Es wirkt auf den ersten Blick wie eine Kapitulation, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen jedoch als trotziges Treuebekenntnis. Cantor Fitzgerald hat das Kursziel für Michael Saylors Bitcoin-Wette MicroStrategy radikal zusammengestrichen. Doch während die Analysten den Rotstift ansetzen, warnen sie ihre Klienten gleichzeitig davor, dem Bären-Lager ins Netz zu gehen.
In einer aktuellen Notiz senkt die US-Investmentbank das 12-Monats-Kursziel für die MicroStrategy-Aktie von ehemals 560 Dollar auf nunmehr 229 Dollar. Ein Abschlag von rund 60 Prozent. Cantor Fitzgerald ist nicht irgendein Beobachter, sondern hält selbst signifikante Anteile am Unternehmen. Dass ausgerechnet der neuntgrößte Aktionär das Ziel derart massiv korrigiert, sorgt für Aufsehen.
Liquidationsängste „unbegründet“
Trotz der drastischen Kurszielsenkung bleibt das Rating unverändert auf „Buy“. Der Grund: Die am Markt kursierenden Ängste vor einer Zwangsliquidation der Bitcoin-Bestände seien „nicht gerechtfertigt“.
Analysten verweisen auf die solide Liquiditätsdecke. MicroStrategy verfüge über genügend Barmittel, um laufende Verpflichtungen für die nächsten 21 Monate zu bedienen. Zudem stünden Eigenkapitalfazilitäten bereit. „Abgesehen von einem 90-prozentigen Rückgang des Bitcoin-Kurses von den aktuellen Niveaus ist diese Angst unbegründet“, heißt es in der Analyse.
MSCI-Risiko und das Gold-Szenario
Ein valideres Risiko sehen die Experten hingegen in einer möglichen Entscheidung des Indexanbieters MSCI. Sollte dieser Unternehmen ausschließen, deren Vermögenswerte zu mehr als 50 Prozent aus digitalen Assets bestehen, droht Verkaufsdruck durch passive Fonds. Cantor bezeichnet dies als „durchaus berechtigte“ Sorge, sieht darin aber lediglich einen kurzfristigen „Flow Headwind“ – Gegenwind durch Geldflüsse, keine fundamentale Katastrophe.
Langfristig bleibt der Blick der Analysten stur auf das „digitale Gold“ gerichtet. Die aktuelle Korrektur beim Bitcoin sei „gesund“. Das übergeordnete Ziel: Bitcoin soll die Marktkapitalisierung von Gold überholen. Um dies zu erreichen, müsste der Bitcoin-Preis auf über 1,57 Millionen Dollar steigen – mehr als das 15-Fache des aktuellen Niveaus.
Cantor Fitzgerald vollzieht den Spagat zwischen kurzfristiger Vorsicht und langfristiger Euphorie. Anleger, die nach Bitcoin-Exposure suchen, sollten allerdings weiterhin direkt in Bitcoin investieren, statt das zusätzliche unternehmerische Risiko von Strategy auf sich zu nehmen.
Heute, 14:45