der CFTC zu entscheiden, ob unser Angebot Glücksspiel ist oder nicht – und bisher hat sie dazu nichts gesagt“, betont Kalshi-Mitarbeiterin Slane. „Es ist nicht die Entscheidung der Bundesstaaten.“
Dies weckt bei manchen die Befürchtung, dass die Regulierung durch die CFTC selektiv oder gar willkürlich ausfallen könnte – insbesondere in einer Branche, in der die Familie des Präsidenten direkte Verbindungen zu Unternehmen hat.
„Der Grund, warum diese Situation überhaupt besteht, ist die Wahl von Trump, gefolgt von einer nicht einmal laschen, sondern völlig ausbleibenden Durchsetzung des Gesetzes durch die CFTC“, konstatiert Daniel Wallach, ein auf Glücksspielrecht spezialisierter Anwalt.
Wallach vergleicht Kalshis Situation mit dem Versuch einer mit Crypto.com verbundenen Börse, in den letzten Tagen der Biden-Regierung Sportkontrakte anzubieten. Dieser wurde umgehend unterbunden. „Innerhalb von 15 Tagen sah man dieselbe Behörde mit denselben Kommissaren völlig unterschiedliche Positionen zu exakt derselben Aktivität einnehmen.“
Slane dagegen bezeichnete die neue Regierung als „regulatorisch freundlich, ein deutlich angenehmeres Umfeld als zuvor“.
Die Richter sind sich in zentralen Rechtsfragen uneins. Im Mittelpunkt aller drei Bezirksgerichtsverfahren steht die Frage, ob die Befugnisse der CFTC diejenigen der bundesstaatlichen Regulierungsbehörden aushebelt. Die Gerichte in Nevada und New Jersey zeigten Verständnis für Kalshis Argument, dass die Kommission Vorrang vor den Bundesstaaten habe; das Gericht in Maryland sah dies nicht so.
In den Verfahren stehen sich die Bundesstaaten und eine Bundesbehörde gegenüber und zugleich eine Bundesbehörde und Bundesgerichte. Laut der Argumentation des Bundesstaates Maryland hat das Gericht die Befugnis, die „Special Rule“ zum Verbot bestimmter Eventkontrakte durchzusetzen. Er berief sich dabei auf ein wegweisendes Urteil des Obersten Gerichtshofs aus dem Vorjahr, das die Rechtsdoktrin aufhob, die den Bundesbehörden bisher einen großen Spielraum bei der Festlegung von Standards eingeräumt hatte.
Andere Beobachter betonen, wie schlecht die CFTC als de facto landesweite Glücksspielaufsicht aufgestellt wäre. Sie verfüge über kaum institutionelles Fachwissen auf diesem Gebiet und sei auch personell nie für diese Aufgabe angemessen ausgestattet gewesen, nicht einmal vor den jüngsten Abgängen.
Joe Maloney von der American Gaming Association weist darauf hin, dass die gesamte Belegschaft der CFTC kaum größer ist als die Zahl der Glücksspielaufseher allein in Pennsylvania. Dies würde die Behörde insbesondere bei der Überwachung der Integrität des Glücksspiels – einschließlich der möglichen Manipulation von Sportereignissen – vor große Probleme stellen,
Die großen US-Sportligen äußerten dieses Jahr in Briefen an die CFTC ähnliche Bedenken. Dies geschah im Vorfeld einer Diskussionsrunde zum Thema Sportwetten, die schließlich abgesagt wurde. Die NFL, die NBA und die MLB waren besorgt, dass die Kommission in ihrer derzeitigen Zusammensetzung nicht über die sportspezifischen Kontrollmöglichkeiten und Fachkenntnisse verfüge, um „Integritätsproblemen“ vorzubeugen.
Slane hält dagegen: Kalshi arbeite mit den Ligen zusammen und verfolge dieselben Ziele. Was die Fähigkeit der Kommission zur Überwachung des Glücksspielmarktes angeht, stellt sie fest: „Die CFTC beaufsichtigt einen mehrere Billionen Dollar umfassenden Derivatemarkt. Sie ist bestens aufgestellt, um Unregelmäßigkeiten aufzuspüren und die Integrität vieler Branchen zu schützen. Ich weiß nicht, warum das beim Sport anders sein sollte.“
Öffnet Kalshi die Schleusen für andere Player?
