Twitter wird dieses Jahr laut eMarketer von der App Snapchat in den US-Nutzerzahlen überholt. Damit hinkt die Internetplattform den Giganten der Branche immer weiter hinterher. Bis jetzt.
Twitter kämpft seit einiger Zeit gegen die schrumpfenden User-Zahlen an. Bislang hat das Unternehmen noch keine effektive Strategie gefunden, um das zu bekämpfen. Zuletzt wurde die Aktie von Analysten von Moffett Nathanson auf Sell abgestuft. Mit den harten Worten „Hoffnung ist keine Strategie“ erklärten sie, dass es zurzeit keinen Grund gäbe, eine Twitter-Aktie zu besitzen.
Einen Silberstreifen am Horizont gibt es dieses Jahr aber: die Wahlen des US-Präsidenten. Dieses Jahr ist die erste Wahlperiode, in der Twitter ein eigenes Team hat, das sich um den Wahlkampf kümmert. Bislang wurde schon mehr für den Wahlkampf ausgegeben als sonst. Mit dem Großteil der Einkünfte durch den Wahlkampf rechnet Twitter allerding erst in der zweiten Jahreshälfte.
Um die Plattform als Wahlkampfbasis zu bewerben, hat sich Twitter nun auch direkt an die politischen Läger gewandt. Der Onlinedienst bietet ihnen zum Beispiel die „direct-response ad“ an, in denen direkte Links zum Spendensammeln eingefügt werden. Sie können sich auch einen Platz in den Landestrends oder 24 Stunden auf dem Top-Werbeplatz sichern. Außerdem will sich Twitter durch Echtzeit-Werbung von den Konkurrenten Facebook und Alphabet abheben.
Jetzt beginnt die heiße Phase des Wahlkampfs, weshalb Twitter damit rechnet, dass von Juli bis November das größte Budget zum Wahlkampf ausgegeben wird. Das heißt, in den kommenden Monaten wird deutlich, ob die neuen Maßnahmen auch wirklich den versprochenen Nutzen bringen.
Eine einseitige Beziehung?
Bislang hat Donald Trump für Twitter-Kampagnen gerade einmal knapp über 3.000 Dollar ausgegeben, für Facebook dagegen 130.000 Dollar. Trump profitiert mit 8,5 Millionen Twitter-Followern auch ohne weitere Werbeausgaben immens von dem Onlinedienst. Deshalb ist fraglich, ob die Ausgaben für Kampagnen über Twitter in den nächsten fünf Monaten wirklich so stark steigen werden.
Kein Kauf
DER AKTIONÄR rät derzeit vom Kauf der Twitter-Aktie ab. Sollte Twitter es wie versprochen schaffen, durch die nächsten Wahlkampfmonate deutlich mehr Einnahmen zu generieren als bislang, könnte ein Turnaround bevorstehen.