Die Themenbereiche Carsharing, E-Mobility und autonomes Fahren dürften bei den Automobilproduzenten im Allgemeinen und bei dem Volkswagen-Konzern im Besonderen in den kommenden Jahren zu massiven Umwälzungen führen. Gemäß den Erhebungen von Boston Consulting Group und Berylls Strategy Advidsors wird die globale Autoindustrie im Jahr 2035 mit den bisherigen traditionellen Geschäftsfeldern nur noch 60 Prozent ihrer Gesamtumsätze machen.
70 Milliarden Euro für Mobilitätstrends
Das grundsätzliche Problem: Das richtig große Geld soll zudem nicht mehr mit dem klassischen Autoverkauf zu verdienen sei, sondern mit neuen speziellen Mobilitätsdiensten. Die Beratungsgesellschaft McKinsey hat nun errechnet, was es kosten würde, bei den Mobilitätstrends Elektroantrieb (E-Mobility), autonomes Fahren, Vernetzung und Carsharing am Ball zu bleiben. Das Ergebnis: Dafür wären laut der Aussage der Beratungsgesellschaft bis zum Jahr 2030 pro Unternehmen 70 Milliarden Euro nötig.
Software wird wichtiger als Hardware
Besonders hohes Potenzial billigt McKinsey in diesem Zusammenhang dem Bereich Robotertaxiflotten zu. Auf satte 1,6 Billionen Dollar soll der globale jährliche Umsatz in diesem Sektor bis zum Jahr 2030 in die Höhe schnellen. Der Knackpunkt: Bei den Transportsystemen der Zukunft kommt es in erster Linie nicht mehr auf Pferdestärken an, sondern vor allem auf verlässliche Software-Systeme. Ob da ein VW-Emblem oder ein Daimler-Stern draufsteht, wird nicht mehr so wichtig sein.
Kein Ende der Dieselaffäre in Sicht
Bei VW konzentrieren sich jedoch 90 Prozent der Entwickler immer noch auf die Hardware. Das ist ein aberwitzig hoher Anteil für ein Unternehmen, welches seine Zukunft im Wesentlichen im Bereich E-Mobility sieht. Statt sich voll auf diesen Zukunftstrend konzentrieren zu können, muss sich das Management aber immer noch mit dem Dieselskandal herumschlagen.
So wurde das operative Ergebnis von VW auch im Jahr 2018 erneut mit zahlreichen Rechtsstreitigkeiten mit Bezug zur Dieselaffäre belastet – dieses Mal erneut mit 3,2 Milliarden Euro. Insgesamt mussten die Wolfsburger für die Bewältigung des Dieselskandals bisher 28 Milliarden Euro auf den Tisch legen.
Viel Geld, welches dem Management nun für die Investition in neue Zukunftstrends fehlt. Ein Ende der Dieselaffäre ist nicht in Sicht, da im 2018er Geschäftsbericht allein von der Anlegerseite Klagen, gerichtliche Mahn- und Güteanträge sowie Anspruchsmeldungen in Höhe von 9,6 Milliarden Euro rechtsanhängig sind.
Gelingt die Neuausrichtung?
Es bleibt abzuwarten, ob das VW-Management rund um Konzernchef Herbert Diess die Neuausrichtung des Autobauers schnell genug umsetzen kann. Bisher konnte die Unterstützung im Bereich 137/140 Euro die VW-Vorzugsaktie nach unten gut absichern, woraus sich charttechnisches Potenzial bis 175/180 Euro ergibt. Es bleibt allerdings fraglich, ob der Konzern den zukünftigen Umbruch in der globalen Autoindustrie gut überstehen wird. Vorsichtige Anleger bleiben daher bei der VW-Aktie außen vor.