Für Nvidia-CEO Jensen Huang und die erfolgsverwöhnten Aktionäre des KI-Giganten schien die Lage im China-Geschäft endlich aufzuklaren. Nachdem Washington grünes Licht für die Ausfuhr der abgespeckten H20-KI-Chips gegeben hatte, keimte die Hoffnung auf eine Wiederbelebung des wichtigen Marktes im Reich der Mitte. Doch diese Hoffnung erhält nun einen empfindlichen Dämpfer – und zwar ausgerechnet aus Peking.
Wie die chinesische Cyberspace-Verwaltung (CAC) mitteilte, wurden Vertreter von Nvidia zu einem Gespräch einbestellt. Der Vorwurf wiegt schwer: Die H20-Chips könnten erhebliche nationale Sicherheitsrisiken bergen. Die chinesischen Behörden fordern von Nvidia nun „Klarstellungen und relevante Belege bezüglich der Sicherheitsrisiken, einschließlich potenzieller Schwachstellen und Hintertüren“.
Laut einer Übersetzung von CNBC geht die CAC sogar noch weiter und verweist auf Berichte über angebliche „Tracking- und Ortungs“- sowie „Fernabschaltungs“-Technologien, die in Nvidias Chips verbaut sein sollen. Diese Funktionen könnten es ermöglichen, den Standort der Hochleistungschips zu verfolgen und sie aus der Ferne zu deaktivieren – ein Albtraum-Szenario für Peking, das seine technologische Souveränität bedroht sieht.
Im geopolitischen Schraubstock
Die Situation ist für Nvidia-Chef Jensen Huang an Brisanz kaum zu überbieten. Er befindet sich in einer klassischen Zwickmühle zwischen den Forderungen Washingtons und den Interessen Pekings. Ironischerweise sind es ausgerechnet US-Politiker, die solche Tracking-Funktionen fordern.
Ein kürzlich eingebrachter Gesetzesentwurf, der „U.S. Chip Security Act“, sieht vor, dass Unternehmen wie Nvidia verpflichtende Sicherheitsmechanismen und Standortverifizierungen in ihre Chips integrieren müssen, um deren Verbleib zu kontrollieren. Was aus US-Sicht ein Sicherheitsmerkmal ist, wird in China als potenzielle Spionage-Technologie und Einfallstor für Sabotage gewertet.
Milliardenschweres Geschäft auf dem Spiel
Für den Halbleiter-Champion steht viel auf dem Spiel. Das China-Geschäft ist trotz der US-Restriktionen extrem lukrativ. Erst kürzlich hatte Nvidia laut Berichten eine Bestellung über 300.000 H20-Chipsets beim Auftragsfertiger TSMC platziert, um die immense Nachfrage zu bedienen. Die früheren Exportverbote hatten bereits tiefe Spuren in der Bilanz hinterlassen: Nvidia musste im Mai eine Abschreibung in Höhe von 4,5 Milliarden Dollar auf unverkäufliche H20-Chips vornehmen und bezifferte den entgangenen Umsatz allein im vergangenen Quartal auf 2,5 Milliarden Dollar.
Da es sich bei China allerdings um einen enorm wichtigen Markt handelt, ist es wahrscheinlich, dass es zu neuen Einigungen oder Kompromissen in Sachen „U.S. Chip Security Act“ kommt. DER AKTIONÄR bleibt bullish für Nvidia.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia Corp..
31.07.2025, 10:21