Sollte Kalshi seinen Rechtsstreit gewinnen, stehen zahlreiche Wettbewerber in den Startlöchern, um ihr Angebot ebenfalls zu erweitern.
Der Status als „Designated Contract Market“ bei der CFTC ist für die 23 Börsen, die ihn innehaben, plötzlich äußerst wertvoll geworden. Allein in diesem Jahr erhielten fünf von ihnen die Zulassung und andere wollen nachziehen.
Polymarket, die größte Plattform während der Wahl 2024, hat für 112 Millionen Dollar die als DCM lizenzierte Börse QCEX übernommen und sich so den Zugang zum US-Markt gesichert. Auf ihrer Website wird damit geworben, dass die Plattform „bald für US-Trader verfügbar sein wird“. Im August gab Polymarket zudem bekannt, dass Donald Trump Jr.s Firma 1789 Capital in das Unternehmen investieren und er selbst dem Beirat beitreten werde.
Auch die seit elf Jahren bestehende Börse PredictIt erhielt Anfang September nach langen juristischen Auseinandersetzungen den DCM-Status. Im Oktober soll eine erweiterte Plattform starten. Zu geplanten neuen Produkten, darunter mögliche Sportmärkte, wollte sich das Unternehmen jedoch nicht äußern.
Darüber hinaus hat die Investmentplattform Robinhood in Zusammenarbeit mit Kalshi Prognosemärkte eingeführt und kürzlich parallele Klagen in Nevada und New Jersey erhoben. Die größten traditionellen US-Sportwettenanbieter DraftKings und FanDuel wiederum suchen den Schulterschluss mit DCMs, um selbst den langwierigen Zulassungsprozess zu umgehen.
Während die neue American-Football-Saison startet, sind die rechtlichen Fragen noch immer offen. Der Kongress könnte ein Gesetz verabschieden, das die Kernprobleme dieser Gerichtsverfahren ausräumt. Da damit wohl aber nicht zu rechnen ist, ist es nur eine Frage der Zeit, bis neue Rechtsstreitigkeiten zwischen Wettanbietern und Bundesstaaten oder indigenen Gruppen durch die Instanzen bahnen.
„Es ist sehr wahrscheinlich, dass am Ende widersprüchliche Urteile herauskommen“, erklärt Melinda Roth, Rechtsprofessorin an der Washington and Lee University. „Das ist der schnellste Weg, um vor den Supreme Court zu kommen.“
Die gegnerischen Parteien rüsten sich bereits für diesen Endkampf. Sollte der Sachverhalt tatsächlich vor dem höchsten US-Gericht landen, werden sie finanziell gut ausgestattet sein – mit viel Geld aus dem Sportbereich.
„Dank des Tribal Gamings haben wir die Mittel, um diese Klage notfalls bis vor den Supreme Court zu bringen“, kündigt IGA-Vertreter Rocha an. „In diesem Land bekommt man die Gerechtigkeit, die man sich leisten kann – und mit 50 Milliarden Dollar können wir uns eine Menge Gerechtigkeit leisten.“
Alles aus einer Hand
Das klassische Geschäft als Online-Broker und auch die Wette auf den Krypto-Markt durch den eigenen Bitcoin-Bestand machen Robinhood seit Monaten zum Anlegerliebling. Inzwischen mischt der Konzern auch bei den lukrativen Prognosemärkten mit. Neben dem direkten monetären Effekt will Robinhood laut eigener Aussage durch das neue Angebot vor allem die Kundenbindung dank der „Alles-aus einer-Hand-Lösung“ noch weiter verstärken. Robinhood bleibt attraktiv.
Robinhood bleibt attraktiv. Der Top-Performer aus dem AKTIONÄR-Depot dürfte weitere Hochs erreichen.
27.09.2025, 10:00