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Lena Gercke: Drama und kein Ende

Lena Gercke: Drama und kein Ende
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Martin Weiß 23.10.2025, 09:15 Martin Weiß

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Es sollte ein Befreiungsschlag werden – in einem Exklusivinterview mit der BILD wehrte sich Lena Gercke gegen die Vorwürfe des Missmanagements in ihrem Unternehmen. Doch die erhofften Antworten blieb sie schuldig. Stattdessen verstrickte sich das Topmodel in Widersprüche.

Mit einem Artikel über Verluste in zweistelliger Millionenhöhe beim Modelabel LeGer hat der AKTIONÄR (Ausg. 42/25) mächtig Wirbel in Deutschlands Modeszene verursacht. Auch die BILD griff das Thema auf – und lud Lena Gercke zum Exklusiv­interview. Doch wer sich von dem rund einstündigen Gespräch Aufklärung versprach, wurde enttäuscht. Statt Antworten gab es Befindlichkeiten. Gleich zu Beginn beschwert sich Gercke: „Natürlich ärgern mich solche Spekulationen. LeGer war mein erstes Baby, bevor ich meine zwei echten Babys bekommen habe.“ Was das Model verschweigt: der AKTIONÄR hat nicht spekuliert. Ein kurzer Rückblick: In dem Artikel „Die Schuldenkönigin“ hatte Deutschlands führendes Börsenmagazin die jahrelange Verlustserie bei Lena Gerckes Modelabel (60 Prozent Anteil) offengelegt – und die Rolle von Tarek Müller hinterfragt. Müller war seinerzeit CEO von About You (40 Prozent Anteil an LeGer) und gleichzeitig Geschäftsführer der GmbH – aus Sicht des AKTIONÄR ein klarer Interessenkonflikt.

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Rauschen im Blätterwald: Nach dem Bericht des AKTIONÄR über LeGer und About You stürzen sich Boulevardblätter von BILD bis Bunte auf das Thema.

Denn Müller nutzte seinen Einfluss im Konzern, um LeGer vor der Pleite zu bewahren. Die wäre wohl spätestens in den Jahren 2022 und 2023 fällig gewesen, als sich in der LeGer GmbH Verluste von mehr als 27 Millionen Euro auftürmten. Gercke erklärt dazu in der BILD: „Wenn man diese Zahlen liest, wirkt das natürlich dramatisch. Aber das war eine Phase, in der die gesamte Modebranche gelitten hat. Viele Unternehmen sind damals sogar insolvent gegangen.“

Viele Unternehmen hatten allerdings auch keinen Partner wie About You und Tarek Müller im Hintergrund, die immer wieder bereitwillig Geld nachschossen.

„Was qualifiziert eine Lena Gercke, in diesem Business erfolgreich zu sein?“

Gerrit Heinemann, Handelsexperte

Neue Strategie, alte Probleme

Doch irgendwann wurde die Luft dünner – und Gercke zog laut eigener Aussage die Reißleine. Sie stellte das Geschäftsmodell komplett um. Statt Kollektionen direkt an Endkunden zu verkaufen, beliefert LeGer nun Händler, Onlineplattformen und Boutiquen. In der BILD rechtfertigt sie sich: „Das ist planbarer, risikoärmer und gesünder.“ Gerrit Heinemann, Professor für BWL, Management und Handel an der Hochschule Niederrhein, kann über solche Aussagen nur den Kopf schütteln. Im Gespräch mit dem AKTIONÄR meint Heinemann: „So ein Schwenk ist aufwendig und teuer. Schließlich muss mit den Händlern über Kollektionen und Mengen verhandelt werden. Ich kann nicht nachvollziehen, dass Frau Gercke hier Worte wie ,planbarer‘, ,risikoärmer‘ und ,gesünder‘ in den Mund nimmt.“

Es ist nicht die einzige Ungereimtheit. Gercke schwärmt im Interview einerseits davon, wie erfolgreich die Geschäfte anfangs liefen – nur um wenig später zu klagen: „Wir haben unsere Kollektionen jahrelang über About You verkauft. Das klingt einfach, war es aber nicht. Das Risiko lag komplett bei uns.“

