Palantir lieferte am gestrigen Montag Quartalszahlen, die eigentlich für ein Kursfeuerwerk sorgen müssten. Doch die Aktie fällt. Der Grund: Eine Bewertung, die mittlerweile wohl selbst für die kühnsten Optimisten schwindelerregende Höhen erreicht hat.
Der Umsatz im dritten Quartal schoss um 63 Prozent auf 1,18 Milliarden Dollar in die Höhe und übertraf damit die Konsensschätzung von 1,09 Milliarden Dollar deutlich. Auch der Gewinn je Aktie lag mit 21 Cent klar über den erwarteten 17 Cent. Für das laufende Quartal stellt das Unternehmen 1,33 Milliarden Dollar Umsatz in Aussicht – ebenfalls weit über den Prognosen der Wall Street. Es ist das 21. Quartal in Folge, in dem Palantir die Erwartungen übertrifft.
Der Wachstumsmotor des Datenspezialisten bleibt die USA. Das kommerzielle Geschäft legte dort um 121 Prozent zu, die Regierungsaufträge um 52 Prozent. CEO Alex Karp benannte auf der Investorenkonferenz jedoch auch eine Schwachstelle: „Das Wachstum wird durch ein stagnierendes Europa gebremst, das immer noch ein signifikanter Teil unseres Geschäfts ist.“
Trotzdem gab die Aktie im nachbörslichen Handel um rund fünf Prozent nach. Ein Paradox, das sich nur mit einem Blick auf die extreme Performance der vergangenen Monate erklären lässt. Über 150 Prozent hat das Papier seit Jahresbeginn zugelegt. Das KUV erreichte zuletzt einen Wert von 85 – der höchste im gesamten S&P 500.
Fundamentaldaten entkoppelt
„Diese Zahlen sind völlig von den Fundamentaldaten entkoppelt“, kommentierte Gil Luria von D.A. Davidson gegenüber Bloomberg Television. „Wir haben hier ein Unternehmen mit einer Run-Rate von 4 Milliarden Dollar, das um 63 Prozent wächst. Das ist beispiellos und hat zu dieser beispiellosen Bewertung geführt.“
Entsprechend hoch sind die Erwartungen der Anleger. Eine reine Bestätigung des starken Wachstums reicht nicht mehr aus. Mandeep Singh, Senior Analyst bei Bloomberg Intelligence, vermutet, dass Anleger mehr wollten: „Ich denke, jeder wollte eine Art Ausblick auf 2026.“ Doch den lieferte Palantir nicht. Ein Versäumnis in einer derart überhitzten Situation.
Karp: Unbeeindruckt und provokant
CEO Alex Karp, der von seiner Retail-Anhängerschaft auf Reddit liebevoll „Daddy Karp“ genannt wird, zeigte sich unbeeindruckt. „Wir sind in einer Zone, in der einem die Luft ausgeht“, sagte er in einem Interview. In seinem Brief an die Aktionäre erklärte er, der Aufstieg des Unternehmens habe „die meisten Finanzanalysten und die Quassel-Klasse“ verwirrt. Er legte sogar noch nach und sagte, die „Kritiker“ seien in einem „Zustand des verwirrten und selbstzerstörerischen Wahns“ zurückgeblieben.
Die operative Leistung von Palantir ist beeindruckend, der Rückenwind durch den KI-Boom unbestreitbar. Doch die Börse hat nicht nur Perfektion, sondern eine Art technologischen Quantensprung eingepreist. Die Schwerkraft einer Bewertung von 85-fachem Umsatz holt selbst die wachstumsstärksten Titel irgendwann ein. Der Kursrutsch um fünf Prozent ist nach der Mega-Rally allerdings nur ein kleiner Dämpfer, weshalb Anleger weiter an Bord bleiben können.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Palantir Technologies.
04.11.2025, 09:00