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Trumps Kunst des Verhandelns

Trumps Kunst des Verhandelns
Bernd Förtsch 07.08.2025, 08:12 Bernd Förtsch

Donald Trump ist seinem Ruf als Dealmaker einmal mehr gerecht geworden. Durch eine endlose Kette an Finten und Drohungen hat er die EU mürbe gemacht und am Ende ausgespielt. Meine Gedanken zum aktuellen Zollpakt.

Ein Gruppenbild mit Dame(n). Links Europa, rechts USA. Es erinnert ein wenig an Asterix: Ganz Gallien lächelt und zeigt den ausgestreckten Daumen. Ganz Gallien? Nein! Eine kleine Frau in der linken Bildhälfte nimmt nicht an der demonstrativen Fröhlichkeit teil. Ihr Name: Sabine Weyand, Generaldirektorin für Handel in der Europäischen Kommission.

Ort des Geschehens: Trumps Golfclub in Schottland. Hier fanden die monatelangen Zollverhandlungen zwischen EU und USA ein (vorläufiges) Ende. Doch um welchen Preis: 15 Prozent Zoll auf EU-Exporte in die USA. Von den USA nach Europa: nichts. Außerdem noch ein paar Hundert Milliarden Investitionsversprechen on top. Kein Wunder, dass Spitzenfunktionärin Weyand nicht strahlt. Wenn jemand soeben mit dir und deinem Team in seinem Golfclub feucht durchgewischt hat, dann müsstest du schon sehr hartgesotten sein, um beim Abschlussbild in die Kamera zu strahlen.

Hätte es schlimmer kommen können? Natürlich! Trump und sein Team hatten im Vorfeld eine Drohkulisse mit 50 Prozent aufgebaut. Doch am Ende landete man recht genau da, wo Howard Lutnick und sein Chef Mr. President Donald Trump hinwollten. Am oberen Ende eines Korridors zwischen zehn und 15 Prozent.

Hatte sich die EU nicht vorbereitet? Doch, hatte sie. Monatelang. Nicht einmal schlecht. Aber sie hatte am Ende nicht den Mut, die Maßnahmen gegen die Amerikaner auch durchzuziehen.

Politik
Wie sehen Sieger aus? Auf der rechten ­Seite des Bildes ­findet man die US-Delegation. Sehr ­mit sich zufrieden – und das mit Recht. Links das Team der EU … Was meinen Sie?

Was bleibt: eine EU, die militärisch ohnehin keine große Rolle spielt. Die sich in den Augen der USA nun auch ökonomisch verzwergt hat. Die man herumschubsen kann. Nur so ist auch die jüngste Aussage des US-Präsidenten im heimischen Fernsehen zu verstehen. Bei CNBC hat er die von Europa im Rahmen des Zollabkommens zugesagten Investitionen in Höhe von 600 Milliarden Dollar als „Geschenk“ bezeichnet. Auf Nachfrage erklärte er, er könne diese Summe so investieren, wie er wolle. Falls die EU diese Zusage nicht einhalten sollte? Dann werde er Zölle in Höhe von 35 Prozent verhängen. So sieht völlige Unterwerfung aus. Wenn Viktor Orbán lästert, Trump habe von der Leyen zum Frühstück verspeist, dann kann man ihm nur schwer widersprechen.

Ich frage mich zwei Dinge:

Erstens: Wie genau kann Frau von der Leyen Investitionen heimischer Unternehmen in einem Drittland versprechen? Bekomme ich morgen einen Anruf mit genauen Angaben zu Ort und Zeit unserer Expansion in die USA?

Zweitens: Wer zahlt den Zoll? Die Antwort ist einfach: entweder der Exporteur (also unser heimisches Unternehmen) oder der Kunde vor Ort. Eine Firma exportiert eine Ware für 100 Euro in die USA. Jetzt kommen 15 Prozent Zoll. Variante 1: Man schlägt den Zoll auf den Preis auf. Der Kunde in den USA bezahlt nun 115. Die Folge: Der Absatz geht zurück. Variante 2: Man lässt den Preis konstant. Dann hat man nur noch 85 – und das schlägt direkt auf den Gewinn durch. Der schwache Dollar tut ein Übriges. An der Börse kommt das nicht gut an – und sollte es auch nicht. Wenn man sich beispielsweise LVMH ansieht, dann sagt das Chartbild mehr als tausend Worte.

Donald Trump hat 1987 sein wichtigstes Buch veröffentlicht: The Art of the Deal. Wir sind der deutsche Verlag. Hat sie es gelesen? Ich denke nicht. Daumen runter!

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Quelle: Börsenmedien AG
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