Der Fahrdienst-Vermittler Uber will zu einem Robotaxi-Anbieter werden. In den kommenden sechs Jahren sollen in verschiedenen Ländern mindestens 20.000 selbstfahrende Autos auf Basis von SUVs des Elektroauto-Herstellers Lucid ausgerollt werden. Macht sich Uber damit selbst Konkurrenz?

Uber demonstrierte bereits zuvor Ambitionen, zur führenden Plattform für Robotaxis verschiedener Entwickler zu werden. So sind in einigen US-Städten selbstfahrende Autos von Waymo über die Uber-App buchbar. Auch Robotaxis von Volkswagen sollen auf die Uber- Plattform kommen. Diese Woche kündigte Uber zudem an, dass außerhalb der USA selbstfahrende Autos der chinesischen Firma Baidu vermittelt werden sollen.
300 Millionen Dollar für "Umbau"
Uber und Lucid wollen in den nächsten sechs Jahren mehr als 20.000 Robotaxis auf die Straße bringen. In einem ersten Schritt will Uber 300 Millionen Dollar in Lucid investieren. Die Software, die in den Lucid Modellen verbaut wird, um autonomes Fahren möglich zu machen, wird von Nuro zur Verfügung gestellt werden.
Bereits im kommenden Jahr sollen die Robotertaxis erste Testmeilen in Städten in den USA abspulen. Erste Prototypen drehen Berichten zu Folge bereits auf dem Testgelände von Nuro in Las Vegas ihre Runden.
Bislang fokussiert sich Lucid nur auf hochpreisige Elektro-Limousinen (Modell Air) und SUVs (Modell Gravity). Immer wieder benötigte das EV-Start-up neue Geldspritzen, um die Produktion hochzufahren. Der Absatz hinkt allerdings den Erwartungen weit hinterher, Lucid hängt tief in der Verlustzone fest.

In einem Interview mit CNBC bezeichnete Marc Winterhoff, Interims-CEO von Lucid, die Partnerschaft als eine Chance für den Elektroauto-Hersteller, in einem „völlig neuen“ Markt zu konkurrieren. Mögliche Lieferschwierigkeiten aufgrund des neuen Deals mit Uber sieht der Lucid-CEO nicht. "Ich sehe keine Engpässe voraus", sagte Winterhoff gegenüber Bloomberg TV, räumte aber dennoch ein, dass Lucid noch einige Probleme zu überwinden hätte.
Rolle rückwärts
Uber macht mit dem Lucid- und Nuro-Deal eine Rolle rückwärts. Der Fahrdienst-Vermittler arbeitete vor Jahren bereits an einer eigenen Technologie für autonome Autos. Nach einem tödlichen Unfall bei einer abendlichen Testfahrt warf Uber allerdings das Handtuch.
Der Schritt von Uber ist allerdings durchaus nachvollziehbar. „Nicht mehr Fahrer mit ihren eigenen Autos kommen daher, sondern fahrerlose Autos, die jemanden gehören müssen. Und die vollständig jemand anderen zu überlassen (wie bspw. Waymo in Austin, die dort exklusiv über die Uber-App gebucht werden können), ist einfach zu riskant. Uber steht in San Francisco unter Druck, weil Waymo dort mittlerweile beim Marktanteil Lyft überholt hat und nun auf Uber zielt“, sagt Zukunftsforscher Mario Herger gegenüber DER AKTIONÄR.

Und dennoch wird es in Zukunft nicht nur Robotaxis auf den Straßen geben. Vielmehr wird sich wahrscheinlich ein Hybridmodell entwickeln. Menschen werden nach wie vor selbst fahren, es wird Taxis und Robotaxis geben. Für die Anbieter von Robotaxis wird es eine Herausforderung sein, eine hohe Auslastung hinzubekommen.
Denn wir Menschen reisen beziehungsweise bewegen uns unregelmäßig, so dass der Bau einer ausreichenden Anzahl von Robotertaxis, um eine Spitzennachfrage wie auch schwache Nachfrage zu befriedigen, durchaus schwierig sein wird.
Die Bank of America sieht den Schritt von Uber positiv. „Da KI in den kommenden Jahren die Verbreitung von L4-AVs ermöglicht , gehen wir davon aus, dass das wachsende Ökosystem einen wettbewerbsintensiven Markt ankurbeln wird, von dem Uber als Nachfrageaggregator profitieren wird. Sobald Uber die AV-Ökonomie etabliert hat, würden wir erwarten, dass neue Finanzpartner auftauchen werden, ein weiterer Rückenwind für die Konkurrenten von Waymo und Tesla“, so Analyst Justin Post. Sein Kursziel lautet 115 Dollar für die Uber-Aktie.
Für Uber ist der Eintritt in den Robotaximarkt wichtig. Der Deal mit Lucid also durchaus nachvollziehbar. Denn rollen Waymo und Tesla sowie Baidu den Markt auf, wird Uber mit seinen Taxi-Diensten inklusive Fahrer auf der Kostenseite nicht mehr mithalten können.
Was Lucid betrifft, könnte durch den Deal in Zukunft die Tür für neue Finanzierungsmöglichkeiten aufgehen. Bislang hat der Public Investment Fund (PIF) Saudi-Arabiens mehrere Milliarden investiert und Lucid am Leben gehalten. Der Fonds ist gleichzeitig auch der größte Aktionär von Lucid (60 Prozent der Anteile). Nach dem starken Kurssprung warten Anleger ab.
Enthält Material von dpa-AFX