Wie passt das zusammen? Und wird mit der neuen Strategie jetzt alles besser? Kaum. Für den Modehandel zeichnet Heinemann ein düsteres Bild: „Mode ist das härteste Geschäft im Einzelhandel. Shein mischt die gesamte Branche auf. Nur Inditex kann hier noch gut mithalten. Insgesamt sind die Orderraten aktuell katastrophal – vielen Anbietern droht die Insolvenz. Da stellt sich die Frage: Was qualifiziert eine Lena Gercke, in diesem Business erfolgreich zu sein?“

„Wenn man diese Zahlen liest, wirkt das natürlich dramatisch.“

Lena Gercke, Gründerin LeGer
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Nur schöner Schein

Sicher nicht ihr unternehmerisches Talent. Den Umsatzeinbruch 2024 lächelt das Model einfach weg und lobt stattdessen die höheren Margen. Die sind wirklich ein bemerkenswertes Kunststück, wo die Spannen doch gerade im B2B-Geschäft traditionell niedriger ausfallen als im B2C.

Doch die erfolgreiche Lena Gercke hat offenbar einen Weg gefunden, die Gesetze der Wirtschaft zu überlisten. Heinemann bleibt skeptisch: „Für mich sieht das alles andere als zukunftsfähig aus.“ DER AKTIONÄR ist überzeugt: Das Märchen von der „gesunden Schrumpfkur“ ist Unfug – die Wahrheit ist vermutlich viel banaler. Die Kollektionen von LeGer verkaufen sich schlecht. Nur knapp elf Millionen Euro Umsatz bei über drei Millionen Followern auf Social Media und Millionen potenziellen Kunden über About You sprechen eine klare Sprache: Die Marke Lena Gercke verliert an Zugkraft.

Und der Gewinnsprung 2024? Dass LeGer während des Komplettumbaus ihrer Firma aus dem Stand einen Nettogewinn von einer Million Euro erzielt haben soll – der Wert entspricht einer Marge von beeindruckenden neun Prozent –, grenzt an ein Wunder. Wie die Firma das hinbekommen hat? Verrät sie nicht. Also wohl doch kein Wunder. Ein Forderungsverzicht durch About You liegt nahe – den bezahlten weder Gercke noch Müller, sondern die Aktionäre von About You.

Die wichtigste Frage im Interview war die, die nicht gestellt wurde: Hat sich dieser „positive Trend“ 2025 fortgesetzt? Nach zehn Monaten sollte die Entwicklung abzuschätzen sein. Dass BILD hier nicht nachhakte, lässt nur einen Schluss zu: Gercke hat ausdrücklich darum gebeten – weil sie keine passende Antwort liefern konnte. Oder liefern wollte.

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Bilanzieller Offenbarungseid

Für About You spielt das alles kaum noch eine Rolle: Der Konzern geht bekanntlich in Zalando auf und misst LeGer längst keinen Wert mehr bei. Ein Buchwert von null Euro für die Beteiligung und Rangrücktritte für die ausgereichten Darlehen sind in Kombination ein bilanzieller Offenbarungseid – und keineswegs eine „Absicherung des Darlehens“, wie Lena Gercke nonchalant und offenbar in Unkenntnis der Bedeutung eines Rangrücktritts behauptet.

Die Einzige, die von dieser lebensverlängernden Maßnahme profitierte, war ihre Firma LeGer – und damit sie selbst. Denn ohne Rangrücktritt wäre das Label – und mit ihm Gerckes vermeintlicher „Erfolg“ – längst über die Klippe gegangen.

Enttäuschte Erwartungen

Das Interview mit der BILD hat Lena Gercke eher geschadet als geholfen. DER AKTIONÄR wartet immer noch auf Antworten. Das schwache Bild passt zur Zalando-Performance. Die Aktie ist nach wie vor kein Kauf.

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