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05.07.2023 Max Gross

Pleitefirma Bed Bath & Beyond: Dümmer geht's wirklich nimmer!

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Bed Bath & Beyond

Seit dem Beginn der Corona-Pandemie herrscht an der Börse kein Mangel an Übertreibungen und völlig irren Stories. Eine Folge der Liquiditätsschwemme der Notenbanken einerseits, andererseits aber auch Ausdruck der Tatsache, dass das Interesse an Aktien seither stark zugenommen hat. Nicht immer sind Anleger dabei auf einem guten Weg, manchmal sind sie schlicht auf dem Holzweg: So wie bei Meme-Aktie Bed Bath & Beyond.

Nach vielen Kreditaufschüben und Kapitalerhöhungen musste das Unternehmen Ende April Insolvenz anmelden. Unmittelbar vor der Pleite konnte Bed Bath & Beyond bei Zulieferern nicht einmal mehr für den Verkauf vorgesehene Ware bezahlen; teilweise wurde der Einkauf über die kreditgebenden Banken organisiert, die dafür direkt aus den Umsätzen beteiligt wurden.

Seither wurden einerseits Dutzende Geschäfte geschlossen, andererseits sogar die Marken- und Namensrechte verkauft. Die hält jetzt der auf Haushaltswaren spezialisierte Online-Händler Overstock, der dafür rund 22 Millionen Dollar auf den Tisch gelegt haben soll. Peanuts im Vergleich zur Verschuldung: Bed Bath and Beyond ist mit einer Nettoverschuldung von 3,3 Mrd. Dollar in die Insolvenz gegangen.

Zockern, denen nicht mehr zu helfen ist

Weder die Insolvenz noch die Abwicklung des operativen Geschäfts haben Trader davon abgehalten, weiter mit der inzwischen nur noch Over-The-Counter (OTC) zu handelnden Aktie zu zocken. Laut eines Berichts der Financial Times wurden in den vergangenen Wochen Papiere im Wert von 200 Millionen Dollar gekauft: Dümmer geht's wirklich nimmer!

Stellt man nämlich sämtlichen Verbindlichkeiten die noch existierenden Assets gegenüber, ergibt sich ein Fehlbetrag von 800 Millionen Dollar. Die Wahrscheinlichkeit, dass es nach der vollständigen Abwicklung des Unternehmens noch etwas zu verteilen gibt, ist dadurch gleich null. Zumal Aktionäre ohnehin die letzten in einer langen Reihe von Gläubigern wären.

Bed Bath & Beyond (WKN: 884304)

Über die Motive der Zocker lässt sich angesichts der finanziellen Ausweglosigkeit nur spekulieren. Eine mögliche Erklärung ist, dass es der Aktie in den vergangenen drei Jahren an Drama nicht gefehlt hat. Am offensichtlichsten sind die periodischen Short-Squeezes mit atemberaubenden Kursanstiegen in kürzester Zeit. Gier dürfte also ein Motiv sein.

Daneben herrscht auch die Hoffnung, dass das Drama erneut eine völlig unvorhergesehene Wendung annimmt. Mit dem Suizid des Finanzvorstandes wenige Wochen vor der Insolvenz, dem zwischenzeitlichen Einstieg von Ryan Cohen, der schon bei GameStop für Furore sorgte, und Aktienrückkäufen von zeitweise 400 Millionen Dollar herrschte bei Bed Bath Beyond jedenfalls kein Mangel an ebenso tragischen wie mindestens merkwürdigen Überraschungen und Entscheidungen.

Zwischen Gier und der Freude am Spektakel mischt sich aber noch etwas anderes: Um die nach GameStop und AMC Entertainment beliebteste Meme-Aktie ranken sich zahlreiche Mythen - um nicht zu sagen: knallharte Verschwörungstheorien.

Spannende, aber substanzlose Stories

Ein Mythos ist, dass eine Veräußerung von Buy Buy Baby, der auf Kleinkindbedarf spezialisierten Tochter, Milliarden bringen könnte. Dank eines starken Online-Geschäfts war die hundertprozentige Tochter einer der wenigen zuletzt noch profitablen Geschäftsbereiche. Diese Hoffnung verkennt aber die milliardenschweren Verbindlichkeiten, die selbst bei einem überraschend einträglichen Verkauf kaum zu vollständig zu bedienen wären.

Häufig begegnet man auch der Spekulation, dass Shortseller ihre Positionen noch immer nicht geschlossen hätten. Immer wieder stößt man in Online-Foren auf Beiträge, die behaupten, der Aktienkurs wäre mithilfe aus dem Nichts erschaffener, leerverkaufter Aktien (sog. Synthetic Shorts) manipuliert worden, sodass es mehr leerverkaufte als physisch tatsächlich vorhandene Anteilsscheine gäbe. Es bräuchte nur den einen richtigen Impuls, dieses Fass zum Überlaufen zu bringen, und die Aktie würde explodieren - völlig unabhängig von der Insolvenz.

Bed Bath & Beyond ist nicht alleine

Egal, wie irre einem das erscheinen mag, Bed Bath & Beyond ist nicht die Ausnahme. Selbst in den OTC gehandelten Aktien der Pleitebanken First Republic, Silicon Valley und Signature wurden nach deren Insolvenz und Abwicklung durch die Einlagensicherungsbehörde FDIC Aktien im Wert mehrerer Hundert Millionen Dollar gehandelt. Der Wahnsinn scheint also Methode zu haben. Immerhin, denn Erfolg wird er keinen haben.

Pleite hin oder her: Zocker und Meme-Trader scheinen Bed Bath & Beyond und anderen Pleiteaktien so sehr hinterher zu trauern, dass im außerbörslichen Handel noch immer Aktien im Wert von mehreren Hundert Millionen Dollar den Besitzer wechseln. Ein angesichts der völlig desaströsen Finanzlage aussichtsloses Unterfangen.

Die Fälle Steinhoff und Bed Bath & Beyond haben jüngst gezeigt, dass man von blutleeren Unternehmen und deren Aktien die Finger lassen sollte. Die nahe Null liegende Chance auf ein glückliches Ende rechtfertigt weder das eingesetzte Kapital noch die investierte Zeit.

Mit Blick auf die Zukunft bleibt zu hoffen, dass die zunehmend straffere Notenbankpolitik dafür sorgt, dass es zu solchen Exzessen gar nicht mehr erst kommt. Das wäre auch im Sinne unbelehrbarer Anleger.

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